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Versteckter Besuch in Lüneburg

Die SPD hat Lars Klingbeil zu Gast, behält es aber lieber für sich

Lars Klingbeil bei seinem Auftritt gestern in Lüneburg. Foto: Screenshot SPD-VideoLüneburg, 03.06.2025 - Mega-Konjunkturprogramm, Milliarden-Steuerentlastungspaket, Riesen-Rentendefizit, notwendige Einsparungen, fehlender Haushalt – Lars Klingbeil, neuer Bundesfinanzminister, Vize-Kanzler und SPD-Vorsitzender, kann über einen Mangel an Arbeit und Aufgaben nicht klagen. Doch wie will er all das stemmen? Gelegenheit, das zu erfahren oder auch zu erfragen, gab es gestern. Da war der schwergewichtige SPD-Politiker bei seinen Genossen in Lüneburg. Doch die Orts-SPD blieb lieber unter sich.

Keine Einladung, keine Presseankündigung, auch im Nachgang keine Zusammenfassung der "öffentlichen Diskussionsveranstaltung mit Lars Klingbeil", die so richtig öffentlich nicht war. Nur maximal 200 Gäste hatten das Glück dem Spitzen-Mann der SPD zu lauschen, denn mehr Fassungsvermögen hat der Kunstsaal nicht, in den die Lüneburger SPD eingeladen hatte. 

Der Saal war vermutlich proppevoll, was allerdings nur aus der Mitteilung der Orts-SPD auf ihrer Website zu entnehmen ist. "Die Veranstaltung ist leider bereits ausgebucht", heißt es dort, Anmeldung also sinnlos. Dort steht auch: "Im Mittelpunkt stehen die Fragen und Anregungen der Teilnehmenden – zu aktuellen politischen Entwicklungen ebenso wie zu den Themen, die Menschen vor Ort bewegen: von sozialer Sicherheit über wirtschaftliche Transformation bis hin zur Zukunft unserer Demokratie." Zukunft unserer Demokratie – spannend! Dazu hätte man gern mehr gehört.

Dass Klingbeil gestern überhaupt in Lüneburg war, konnte man heute Morgen im Deutschlandfunk hören. In den Morgen-Nachrichten hieß es kurz, der Finanzminister habe bei einer Veranstaltung in Lüneburg berichtet, die Schwarzarbeit stärker zu bekämpfen. Auch spannend. Nur wie? Darüber leider kein Wort. In den lokalen Medien war heute Morgen auch nichts über den Star-Gast aus Berlin zu lesen.

◼︎ Lüneburg tickt anders

Jeder Ortsverband, der den Bundesfinanzminister und Vizekanzler zu Gast hat, wäre nicht nur mächtig stolz auf so hohen Besuch, er würde auch, wenn er klug ist, einen ordentlichen Wirbel um einen solchen Termin machen – vor allem bei den lokalen Medien, denn sie sollen ja darüber berichten, was sonst nur Wenige sehen und hören können. In Lüneburg tickt man da anders. Man bleibt lieber unter sich, Fremdes stört da nur. Kann man natürlich machen, doch sollte man sich dann nicht wundern, wenn man irgendwann nicht mehr wahrgenommen wird.

An dieser Stelle zuletzt aber doch noch einen Service für die kommunikationsfaule und medienscheue Lüneburger SPD: Den Hinweis, dass ein Video vom gestrigen Abends auf der Website der Orts-SPD zu finden ist. Wer draufklickt, braucht allerdings Geduld und Phantasie, denn es ruckelt ordentlich und gefühlt nur jeder zweite Satz kommt dabei rüber. Vermutlich, weil der Server überlastet ist. Warum es so ruckelt? Weil es offenbar doch ein paar mehr Interessierte an den Klingbeil-Thesen gibt als in den Lüneburger Kunstsaal passen. 

 

 

Kommentare  
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Zum aktuellen Thema: Die LGheute-Redaktion hat in der Vergangenheit mehrfach darum gebeten, bei der Pressearbeit der Lüneburger SPD berücksichtigt zu werden. Leider ist dies bislang nur unzureichend erfolgt. Die Redaktion begrüßt daher die heute erklärte Absicht des Lüneburger SPD-Bundestagsabgeordneten Jakob Blankenburg, dies künftig professioneller zu handhaben.
Und in der landeszeitung gab es auch einen Artikel
Den Beitrag kann ich so nicht stehen lassen. Am 24.5.25 waren wir, Mitglieder der SPD mit einem Info Stand in der Bäckerstr und haben Flyer verteilt, dass Lars Klingbeil am 02.06.25 in Lüneburg ist. Es waren an dem Abend Leute und auch Schüler vor Ort, die KEINE Mitglieder waren. Div Leute von Medien wie zb NDR waren ebenfalls vor Ort die meine Aussage bestätigen können. Bitte um Korrektur bzw Nachtrag.
Mit freundlichen Grüßen
Carola Fandrich
Mitglied der SPD
Ich finde es fair zu erwähnen, dass in ganz Lüneburg Schilder aushingen, die auf dieses Programm aufmerksam machten, die Lüneburger SPD alle ihnen zur Verfügung stehenden Social Media Kanäle bespielt hat, und für die Gäste die nicht kommen konnten, einen Live-stream ermöglichte.
Was den Wirbel angeht, kann ich als gestern Anwesende Person beteuern, dass ganze zwei Reihen mit Pressestühlen besetzt waren. Ich selbst habe unter anderem Vertreter*innen der LZ, der Süddeutschen Zeitung, des NDR und noch viele weitere Menschen mit Kamera wahrgenommen.
Lars Klingbeil selbst hat diesen Lüneburger Auftritt auf seinen Social Media Plattformen ebenfalls vorab und während der Veranstaltung publiziert.
Ich finde es schade, dass viele Menschen keinen Platz gefunden haben, aber in meinen Augen ist der Kunstsaal momentan einer der größten Lüneburger Veranstaltungsorte.
Gerne hätte ich also gewusst, welche Fragen Sie an Lars gestellt hätten.
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