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Kann das gutgehen?

Rathaus hält an umstrittenen Plänen zur Bus-Sperrung fest – Kritik hält an

So sieht der Plan für die KVG-Busse in normalen Zeiten aus. 20 Linien werden dann über den Platz Am Sande geführt. Foto: Screenshot KVG-WebsiteLüneburg, 20.06.2024 - Droht in vier Tagen das ÖPNV-Chaos in Lüneburg? Auszuschließen ist das nicht, wenn am 24. Juni in der Roten Straße Tiefbauarbeiten starten und die KVG-Busse den Platz Am Sande monatelang nicht mehr anfahren dürfen. Insgesamt 20 KVG-Busse werden dann umgeleitet. Gegen diese Pläne der Stadtverwaltung gab es heftige Kritik, unter anderem vom Seniorenbeirat. Zwar lenkte das Rathaus kürzlich ein, allerdings nur mit Worten, wie sich jetzt zeigt. Denn an den ursprünglichen Plänen wird nichts geändert. Nun kommt auch Kritik von Einzelhändlern und Gastronomen.   

"Wir haben auf eine andere Lösung gehofft", sagt Heiko Meyer in diplomatischer Zurückhaltung. Tatsächlich aber ist der Vorsitzende des Vereins Lüneburger Citymanagement (LCM) sauer auf die Verwaltung, die offenbar kein Verständnis für die Sorgen der Geschäftsleute und Gastronomen am Sande hat. Denn ihnen drohen durch die verordnete Bus-Sperre heftige Umsatzeinbrüche, da viele ihrer Kunden den Weg in die Stadt vermutlich meiden werden, wenn der wichtige Platz in Lüneburgs Mitte nicht mehr angefahren wird. 

◼︎ Rathaus bleibt bei ursprünglichen Plänen  

Meyer ist auch deshalb nicht gut auf die Verwaltung zu sprechen, da es zwischenzeitlich so aussah, als würde es doch noch zu einer für alle Beteiligten akzeptablen Lösung kommen. Dieses Signal jedenfalls sendete Lüneburgs Verkehrsdezernent Markus Moßmann in der jüngsten Sitzung des Mobilitätsausschusses aus, in der er ankündigte, in einem Gespräch mit der KVG und dem Landkreis am 14. Juni auch andere Varianten als den stark kritisierten Taxi-Shuttle zwischen Sande und ZOB am Bahnhof prüfen zu wollen. Dieser sieht den Einsatz von zwei Fahrzeugen des Taxi-Unternehmens Röhlig täglich von 9 bis 18 Uhr und sonntags von 10 bis 16 Uhr im Zehn-Minuten-Takt vor.

Der Taxi-Shuttle aber wird nicht nur seitens des Seniorenbeirats als nicht ausreichend bemängelt, auch die SPD-Vertreter im Mobilitätsausschuss wünschten sich eine andere Lösung. So wurde angeregt, einen Pendelverkehr mit einem KVG-Bus einzurichten, um wenigstens ein ausreichend dimensioniertes Fahrzeug für das erwartungsgemäß hohe Beförderungsaufkommen anbieten zu können. Dieser sollte über die Altenbrückertorstraße, Am Berge, An den Brodbänken, Markt und Reichenbachplatz zwischen Sande und Bahnhof fahren. Auch die Ausweichvariante über die Ilmenaustraße sollte geprüft werden, ebenso, ob Busse nicht doch auf dem Platz Am Sande wenden können. Letzteres führte zu teils widersprüchlichen Aussagen zwischen Stadtverwaltung und KVG, die zuletzt beide einräumen mussten, dass ein Wenden bei enstsprechenden Vorkehrungen doch möglich sei.

◼︎ "Druck auf den Landkreis erhöhen"

Von all dem aber ist nichts übrig geblieben. In einer Pressemitteilung drei Tage nach dem 14. Juni kündigte die Stadtverwaltung die Umsetzung der Pläne genau so an, wie sie auch bislang schon vorgesehen waren. Lediglich zu dem Hinweis, man werde die Fahrzeugkapazitäten und die Fahrzeiten des Taxi-Shuttle "bei Bedarf ausweiten", konnte das Rathaus sich durchringen. 

Heiko Meyer hat dafür kein Verständnis. "Ich mache mir Sorgen, dass die Leute nicht in die Stadt kommen", sagt der LCM-Chef, der auch den Landkreis als Träger des ÖPNV in der Pflicht sieht. Der Druck in Richtung Kreishaus müsse "deutlich erhöht werden", fordert Meyer in Richtung Moßmann.

Offen ist auch, ob der ZOB am Bahnhof das zusätzliche Fahrgastaufkommen verkraften kann. Denn 18 der insgesamt 20 Buslinien, die in normalen Zeiten den Platz Am Sande ansteuern, nehmen jetzt direkt Kurs auf den Bahnhof. Lediglich für die beiden Linien 5008 und 5014 sind bislang Ausweichrouten vorgesehen, um Personen wenigstens in die Nähe des Stadtzentrums befördern zu können. 

◼︎ KVG äußert sich nicht mehr

Eine LGheute-Anfrage bei der KVG dazu blieb erfolglos. "Bitte wenden Sie sich zu dem Thema an die Stadtverwaltung", teilte der stellvertretende Betriebsleiter Patrick Leesch mit. Offenbar hat die KVG nach der chaotischen Kommunikation über die Frage, ob Busse am Sande wenden können, von der Stadtverwaltung einen Maulkorb verpasst bekommen.

Inzwischen sind wenigstens die Fahrpläne während der Baumaßnahmen auf der Internetseite der KVG einsehbar. Für betriebliche Nachfragen ist die KVG unter der Telefonnummer 04141-525225 zu erreichen. Für Fragen zum Shuttle-Service ist Taxi Röhlig unter der Nummer 04131-7780177 erreichbar. Auskünfte erteilt aber auch der Bereich Mobilität der Stadtverwaltung unter 04131-309-3599.

Lesen Sie hierzu auch den Kommentar.

 

◼︎ Dazu bisher auf LGheute:

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