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Wasserklau in Bleckede

Stadt geht verstärkt Verdachtsfällen nach

Bleckede, 30.07.2012 - In Bleckede wird offenbar heimlich Trinkwasser abgezapft. Davon jedenfalls geht die Stadtverwaltung aus, die jetzt verstärkt Verdachtsfälle untersuchen lässt. Innerhalb von drei Monaten, so die Stadt, seien bereits mehr als 150 Verdachtsfälle überprüft und mehrere Fälle der Staatsanwaltschaft gemeldet worden.

Verstärkt seit diesem Frühjahr wird in Bleckede der Wasserverbrauch mit der Anzahl der gemeldeten Bewohner eines Haushaltes verglichen und bei Verdachtsfällen auf Betrug vor Ort der Wasserzähler überprüft. "Hintergrund der Überprüfung ist, dass es deutliche Verdachtsmomente gibt, dass Manipulationen an den Hausinstallationen der Wasserversorgung vorgenommen wurden, um Wasser- und vor allem Abwassergebühren zu sparen", teilte die Stadt heute mit.

So wurde beispielsweise Wasser aus eigenen Brunnen für die Toilettenspülung und die Waschmaschine genutzt. Verstärkt wurde dieser Verdacht durch den im Vergleich zum Bundesdurchschnitt oft sehr viel geringeren Frischwasserverbrauch einiger Haushalte. Die Abwassergebühren werden anhand des Frischwasserverbrauchs berechnet, eine "Einsparung" beim Trinkwasser bedeutet gleichzeitig eine Reduzierung der Abwassergebühren.

"Es handelt sich hier keineswegs um ein 'Kavaliersdelikt', sondern erfüllt den Straftatbestand des Betruges und geht zu Lasten aller ehrlichen Gebührenzahler", machte die Stadt heute deutlich.

Ein Mitarbeiter der Stadt geht entsprechenden Verdachtsfällen nach und prüft hierfür die Plausibilität der Anzahl der gemeldeten Bewohner des Hauses mit dem abgerechneten Verbrauch. Nach Angaben des Niedersächsischen Umweltministeriums fallen pro Einwohner und Tag im Landesdurchschnitt rund 130 Liter Abwasser an. Weichen die Werte von diesen Durchschnittswerten besonders ab, werden vor Ort die Wasserzähler und die Gegebenheiten untersucht, um Missbrauch auszuschließen.

Hierzu hat er laut Gebührensatzung der Stadt Bleckede auch das Recht. "Die Stadt kann an Ort und Stelle ermitteln. Die nach Absatz 1 zur Auskunft verpflichteten Personen haben dies zu ermöglichen und in dem erforderlichen Umfang zu helfen", so die Stadt. 

Innerhalb von nur drei Monaten seien mehr als 150 Fälle überprüft worden, davon würden 13 noch einmal nachgeprüft. Zwei Fälle seien bereits der Staatsanwaltschaft als Betrugsfälle angezeigt worden.

|| Deutsche sparen Wasser und zahlen trotzdem mehr ||

Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung heute in ihrer Online-Ausgabe (www.faz.net) mitteilt, werde aufgrund der in der Vergangenheit deutlich gestiegenen Wasser- und Abwasserpreise immer mehr Wasser eingespart. Diese Einsparungen hätten aber zur Folge, dass dadurch die Wasseraufbereitungskosten noch weiter steigen. Dem Artikel zufolge ist der tägliche Verbrauch pro Einwohner in Deutschland von 147 Liter (1990) auf 122 Liter (2011) gesunken. Die Pro-Kopf-Ausgaben für die Abwassergebühren seien hingegen seit 2000 um rund 16 Prozent gestiegen.