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Abgewöhnungseffekt

19.10.2023 - Es habe sich ein "Gewöhnungseffekt" eingestellt, behaupten die Verkehrsexperten im Lüneburger Rathaus. Deshalb habe man jetzt entschieden, die zwölf Parkschilder an der Uelzener Straße wieder abzubauen. Dafür soll's nun weiße Markierungen geben. Was aber, wenn sich auch hier in ein paar Monaten ein Gewöhnungseffekt eingestellt hat? Werden die dann auch wieder entfernt? Und was ist eigentlich mit den vielen anderen Verkehrsschildern, die seit Jahren, manchmal Jahrzehnten an ein und derselben Stelle in der Stadt stehen? Kommen die demnächst auch alle weg? An die allermeisten von ihnen haben wir uns doch längst gewöhnt?

Parkverbotsschilder wären mal ein guter Anfang. Viele Lüneburger wissen nur zu gut, wo sie mit ihrem Auto parken dürfen und wo nicht. Oder Stopp-Schilder. An die haben sich schon so viele gewöhnt, dass einige gar nicht mehr anhalten. Auch die Schilder, die den Bereich des Platzes Am Sande als Fußgängerzone kennzeichnen, könnten eigentlich weg. Weiß nicht längst jeder Lüneburger – von ein paar Ausnahmen mit Migrationshintergrund abgesehen –, dass hier der Raum für die Linienbusse gebraucht wird?

Die Beispiele machen die Absurdität der rathäuslichen Begründung deutlich. Doch irgendwas musste man sich im Rathaus wohl einfallen lassen, um den offenkundigen Unsinn an der Uelzener Straße rückgängig machen zu können. Statt aber einfach zu sagen, hoppla, hier haben wir uns vertan, die Schilder kommen natürlich wieder weg, wird erst erklärt, das schreibe die Straßenverkehrsordnung so vor, um dann bei erneuter Nachfrage, wo denn denn die übrigen noch nicht aufgestellten Parkschilder bleiben, zu behaupten, man sei dabei, das umzusetzen. Weil man im Rathaus spätestens dann wohl begriffen hat, dass man aus der Nummer nicht mehr rauskommt, wird den Lüneburgern nun der "Gewöhnungseffekt" aufgetischt – auch eine Art, Politik zu machen, nur mutet diese eher als Abgewöhnungseffekt daher. 

Ein Kommentar von Ulf Stüwe
zum Beitrag "Schilderwald kommt wieder weg"