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Kritik an geplanter Bus-Sperrung weitet sich aus

"Fuss e.V. Lüneburg" nennt Pläne der Stadtverwaltung "völlig unzureichend" und fordert Alternativen

Über Monate keine Stadtbusse am Platz Am Sande? Für viele Betroffene und für den Fuss e.V. unvorstellbar. Foto: Fuss e.V. Lüneburg, 29.05.2024 - Die geplante mehrmonatige Sperrung des Platzes Am Sande für den Busverkehr schlägt weiter hohe Wellen. Nachdem gestern bereits der Lüneburger Seniorenbeirat deutliche Kritik an den Plänen der Stadtverwaltung geäußert hat (LGheute berichtete), legt nun die Fußgänger-Interessenvertretung "Fuss e.V. Lüneburg" ihr Veto ein. Sie bezeichnet die Pläne als "völlig unzureichend". 

Im Fokus der Kritik von "Fuss e.V." steht der geplante Shuttle-Service zwischen Bahnhof/ZOB und Platz Am Sande, der die dort normalerweise verkehrenden KVG-Stadtbuslinien ersetzen soll. Diese sollen den Sand nicht mehr anfahren, weil die Rote Straße wegen Bauarbeiten für mehrere Monate gesperrt wird und die Busse den Platz zwar von der Altenbrückertorstraße anfahren könnten, auf dem Sand aufgrund ihrer Länge aber nicht wenden können, wie die Stadtverwaltung behauptet.

◼︎ Shuttle-Service kann Linienbusse nicht ersetzen

Der Shuttle-Service sei aber allein schon wegen der Vielzahl der Betroffenen "völlig unzureichend". So könne ein Shuttle-Fahrzeug, wie es der Stadtverwaltung vorschwebt, je nach Bauart sechs bis acht Fahrgäste aufnehmen. "Personen mit Rollator, Rollstuhl, Kinderwagen, Koffer etc. brauchen mehr Platz. Selbst wenn ein Linienbus mit 50 Fahrgästen nur halb besetzt ist, kann ein Shuttle nur einen kleinen Teil befördern", kritisiert Julia Born von Fuss e.V. Lüneburg.

Und: "In Lüneburg fahren 17 Buslinien regelmäßig durch die Innenstadt. In nur der Buslinie 5011 wurden 2022 an nur einem Tag 6.000 Personen gezählt. Wie man leicht ausrechnen kann, werden also täglich Tausende Fahrgäste befördert. Mit einer einzelnen Buslinie und ein, zwei Shuttlebussen ist es also mitnichten getan", so die Fußgänger-Lobbyistin.

◼︎ Viele werden die Stadt meiden oder das Auto nutzen

Aber auch für Personen mit Kinderwagen, Gehhilfe, schwerem Koffer oder Einkaufstaschen, für Seh- und Bewegungsbehinderte sei ein Umsteigen eine Herausforderung. "Und an einer Haltestelle stehen und nicht wissen, ob man jetzt einen Platz im Shuttle bekommt und beispielsweise seinen Arzttermin erreicht – das ist Stress pur."

Unterm Strich dürfte der aktuelle Vorschlag der Stadtverwaltung nach Auffassung von Fuss e.V. die Unzufriedenheit mit dem städtischen Busverkehr weiter steigen. "Die Menschen werden versuchen, den umständlichen und ungewissen Weg in die Innenstadt zu vermeiden", ist Born überzeugt. Das aber habe negative Folgen für die Geschäfte und Gastronomie in der Innenstadt. Andere wiederum werden vermutlich aufs Auto umsteigen und dafür für belegte Parkplätze und mehr Verkehr sorgen. "Ohne begleitende Maßnahmen zur Abmilderung schadet das Vorhaben der Stadt als Ganzes, vom Umwelt- und Klimaschutz ganz zu schweigen."

◼︎ Busse könnten doch wenden

Die Fußgänger-Lobby fordert deshalb, dass nach tragfähigen Lösungen gesucht werde. Zu prüfen seien alternative Linienführungen und Ersatzhaltestellen und ein Denken "out of the box". Denn alternative Lösungen seien durchaus möglich. So können normale KVG-Linienbusse anders, als von der Stadtverwaltung dargestellt, durchaus Am Sande wenden. Der Platz sei dafür ausreichend, so die Auskunft der KVG auf Anfrage.

Fuss e.V. fordert daher, dass Stadt, Landkreis und die Fachleute von der KVG gemeinsam mit  Behinderten- und Seniorenbeirat und betroffenen Verbänden nach Alternativen suchen, um die Nachteile für die vielen tausend Betroffenen möglichst gering zu halten.

"Der öffentliche Personenverkehr ist ein wichtiger Baustein zur Teilhabe für die Menschen in und um Lüneburg. Eine verantwortliche Stadtpolitik und -verwaltung muss dem Rechnung tragen", mahnt Julia Born.

Fuss e.V. ist ein bundesweiter Fachverband und die Interessenvertretung von Fußgängern in Deutschland. Der Verkehrsclub setzt sich dafür ein, das Zufußgehen sicherer, gesünder, angenehmer und attraktiver zu machen und den Umweltverbund in Stadt und Land zu stärken. Der Verein wurde 1985 gegründet. Sitz der Geschäftsstelle ist Berlin.

Lesen Sie hierzu auch den Kommentar.

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