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Annas Spuren

Lesung über eine tragische Lebensgeschichte und das NS-Verbrechen an einer Behinderten

Lüneburg, 05.05.2013 - Anlässlich des Europäischen Protesttags zur Gleichstellung der Rechte von Menschen mit Behinderung findet im Ostpreußischen Landesmuseum (OL) in Lüneburg eine Lesung mit dem Titel "Annas Spuren" statt. Die am Lüneburger Theater engagierte Schauspielerin Sigrid Meßner liest aus dem gleichnamigen Buch von Sigrid Falkenstein und Frank Schneider. Beide haben die Geschichte der Tante von Sigrid Falkenstein nachgezeichnet, die 1940 von den Nazis ermordet wurde.

In der Ankündigung zur Veranstaltung heißt es:
Per Zufall stößt sie auf ein Familiengeheimnis: Anna war geistig behindert; die Nazis vollstreckten an ihr 1940 den "Gnadentod", in der Gaskammer von Grafeneck. Als Sigrid Falkenstein den Namen ihrer Tante auf einer Tötungsliste im Internet findet, beginnt sie zu recherchieren: Aus dem Familiengedächtnis, mithilfe alter Fotos und durch das Studium von Patientenakten rekonstruiert sie Annas tragische Lebensgeschichte, um sie gemeinsam mit dem Psychiater Frank Schneider in einen größeren Kontext zu stellen.
Annas Tod steht für den Massenmord an etwa 300000 psychisch kranken, geistig und körperlich behinderten Menschen, die im Sinne der "Rassen und Erbhygiene" vernichtet wurden. Ein anrührendes Buch und zugleich eine eindringliche Mahnung.

Die Lesung wird musikalisch auf der Klarinette begleitet von Karen Arbogast.

Über die Autoren:
Sigrid Falkenstein, Jahrgang 1946, wuchs im Ruhrgebiet auf und lebt seit 1971 in Berlin, wo sie als Lehrerin arbeitete. Als Mitbegründerin ist sie seit 2007 an dem von der Stiftung Topographie des Terrors einberufenen "Runden Tisch" zur Umgestaltung des "Euthanasie"-Erinnerungsortes in der Berliner Tiergartenstraße 4 beteiligt.
Frank Schneider ist Psychiater und Psychologe. Direktor der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik des Universitätsklinikums Aachen und Prodekan der Medizinischen Fakultät der RWTH Aachen. Schneider war Präsident der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN). Daneben ist er Gründungsdirektor von Jara-Brain, einem Forschungsinstitut zur transnationalen Hirnforschung, welches von der RWTH Aachen und dem Forschungszentrum Jülich in der Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder als Teil der Jülich Aachen Research Alliance (Jara) etabliert ist.

Sigrid Meßner wird Auszüge aus dem Buch "Annas Spuren" vortragen. Die Schauspielerin absolvierte ihre Ausbildung am Franz Schubert Konservatorium in Wien. Parallel zu ihrer Ausbildung und ihrer Arbeit als Schauspielerin studierte sie Germanistik, Theaterwissenschaft und Philosophie in Wien, später in Leipzig und Heidelberg. Engagements als Schauspielerin führten Sigrid Meßner an die Theater Heidelberg und Zeitz. Seit der Spielzeit 2010/2011 ist sie am Theater Lüneburg engagiert. Neben ihrer Tätigkeit als Schauspielerin tritt sie in Lüneburg auch als Theaterpädagogin und Regisseurin in Erscheinung. In den vergangenen zwei Spielzeiten inszenierte sie Moby Dick und Türkisch Gold. In dieser Spielzeit inszeniert sie Indien.