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"An uns hat keiner gedacht"

Geschäftsleute am Sande klagen wegen der Bus-Sperre über Umsatzeinbrüche

Der Platz Am Sande an einem Dienstagnachmittag. Es herrscht bedrückende Ruhe. Foto: LGheuteLüneburg, 11.07.2024 - Wer in diesen Tagen den Platz Am Sande aufsucht, erlebt ihn anders als gewohnt. Statt quirliger Betriebsamkeit herrscht, wo sonst täglich viele Tausend Menschen ihren Stadtbummel starten, Arzt oder Anwalt aufsuchen, sich mit Freunden treffen oder zwischen zwei Busetappen ihren Einkauf erledigen, bedrückende Ruhe. Denn seit zweieinhalb Wochen ist der Platz busfrei. Weil viele den Sande deshalb nicht mehr aufsuchen, leiden die Geschäfte. Und es gibt weitere Befürchtungen.

"An uns hat keiner gedacht." Ernst-Joachim Petersen, Inhaber des Lebensmittelgeschäfts "Edeka Wist", sagt, was viele Geschäftsinhaber am Sande bedrückt. Seit die Busse den Platz Am Sande nicht mehr ansteuern dürfen, schauen sie mit bangem Blick auf das Ende der dreimonatigen Sperrzeit. Denn seit dem 24. Juni, dem Tag, an dem die Tiefbauarbeiten in der Roten Straße starteten und die Bus-Sperre gilt, bleiben viele Kunden weg.

"Dass es in der Ferienzeit ruhiger ist, das kennen wir", sagt Ernst-Joachim Petersen, "aber so wie jetzt war es noch nie." Die ausbleibende Kundschaft – das Lebensmittelgeschäft liegt direkt an der Bushaltstelle – schlage sich "spürbar" auf den Umsatz nieder. Er versucht daher, seine Mitarbeiter möglichst jetzt in den Urlaub zu schicken, "aber das geht natürlich nicht über drei Monate". 

◼︎ Kräftiger Umsatzeinbruch

Nebenan im Bekleidungsgeschäft "Ulla Popken" sieht es nicht besser aus. "Bei uns ist der Umsatz um bis zu sechzig Prozent eingebrochen", sagt Filialleiterin Sandra Gause. Warum sie dafür die Bus-Sperre verantwortlich macht, erklärt sie so: "Wir führen Spezialgrößen, unsere Kunden steuern uns gezielt an. Den Umweg über den Bahnhof sparen sich viele aber und bleiben gleich ganz weg." Ihren Kunden empfiehlt sie, den eingerichteten Taxi-Shuttle zu nutzen, der kostenlos zwischen Bahnhof und Sande verkehrt. Den findet sie zwar "toll, er sollte aber länger fahren".

Klagen kommen auch aus der Apotheke gegenüber. Auch bei ihm sei der Umsatz zurückgegangen, sagt Apotheker Rainer Helms. Vor allem viele Ältere seien besorgt und meideten den Weg in die Stadt, "die bleiben entweder ganz weg oder gehen woanders hin".

Auch in der Bäckerei Hesse weiter oben ist man auf die Stadtverwaltung nicht gut zu sprechen. "Wie kann man sich sowas nur einfallen lassen", sagt Renate Hesse. "Hätte es da nicht andere Möglichkeiten gegeben?" Gerade die Buskunden am Morgen seien wichtig fürs Geschäft, "jetzt überlegen wir, ob wir überhaupt noch so früh öffnen müssen". Auf den Taxi-Shuttle angesprochen sagt sie: "Für uns bringt der gar nichts."

Etwas entspannter schaut man nebenan bei "Edeka Tschorn" auf die Lage. Ja, es sei etwas ruhiger, das liege aber auch mit an der Ferienzeit, sagt Inhaberin Katrin Wellmann. Zwar würden auch wegen der Bus-Sperre weniger Kunden ins Geschäft kommen, "aber das können wir durch unseren Lieferservice, den wir schon lange anbieten, ausgleichen". Letztlich werde man aber erst nach der Sperrung die genauen Auswirkungen kennen.  

◼︎ Dauerhafte Sperrung befürchtet

Besorgt zeigen sich die Geschäftsleute aber auch aus einem anderen Grund. "Ist das jetzt vielleicht auch ein Experiment für eine dauerhafte Sperrung des Platzes?", fragt sich Ernst-Joachim Petersen. Schließlich wurde ja schon des öfteren darüber nachgedacht, die Busse nicht mehr über den Platz fahren zu lassen.

Auch Renate Hesse befürchtet, dass ein solcher Schritt kommen könnte: "Es würde mich nicht wundern, wenn es nach den drei Monaten aus dem Rathaus heißt, dass doch alles gut gelaufen ist und man nun den Platz busfrei machen will."

Sollte es tatsächlich dazu kommen, "dann ist definitiv Schluss hier, das werden wir nicht verkraften", ist sich Ernst-Joachim Petersen sicher.

◼︎ Dazu bisher auf LGheute:

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