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Die Rückkehr des Reiters

Ein neuer Standort und eine erste Begegnung

Hansestadt, 06.09.2012 - Als am vergangenen Mittwoch gegen Mittag der Schwerlasttransport in die Lüneburger Johannes-Gutenberg-Straße einbog, waren nur wenige Schaulustige vor Ort. Sie erwarteten die Rückkehr des frisch restaurierten Reiterstandbilds, das im April zur Generalüberholung in eine Spezialwerkstatt nach Berlin gebracht wurde. Für eine der Anwesenden wurde die Rückkehr zu einer ganz besonderen Begegnung.

"Ich kann es noch gar nicht richtig glauben", sagt Yvonne Telzerow-Gernhardt, und die Stimme versagt ihr fast dabei. "Durch Zufall habe ich von dem Standbild im Internet erfahren, und nun sehe ich ihn gleich nach all den Jahren hier in Lüneburg."

Yvonne Telzerow-Gernhardt ist die Tochter von Hans Telzerow, dem Mann, der für das von August Waterbeck geschaffene Reiterstandbild Modell saß. Das Standbild ist seit 1939 Ehrenmal für das ehemals in Lüneburg stationierte Kavallerie-Regiment 13. "Ich habe meinen Vater nie gesehen, er fiel im Januar 1943 am Ladogasee, da war ich noch nicht auf der Welt", berichtet die heute 69-Jährige.

Hans Telzerow, der im 2. Weltkrieg als Spähtruppführer im damaligen Leningrad eingesetzt war, durfte Weihnachten 1942 noch einmal für kurze Zeit seine Familie in Hannover besuchen. "Er ahnte, dass er nach seiner Rückkehr an die Front seine Familie wohl nicht mehr wiedersehen werde", erinnert sich seine Tochter, die dies später aus den Erzählungen ihrer Mutter erfuhr.

Er habe sich ein Mädchen gewünscht, das Yvonne heißen soll, erzählt die Frau, die als Diplom-Psychologin heute in Prezelle im Landkreis Lüchow-Dannenberg lebt und ihren Vater nur von Bildern kennt. "Dass sein Wunsch noch in Erfüllung gehen sollte, davon hat mein Vater nichts mehr erfahren." Hans Telzerow fiel am 25. Januar 1943, wenige Tage, nachdem er an die Front zurückgekehrt war. Seine Tochter Yvonne kam im September 1943 zur Welt.

"Für mich war es eine Begegnung, die ich nie vergessen werde", sagt Yvonne Telzerow-Gernhardt. Das Reiterstandbild werde auch künftig einen wichtigen Platz in ihrem Leben einnehmen, dessen ist sie sich sicher: "Es bedeutet mir sehr viel, meinen Vater jetzt hier in der Nähe zu wissen. Da er in Russland gefallen ist, war er für mich bisher eigentlich immer unerreichbar gewesen."

Dass das Standbild überhaupt wieder einen Platz im öffentlichen Leben Lüneburgs erhalten hat, ist vor allem der G.V.K. Gesellschaft für Visuelle Kommunikation, der Sparkasse Lüneburg, der Landschaftlichen Brandkasse (VGH) und dem Lüneburger Unternehmer Karl-Heinz Hebrok zu verdanken, die von den 55.000 Euro Restaurierungskosten 30.000 Euro übernommen haben.