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Nicht nachvollziehbar

20.06.2024 - Den für den Busverkehr wichtigsten Lüneburger Innenstadtplatz wegen der Verlegung von ein paar Kabeln in einer Nebenstraße monatelang komplett für Busse zu sperren, darauf muss man erstmal kommen. Die Stadtverwaltung hat es geschafft. Dass sie dafür heftig kritisiert wird, verwundert nicht, denn sie hätte es besser machen können – wenn sie es gewollt hätte. Dass sie auch noch eine zweite Chance ungenutzt verstreichen ließ, ist nicht mehr nachvollziehbar. 

Ein Stromkabel in die Erde zu bringen, ist keine Hexerei. Für die Verantwortlichen in der Lüneburger Stadtverwaltung offenbar schon. Anders ist es nicht zu erklären, warum sie drei Monate braucht, um genau dies zu bewerkstelligen. Weil auch noch eine Fernwärmeleitung mit ins Bodenreich gelegt werden soll, wird es zu einer etwas größeren Herausforderung, unmöglich aber ist es deshalb nicht. Denn bei guter Vorbereitung im Rathaus und entsprechender Abstimmung mit den beteiligten Unternehmen und Baufirmen hätte eine solche Aktion, von der täglich viele Tausend Menschen betroffen sind, innerhalb eines Monats abgewickelt werden können, erst recht, wenn die beauftragten Baufirmen im Zwei-Schicht-System arbeiten würden – was bei vielen Bauvorhaben heute durchaus üblich ist, um die Belastung für Dritte möglichst gering zu halten.

Im Lüneburger Rathaus spielt all das offenbar keine Rolle. Daran ändern auch die ewiglangen Ausführungen von Verkehrsdezernent Markus Moßmann im Rat und im Mobilitätsausschuss nichts, wonach die Verwaltung die angeblichen Vorgaben von IHK und Avacon nur hilf- und machtlos hinnehmen konnte. An den Terminen habe man nichts ändern können, die Aufträge seien ohnehin längst vergeben, da sei nichts zu machen, so die Botschaft.

Das mag stimmen, aber nur, weil im Vorfeld im Rathaus "stümperhaft" gearbeitet wurde, wie Ulrich Mädge das Sperr-Desaster am Sande kommentierte. Er muss es wissen, schließlich war er 30 Jahre lang Oberbürgermeister von Lüneburg und weiß daher, wie die Verwaltung und ihre Dezernenten ticken. Dass seine Kritik im Rathaus nicht gut ankommt, verwundert nicht.

Warum die Verwaltung nun aber auch noch die Gelegenheit verstreichen ließ, die schlimmsten Auswüchse ihrer Fehlplanung wenigstens halbwegs zu korrigieren, ist nicht nachvollziehbar. Was hat sie davon abgehalten, die Busse wie viele Jahre zuvor einfach über die Straße Am Berge und Brodbänken zum Markt fahren zu lassen? Verletzte oder gar Schlimmeres hat es auf dieser Route bislang nicht gegeben. Warum dürfen Busse dort nicht wenden, obwohl es machbar ist? Im Rathaus bleibt man dazu stumm, obwohl zuvor andere Signale kamen. Das Ergebnis ist ein fataler Beigeschmack nach dem Motto: Wir können gern über alles reden, machen es aber doch, wie wir wollen.

In die heutige Zeit passt ein solches Gebaren nicht – erst recht nicht für ein Grün-geführtes Rathaus, das stets von Bürgernähe und Transparenz spricht. Lieber wirft man Medien, die die Arbeit kritisch hinterfragen, Demokratiefeindlichkeit vor. 

Ein Kommentar von Ulf Stüwe
zum Beitrag "Kann das gutgehen?"

 

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