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Roy Robson kann expandieren – aber weniger als erhofft

Streit um Erweiterungspläne des Modeunternehmens mit Einzelhandel beigelegt

Zufriedene Gesichter nach dem gefundenen Kompromiss: (v.l.) Mediator Tilman Metzger, Cornelius Schnabel (LCM), Michael Zeinert (IHKLW), Heiko Westermann (Roy Robson), Heiko Meyer (LCM), Frederick Westermann (Roy Robson), Oberbürgermeisterin Claudia Kalisch, Stadtbaurätin Heike Gundermann. Foto: IHKLWLüneburg, 17.11.2023 - Das Lüneburger Modeunternehmen Roy Robson kann seinen Fabrikverkauf an der Bleckeder Landstraße erweitern, jedoch nur in abgespeckter Form. Das ist das Ergebnis eines Mediationsverfahrens, in dem sich die Inhaberfamilie Westermann und der Vorstand des Lüneburger City-Managements (LCM) auf einen gemeinsamen Lösungsvorschlag geeinigt haben. Dieser sieht unter anderem eine schrittweise Erweiterung der Verkaufsflächen sowie eine Begrenzung der Flächen für Fremdmarken vor. 

Die Lösung wurde im Rahmen eines Mediationsverfahrens unter der Leitung des Mediators Tilman Metzger erarbeitet. Zu dem Verfahren hatten Lüneburgs Oberbürgermeisterin Claudia Kalisch und Michael Zeinert, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Lüneburg-Wolfsburg (IHKLW), im Frühjahr gemeinsam eingeladen, nachdem die Roy Robson-Pläne beim Lüneburger Einzelhandel auf heftige Kritik gestoßen waren.

Absicht von Roy Robson war, seine Verkaufsfläche von aktuell 2.550 Quadratmetern, darunter 1.800 Quadratmeter für Fremdmarken, zu erweitern. Die Stadt leitete daraufhin die Aufstellung eines Bebauungsplans ein und beauftragte ein Verträglichkeitsgutachten für Erweiterungsschritte auf 3.500 Quadratmeter beziehungsweise 4.150 Quadratmeter. Dieses Gutachten kam im Februar 2023 zu dem Ergebnis, dass eine "kleine Lösung" für die Innenstadt gerade noch verträglich sei, die "große Lösung" jedoch nicht. 

Der Lüneburger Einzelhandel und insbesondere die Interessenvertretung LCM befürchteten aber eine weitere Schwächung der Innenstadt-Attraktivität, die ausgelöst durch die Corona-Pandemie, bereits zu zahlreichen Leerständen von Geschäften geführt hat. Vor allem aber störten sich der Einzelhandel an dem stark steigenden Anteil der Flächen für Fremdmarken, der zu Lasten der Händler ginge. 

Kalisch und Zeinert schlugen daraufhin ein Mediationsverfahren vor, um gemeinsam mit den Beteiligten eine für alle tragbare Lösung zu erarbeiten. Dadurch sollte auch vermieden werden, dass der Rat, der dem Lösungsvorschlag noch zustimmen muss, in der Auseinandersetzung zum Schiedsrichter werden muss. 

◼︎ Drei Hauptelemente als Lösung

1. In einem noch aufzustellenden Bebauungsplan ist im ersten Schritt eine Erweiterung um rund 280 Quadratmeter auf insgesamt 2.830 Quadratmeter vorgesehen. Davon dürfen jeweils höchstens 100 Quadratmeter auf Schuhe und 50 Quadratmeter auf Lederwaren entfallen. Weitere 50 Quadratmeter sind insgesamt für alle anderen Randsortimente vorgesehen. In einem ergänzenden Vertrag zwischen der Stadt und Roy Robson soll zudem festgehalten werden, dass der heutige Bestand an 1.800 Quadratmetern für Fremdmarken auch auf der vergrößerten Fläche nicht ausgebaut werden darf.

2. Ein zweiter Erweiterungsschritt auf dann 3.100 Quadratmeter ist möglich, jedoch frühestens zehn Jahre nach Rechtskraft des jetzt zu beschließenden Bebauungsplans.

3. Das benachbarte Grundstück am Schützenplatz 1, auf dem sich derzeit ein Lebensmittelgeschäft befindet, soll in den Geltungsbereich des Bebauungsplans einbezogen werden. 

◼︎ Ideen für mehr Austausch

Ziel ist es, dass die städtische Bauverwaltung nun zeitnah die Entwürfe für den Bebauungsplan und den Vertrag zwischen Stadt und Roy Robson erarbeitet, sodass die zuständigen Gremien beraten und beschließen können. Außerdem haben die Beteiligten in dem Mediationsverfahren eine Reihe von Ideen entwickelt, wie man die Austauschbeziehungen zwischen dem Standort des Fabrikverkaufs und der Innenstadt verbessern kann. Diese sollen der Lüneburg Marketing GmbH übergeben und gemeinsam mit Roy Robson und dem LCM beraten werden. 

◼︎ "Nicht unser Interesse, die Innenstadt zu schwächen"

LCM-Vorsitzender Heiko Meyer sieht in dem Lösungsvorschlag "eine positive Entwicklung für unsere Innenstadt und für die Mitglieder unseres Vereins". Damit seien klare Verhältnisse und Richtlinien festgeschrieben, "die eine stabile Grundlage für die Zukunft unserer Stadt schaffen und das Sortiment auf dem Roy-Robson-Gelände – darunter Fremdmarken – klar regeln". 

Auch Roy-Robson-Geschäftsführer Frederick Westermann ist mit dem Ergebnis zufrieden: "Wir freuen uns, dass wir alle gemeinsam eine konstruktive und für alle tragbare Lösung erarbeitet haben. Unser Dank gilt allen Teilnehmenden. Es war und ist nicht in unserem Interesse, die Innenstadt Lüneburgs zu schwächen: Geht es der Stadt gut, dann geht es auch uns allen gut."

Oberbürgermeisterin Kalisch dankte den Beteiligten: "Wir haben einen guten Kompromiss gefunden. Das Ergebnis zeigt einmal mehr, wie wichtig es ist, miteinander zu sprechen. Nun hoffe ich, dass der Stadtrat dem Vorschlag zustimmt."

Positive Worte fand auch IHK-Hauptgeschäftsführer Michael Zeinert: "Ich bin sehr glücklich, dass alle Beteiligten gemeinsam eine Lösung gefunden haben. Dafür mussten alle an ihre Schmerzgrenze gehen, erhalten im Gegenzug aber Planungssicherheit für einen langen Zeitraum. Roy Robson kann sich weiterentwickeln, die Erweiterung ist aber verträglich für die Innenstadt."


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