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Ab ins Parkhaus

Verkehrs-Gutachter empfehlen drastische Veränderungen für die Lüneburger Innenstadt

Eines von mehreren Lüneburger Parkhäusern, die künftig mehr genutzt werden sollen. Foto: Stadt LüneburgLüneburg, 14.12.2023 - Hat Lüneburg ein Parkplatzproblem? Aus Sicht der Autofahrer, die in der Innenstadt einen freien Parkplatz suchen, durchaus. Aus Sicht der Stadt, die mehrere Parkhäuser betreibt, hingegen nicht. Rund 1.300 Parkhaus-Stellplätze stehen in der Innenstadt zur Verfügung, doch richtig genutzt werden sie kaum: Nur zur Hälfte sind sie tagsüber ausgelastet, abends und nachts nochmals deutlich weniger. Dies und anderes mehr will die Stadtverwaltung nun ändern.

Viele Innenstadtbereiche, insbesondere in der östlichen und südlichen Altstadt, sind mit parkenden Fahrzeugen überlastet und entsprechend auch durch herumfahrende Autos auf der Suche nach einem Parkplatz belastet. Zu diesem Ergebnis kommt Verkehrsplaner Thomas Müller von der Ingenieurgemeinschaft Dr.-Ing. Schubert aus Hannover in seiner Studie zum "Parkraumbewirtschaftungskonzept", die er im Auftrag der Stadt durchführte und jetzt im Mobilitätsausschuss vorstellte.

In dem Gutachten sollte der Ist-Zustand an verfügbaren Stellplätzen sowie deren Auslastung erhoben und Vorschläge für eine Optimierung aufgezeigt werden. Der Untersuchungsraum umfasste dabei die Parkgebührenzonen in der Innenstadt, die vorhandenen Bewohnerparkbereiche sowie in Teilen angrenzende Wohngebiete.

◼︎ Verkehr gezielt in die Parkhäuser lenken

Im Ergebnis schlagen die Gutachter aus Hannover vor, den Parkverkehr gezielt in die Parkhäuser zu lenken, indem die Gebühren im Straßenraum erhöht werden – nicht aber in den Parkhäusern. Ob dies so tatsächlich kommt, ließ Verkehrsdezernent Markus Moßmann offen. Im Gegenzug zu einer Erhöhung der Parkgebühren für die Parkplätze im öffentlichen Raum könnten auch die Entgelte in den städtischen Parkhäusern gesenkt werden. "Wir werden zu dieser Überlegung in jedem Fall Gespräche mit der Geschäftsführung der Lüneburg Parkhaus und Parkraum Verwaltungs-GmbH führen", so Moßmann. 

Von einer stärkeren Lenkung der Autofahrer hin zu den Parkhäusern versprechen sich die Gutachter auch eine Verringerung der Parksuchverkehre.  

◼︎ Mehr Parkgebührenzonen und höhere Parkgebühren

Vorgeschlagen wird auch, die vier Parkgebührenzonen zu drei Zonen zusammenzulegen und die Parkgebühren in den innenstadtnahen Parkzonen 1 und 2 schrittweise zu erhöhen. Dabei soll sich die Stadt an den gängigen Gebührenhöhen vergleichbar großer Städte orientieren. Einige Gebührenzonen sollen zudem ausgeweitet werden, darunter einige angrenzende Straßen rund um den Kreidebergsee. Auch soll der Parkplatz an den Sülzwiesen in die Bewirtschaftung mit aufgenommen werden. Hier soll die niedrigste Gebührenstufe von 60 Cent pro Stunde angesetzt werden. Die Gebühren in den Randbereichen der Innenstadt sollen "explizit nicht erhöht werden", teilte die Stadtverwaltung mit.

◼︎ Neue Zonen fürs Bewohnerparken

Zur Entlastung der Wohngebiete rund um Innenstadt, Klinikum oder Universität sollen einige Bewohnerparkzonen erweitert werden, zumindest sollte eine Erweiterung geprüft werden, so die Gutachter. Wegen der Bahnhofsnähe soll eine Bewohnerparkzone im Neubaugebiet Ilmenaugarten neu entstehen. In der westlichen und nordwestlichen Altstadt soll fast ausschließlich Bewohnerparken angeboten werden, um hier Parksuchverkehre größtenteils zu vermeiden. Empfohlen wird außerdem, die Gebühren für einen Bewohnerparkausweis von aktuell 30,50 Euro pro Jahr zu erhöhen. In der Diskussion ist aktuell eine Gebühr von 120 Euro. 

◼︎ Wegfall von Stellplätzen

Aus Sicherheitsaspekten sollen einige Stellplätze entfallen, und zwar dort, wo neben dem parkenden Fahrzeug keine Fahrbahnbreite von mindestens 3,05 Metern verbleibt und ein Durchkommen für Rettungsdienste und vor allem für die Feuerwehr mit ihren Großfahrzeugen behindert wird. Dies ist unter anderem in der Unteren Ohlingerstraße und Auf der Altstadt der Fall.

◼︎ Weniger Autoverkehr  

"Die vorgeschlagenen Maßnahmen bringen Veränderungen und in Teilen auch Einschnitte mit sich", sagt Verkehrsdezernent Moßmann. Diese seien aber notwendig, wenn der Verkehr in Lüneburg nachhaltiger und klimafreundlicher gestalten werden soll. Gemeinsames Ziel von Politik und Verwaltung sei die Senkung von Treibhausgas-Emissionen in der Stadt. Anpassungen in der Parkraumbewirtschaftung könnten dazu beitragen, dass die Parksuchverkehre in der Stadt und der Autoverkehr generell reduziert werden.

Bis Mitte kommenden Jahres soll es zu dem Thema eine Ratsentscheidung geben. Zuvor will die Stadtverwaltung Vorschläge zur Preisgestaltung für das Bewohnerparken und die Parkgebühren erarbeiten. Die einzelnen Veränderungen sollen dann schrittweise umgesetzt werden.

Lesen Sie hierzu auch den Kommentar.