Der Landkreis Lüneburg soll seine Windenergieflächen drastisch ausweiten
Hannover, 13.02.2023 - Dass der Bau von Windkraftanlagen für die selbstgesteckten Klimaziele in Deutschland zunehmen wird, dürfte sich inzwischen herumgesprochen haben. Auch Niedersachsen, selbsterklärtes Windenergieland Nummer Eins, muss seine Flächen für Windkraftanlagen bis 2026 auf dann 2,2 Prozent verdoppeln. Doch während andere Regionen glimpflich davonkommen, soll der Landkreis Lüneburg fast fünf Prozent seiner Fläche bereitstellen.
Die Vorgabe zu der drastischen Erhöhung kommt aus Hannover, konkret von Klimaschutz- und Energieminister Christian Meyer (Grüne). Er gab bei der kürzlich vorgestellten Windflächenpotential-Studie bekannt, welche Region welchen Anteil zu tragen hat, um das 2,2-Prozent-Flächenziel zu erreichen.
◼︎ Landkreis Lüneburg unter den höchsten Drei
Daraus geht hervor, dass der Landkreis Lüneburg 4,72 Prozent seiner Fläche für Windkraftanlagen bereitzustellen hat und damit der drittgrößte Flächenausweiser in Niedersachsen hinter Rotenburg/Wümme (4,89 %) und Uelzen (4,79 %) werden soll. Wie sehr die Anzahl der Windkraftanlagen im Landkreis damit steigen dürften, wird deutlich beim Blick auf die aktuell bereitgestellte Fläche: Sie beträgt lediglich 0,6 Prozent. Die künftige Fläche soll damit um deutlich mehr als das Siebenfache steigen.
Grundlage für die Flächenvorgaben durch das Land ist die vom Fraunhofer-Institut für Energiewirtschaft und Energiesystemtechnik (IEE) und der Bosch & Partner GmbH erstellte Flächenpotential-Studie, die vom Umweltministerium in Auftrag gegeben wurde. Darin wurde ermittelt, dass 7,2 Prozent der Landesfläche prinzipiell als Windenergie-Standort geeignet sind.
Davon werden jetzt im Durchschnitt 2,2 Prozent den einzelnen Teilregionen vorgegeben, "als Mindestfläche", wie Klima-Minister Meyer betont. Nur: Ein Großteil der Landkreise und Regionen – 27 von insgesamt 39 – liegen unterhalb des Durchschnitts. So müssen die Landkreise Emden und Wilhelmshaven, die bekanntlich nicht zu den windarmen Regionen gehören, lediglich 0,08 Prozent beziehungsweise 0,12 Prozent ihrer Flächen ausweisen.
◼︎ Landkreis sieht sich überrumpelt
Im Landkreis Lüneburg schlug die Nachricht daher auch wie eine Bombe ein. "Damit haben wir nicht gerechnet", bekannte Landrat Jens Böther gegenüber der "Landeszeitung". Und er will sich mit der Vorgabe auch noch nicht abfinden. Für ihn sei rätselhaft, wie das Land zu diesem Ergebnis gekommen ist. Im Kreishaus will man nun die Berechnungsgrundlagen nun hinterfragen.
Diese hat das Ministerium aufgelistet. Danach werden die Flächenpotentiale nach "objektiven Kriterien" wie Besiedlungsdichte, Abständen zur Wohnbebauung, Belangen der Bundeswehr sowie FFH-, Naturschutz- und Vogelschutzgebieten berechnet. Allerdings wurde nicht gesagt, wie die Kriterien untereinander gewichtet sind.
◼︎ Gesetz für schnelleren Windkraftanlagenbau
Minister Meyer will jetzt die Ergebnisse der Studie jetzt zügig in ein Gesetz gießen, in dem die Landkreise für die vorgegebene Flächenausweisung verpflichtet werden. Doch nicht nur das: Auch die Errichtung von Windkraftanlagen soll deutlich schneller gehen. Die EU und die Bundesregierung planen mit sogenannten "Go-To-Areas" in den jetzt auszuwählenden Windvorranggebieten ein beschleunigtes und vereinfachtes Genehmigungsverfahren. Damit sollen Doppel- und Dreifachprüfungen beim Genehmigen der Windräder wegfallen. Meyer: "Das erleichtert erheblich die Planung und sorgt trotzdem für eine Berücksichtigung des Natur- und Umweltschutzes." Auch im Raumordnungsgesetz sollen Planungsbeschleunigungen für Energievorhaben geschaffen werden.
Ziel der Landesregierung ist es, 30 Gigawatt (GW) Windenergie-Leistung an Land bis 2035 in Niedersachsen zu installieren. Das entspricht einem Zubau von rund 18 GW. Jährlich sollen dafür 1,5 GW an Leistung dazu kommen. Zum Vergleich: Im Jahr 2022 kamen mit etwa 100 neuen Windrädern insgesamt rund 450 Megawatt (MW) Leistung hinzu. Mit bisher rund 6.200 Anlagen ist Niedersachsen schon jetzt "Windenergieland Nr. 1" in Deutschland.
Die auszuweisenden Flächenanteile pro Region
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