Wirtschaft beklagt drastischen Anstieg der Krankmeldungen in der Region und fordert Einführung eines Karenztags
Lüneburg, 16.03.2025 - Was ist nur in der Region Lüneburg los? Diese Frage stellt sich angesichts eines Krankenstands, der inzwischen weit über dem Bundesdurchschnitt liegt. Während dieser im vergangenen Jahr 19 Fehltage pro Arbeitnehmer aufwies und damit schon einen europäischen Höchststand erreichte, bringt es die Region Lüneburg auf sage und schreibe 27 Krankentage. Die Mittelstands- und Wirtschaftsunion (MIT) Lüneburg warnt nun vor einer Gefährdung des Wirtschaftsstandorts und fordert Konsequenzen.
"Diese Zahlen sind alarmierend und belasten insbesondere kleine und mittelständische Unternehmen enorm", warnt Patrick Pietruck, Vorsitzender der Mittelstands- und Wirtschaftsunion (MIT) Lüneburg. "Jeder einzelne Fehltag kostet Unternehmen nicht nur Geld, sondern auch Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft. Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels ist eine so hohe Krankenquote für Betriebe kaum noch tragbar."
◼︎ Fehlanreize durch telefonische Krankschreibung
Wie aber kommt es zu diesem drastischen Anstieg der Fehlzeiten? Laut MIT nennen Experten neben saisonalen Infektionen und psychischen Belastungen vor allem strukturelle Probleme, die zur hohen Krankheitsrate beitragen.
So würden durch die in der Corona-Pandemie eingeführte telefonische Krankschreibung Fehlanreize geschaffen, wodurch Missbrauch erleichtert werde und kurzzeitige Krankmeldungen zunehmen.
Auch müsse die betriebliche Gesundheitsvorsorge insbesondere in kleineren Betrieben verbessert werden. Unternehmen sollten stärker in Prävention und Gesundheitsmaßnahmen investieren – etwa durch ergonomische Arbeitsplätze, Stressbewältigungsangebote und eine bessere Arbeitsorganisation. Hier ist eine enge Zusammenarbeit mit den Krankenkassen notwendig. Entsprechende Maßnahmen sollten vom Staat finanziell unterstützt werden.
◼︎ Karenztag soll Eigenverantwortung stärken
Als dritten Punkt nennt die MIT die Einführung eines Karenztages. Nach dem Vorbild anderer europäischer Länder sollte der erste Krankheitstag nicht vom Arbeitgeber bezahlt werden. Dies würde aus Expertensicht Fehlzeiten senken und die Eigenverantwortung stärken.
"Es geht nicht darum, ernsthaft kranken Menschen ihr Recht auf Genesung abzusprechen", betont Pietruck. "Doch wenn wir in Deutschland bereits im internationalen Vergleich die meisten Krankentage haben und die Region Lüneburg nochmal darüber liegt, dann müssen wir handeln. Es geht um die Zukunftsfähigkeit unseres Wirtschaftsstandorts."
Die MIT Lüneburg ruft die Politik deshalb auf, bestehende Fehlanreize zu überdenken und strukturelle Maßnahmen zur Reduzierung der hohen Krankheitsquoten zu ergreifen.