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Lüneburg stellt künftig drei Bundestagsabgeordnete

Lüneburger Stimmen nach der Wahl - Pols, Lotze und Verlinden gehen nach Berlin - AfD und Piraten kämpfen weiter 

Lüneburg, 23.09.2013 - Die Bundestagswahl sorgt auch einen Tag nach dem Stimmenauszählen noch für Überraschungen. Nachdem bereits gestern Abend feststand, dass Eckhard Pols (CDU) mit knapp 39,8 Prozent die meisten Erststimmen im Wahlkreis 37 (Lüchow-Dannenberg / Lüneburg) holte und damit erneut in den Bundestag einziehen kann, darf sich jetzt auch seine Herausforderin von der SPD, Hiltrud Lotze, über einen Sitz im bundesdeutschen Parlament freuen. Nach Auszählung der Stimmen schaffte sie den Sprung jetzt wider Erwarten doch noch über die Landesliste ihrer Partei. Dritte im Bunde ist Julia Verlinden von den Grünen, für die ebenfalls bereits gestern Abend der Einzug in den Bundestag per Landesliste klar war.

Dass die Lüneburgerin Hiltrud Lotze, die es bei den Erststimmen auf 33,7 Prozent brachte und damit Eckhard Pols den Vortritt lassen musste, nun trotzdem in den Bundestag einziehen kann, hat sie neun niedersächsischen SPD-Genossen zu verdanken. Diese waren auf der niedersächsischen SPD-Landesliste zwar vor Lotze platziert, schafften den Sprung ins Parlament aber durch gewonnene Direktmandate. Dadurch wurde erst nach langem Rechnen und Auszählen der Stimmen der Weg für Hiltrud Lotze, die auf Listenplatz 20 ihrer Partei gesetzt war, in den Bundestag frei.

Julia Verlinden hat 12 Prozent der Erststimmen im Wahlkreis 37 erreicht und hatte damit ebenfalls keine Chance, das Direktmandat zu holen. Dank Listenplatz 3 in Niedersachsen aber musste sie sich keine Sorgen über einen Einzug ins Parlament machen.

Oberbürgermeister Ulrich Mädge beglückwünschte die drei frisch bzw. neu gebackenen Lüneburger Abgeordneten zu ihrem Erfolg. "Ich gratuliere herzlich und wünsche ein glückliches Händchen für die Arbeit auf Bundesebene. Es kann für uns nur gut sein, wenn gleich drei Vertreterinnen und Vertreter für die Hansestadt und die Region in Berlin mitwirken."

Glückwünsche kamen auch von der grünen Landtagsabgeordneten Miriam Staudte, die sich über das gute Abschneiden ihrer Partei-Kollegin Julia Verlinden freut. "Für die Themen Gorleben und A39 ist es sehr wichtig, dass der Wahlkreis wieder eine der sechs niedersächsischen Grünen-Abgeordneten stellen kann. Das Ergebnis im Wahlkreis Lüneburg / Lüchow-Dannenberg ist mit 14,3 Prozent an Zweitstimmen das zweitbeste Ergebnis der Grünen landesweit. Nur ein Hannoveraner Stadtteil hatte ein besseres Ergebnis." Auch das Erststimmen-Ergebnis von 12 Prozent sei beachtlich, und das trotz Stimmensplitting-Kampagne, so Staudte. 

Seinen Dank an die Wähler sprach Michael Recha aus, der in Lüneburg für die neue Partei AfD angetreten war, die den Einzug in den Bundestag mit 4,7 Prozent aber knapp verfehlte. "Wer sich für uns entschieden hat, hat sich bewusst und gut informiert für eine Bürgerbewegung entschieden, die sich als Partei frei von hergebrachten Bindungen den zentralen gesellschaftlichen Aufgaben widmet", sagte Recha. Er räumte ein, mit dem Scheitern seiner Partei an der Fünf-Prozent-Hürde ein wichtiges Wahlziel nicht erreicht zu haben, kündigte aber weitere politische Arbeit an: "Denn auch wenn die etablierten Parteien vor der Wahl nicht über die zentralen Themen der nächsten Monate diskutiert haben - Schuldenlasten, Europa-Staat, unbegrenzte Haftungsübernahmen, gelähmte Wirtschaftsräume in einem unflexiblen Währungsraum, Arbeitsmarkt-, Integrations- und Bildungsmisere -, werden diese Themen unseren Alltag immer stärker prägen. Daher wird es weiterhin einer kritischen Stimme der Vernunft bedürfen."

Weiterkämpfen will auch Olaf Forberger von den Piraten. Auch seine Partei schaffte den Sprung ins Parlament nicht, sie musste sich mit nur 2,2 Prozent der Wählerstimmen zufrieden geben. "Der Ausgang der Wahl stimmt mich sehr nachdenklich. Obwohl Überwachung zugenommen hat und Bürgerrechte eingeschränkt wurden, wird es wohl keine grundlegende Änderung in der Regierung geben", sagte Forberger.  Er dankte zugleich den 2.999 Wählern, die den Piraten im Wahlkreis 37 ihre Stimme gegeben haben. "Wir Piraten nehmen das Ergebnis als Ansporn und Verpflichtung und werden weiter für Bürgerrechte und mehr Demokratie kämpfen."

Johanna Voß von der Links-Partei verfehlte den Wiedereinzug in den Bundestag nur knapp. Zwar hatte auch sie mit Platz 5 auf der Landesliste ihrer Partei einen aussichtsreichen Listenplatz, doch reichte diese Platzierung bei dem Gesamtergebnis der Linken am Ende dann doch nicht ganz. Die Linken erzielten bundesweit 8,6 Prozent der Stimmen, 3,3 Prozent weniger als noch vor vier Jahren.  Dennoch schaffte die Partei es, die Grünen zu überrunden, die ebenfalls Stimmenverluste hinnehmen musste und es nur noch auf 8,4 Prozent brachte. Die Links-Partei ist damit erstmals drittstärkste Partei im Deutschen Bundestag.

Ein desaströses Wahlergebnis fuhr die FDP ein, die bundesweit 9,8 Prozent verlor und mit nur noch 4,8 Prozent der Stimmen erstmals an der Fünf-Prozent-Hürde bei einer Bundestagswahl scheiterte. Auch im Landkreis Lüneburg kam die FDP nur auf 4,1 Prozent, nachdem sie bei der letzten Landtagswahl in Niedersachsen im Januar dieses Jahres noch überraschend 13 Prozent der Stimmen holte. Ihr Lüneburger Direktkandidat Dr. Tobias Debuch erzielte bei den Erststimmen 1,6 Prozent.