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Mit dem Kaiser auf Tuchfühlung

Ein besonderer und berührender Abend im Ostpreußischen Landesmuseum

Lüneburg, 18.08.2013 - Große Namen hallten am Abend des 14. August durch den Dioramenbereich des Ostpreußischen Landesmuseums, allen voran der Name Charlotte von Preußen (1798-1860), älteste Tochter des Preußenkönigs Friedrich Wilhelm III. und der legendären Königin Luise. Charlotte galt als ebenso schön und bewundernswert wie ihre berühmte Mutter, mit der sie als Kind die Flucht vor Napoleon nach Ostpreußen miterleben musste. Als "Alexandra Fjodorowna" und Gattin von Zar Nikolaus I. war sie ab 1825 Kaiserin von Russland.

Aufgeschrieben hat die Geschichte der "Preußin auf dem Zarenthron" Dr. Marianna Butenschön. Die Osteuropa-Historikerin und Journalistin erzählte aus ihrem Buch, beschrieb die sehr engen Verknüpfungen Preußens und Russlands und gab mit historischen Fakten und Anekdoten einen spannenden und berührenden Einblick in das Leben und in die Zeit der in Deutschland nur noch Wenigen bekannten Adligen.

Doch nicht nur große Namen standen im Raum. Frau Dr. Butenschön hatte in ihr Programm einen prominenten Gast integriert: Immer dann, wenn aus Briefen und Reden ein Hohenzoller zitiert wurde, las Ihre Königliche Hoheit, Marie-Cécile Herzogin von Oldenburg, Urenkelin des letzten deutschen Kaisers Wilhelm II. und damit direkte Nachkommin von Königin Luise wie auch selbst Urururenkelin von Charlotte von Preußen.

Mit derart interessanten Vorfahren mag es kaum überraschen, dass die Herzogin so lebendig aus dem Leben Charlottes las und das Publikum eine wahre Vorstellung von Leben und Zeit bekam und selbst so private Details wie die Kosenamen "Muffi" und "Niks" für Zarin und Zar nie peinlich wirkten. Dies ist nicht zuletzt auch Marianna Butenschön zu verdanken, die fundiert und abwechslungsreich einen spannenden und oft unerwarteten Einblick in das Leben am preußischen und russischen Hof ermöglichte.

Mit deutlich mehr als 100 Besuchern war der Abend bis auf den letzten Platz ausverkauft. Manche waren wohl auch gekommen, um eine echte Hohenzollerin zu sehen. Zuletzt hatte 2010 ihr Bruder, Christian Sigismund Prinz von Preußen, die erfolgreiche Ausstellung über Leben und Mythos der Königin Luise im Ostpreußischen Landesmuseum eröffnet.

Viele der Gäste erwiesen sich als Spezialisten, die mit (Ost)Preußens Geschichte bestens vertraut sind. Frau Butenschön hatte sozusagen ein Heimspiel, als sie den von Charlottes Vater König Friedrich-Wilhelm III. komponierten Präsentiermarsch anspielen ließ und dieser sofort als solcher erkannt und benannt wurde.

Langer und lauter Beifall belegte: Die von der Kulturreferentin Agata Kern organisierte Veranstaltung wurde ein gelungener, besonderer und Viele berührender Abend. Am Ende nahmen sich beide Gäste ausführlich Zeit für Gespräche und Buchsignaturen.

1964 war Marie Cécile Herzogin von Oldenburg schon einmal in Lüneburg, damals kam sie zur Eröffnung des neuen Jagdmuseums. Geboren ist sie noch im ostpreußischen Cadinen, wo Kaiser Wilhelm eine Fabrik für Keramik und Majolika errichtet hatte und die Entwürfe höchstpersönlich freigab. Cadiner Majolika ist vielfältig im Museum zu sehen, 2011 gab es dazu eine Sonderausstellung. Die Herzogin war überrascht, wie sehr sich das Museum seither entwickelt hat. Sie versprach, bald wiederzukommen. 

Ein Beitrag von Franziska Lein, Ostpreußisches Landesmuseum