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Gradierwerk soll künftig Strom erzeugen

Bauwerk ist Teil eines Konzepts für die Energieversorgung des SaLü – Denkmalschutz eingeschaltet

So soll das Gradierwerk künftig aussehen. Planskizze: Architekturgemeinschaft Groger Grund SchmidtLüneburg, 30.10.2023 - Seit mehr als anderthalb Jahren präsentiert sich das historische Gradierwerk im Lüneburger Kurpark als trostloses Gerippe. Im Frühjahr 2022 wurde das denkmalgeschützte Bauwerk von der Stadtverwaltung aufgrund festgestellter Schäden außer Betrieb genommen. Nun soll es saniert werden und ein Photovoltaik-Dach zur Unterstützung des Strombedarfs im SaLü erhalten. 

Eine "große und zukunftsfähige Lösung für das Lüneburger Gradierwerk" sei in Sicht, verkündete die Stadtverwaltung vor wenigen Tagen und sprach von einem "Leuchtturm-Projekt", das sogar bundesweit Aufmerksamkeit erlangen könne. Ziel sei es, das historische Bauwerk in ein "modernes, klimaneutrales Energiekonzept für das Kurzentrum zu integrieren", wie Dirk Günther, Geschäftsführer der Kurzentrum Lüneburg Kurmittel GmbH, erklärt.

◼︎ Kurpark soll 690 kWp liefern

Und das ist geplant: Gemeinsam mit der Avacon Wasser GmbH hat die Kurmittel GmbH vor, Freiflächen im Kurpark mit Erdwärme-Kollektoren zu versehen, im "minimal-invasiven Verfahren", wie es heißt. Die so gewonnene Erdwärme soll einen Teil der Energie liefern, die im Kurzentrum – vor allem in der Salztherme – benötigt wird. Weitere Energie soll Photovoltaik auf dem Dach der Salztherme liefern, voraussichtlich mit einer installierten Höchstleistung von 650 Kilowatt (kWp). Das Gradierwerk schließlich soll ein aufgestelztes Dach mit einer Photovoltaik-Leistung von rund 40 kWp erhalten.

Mit dem Dach soll zudemdas Holz und der Reisig im oberen Teil vor Wetterschlag geschützt werden. Laut SaLü-Geschäftsführer Günther würde ein Dach die Standdauer des Gradierwerks "vermutlich" um mindestens zehn Jahre verlängern. "Normalerweise rechnet man bei einem Gradierwerk mit einer Standdauer von 20 bis 30 Jahren, bis es wieder saniert werden muss", so Günther. 

◼︎ Eingriff in den Denkmalschutz

Ob der Eingriff in das denkmalgeschützte Bauwerk überhaupt zulässig ist, ist offenbar noch nicht geklärt. Auf LGheute-Nachfrage erklärte Stadt-Pressesprecherin Ann-Kristin Jenckel lediglich, der Denkmalschutz aus Lüneburg und Hannover sei in die Pläne zum Gradierwerk "eingebunden". Das Gradierwerk, 1907 im Lüneburger Kurpark erbaut, war damals bundesweit das einzige seiner Art, das allein der Gesunderhaltung der Bevölkerung diente.

Das Energiekonzept für das SaLü soll durch eine Projektgesellschaft mit der Avacon Wasser GmbH durchgeführt werden. Über die Gründung dieser Projektgesellschaft, in deren Händen dann auch die Finanzierung der Sanierung des Gradierwerks liegen wird, soll im Wirtschaftsausschuss am 1. November und später im Rat entschieden werden. Die Gesellschafterversammlung der Avacon Wasser GmbH hat dem bereits zugestimmt.

Auch im Verwaltungsausschuss der Hansestadt wurde die Idee bereits vorgestellt und stieß dort laut Stadtverwaltung auf breite Zustimmung. Oberbürgermeisterin Claudia Kalisch sagt zu dem Vorhaben: "Genau solche innovativen Projekte brauchen wir für die Energiewende in unserer Stadt. Gleichzeitig können wir so unser Gradierwerk für die Zukunft erhalten und zum bundesweiten Vorzeigeprojekt entwickeln."

◼︎ Erntezeit gibt Terminplan vor

Der Zeitplan, der den Beteiligten vorschwebt, ist ambitioniert: Die Erntezeit für den benötigten Schwarzdornreisig ist von November bis März. Sollte die Erntezeit genutzt werden können, könnte das Gradierwerk "vielleicht schon im Sommer 2024 wieder funktionsfähig sein", blicken Kalisch und Günther voraus. Die Arbeiten für die Erdwärme-Gewinnung würden dann im Anschluss erfolgen.