Veranstaltung der Volksinitiative gegen Gendern wurde an der Uni massiv behindert
15.11.2024 - Lüneburg ist, wenn es um den Erhalt oder die Rettung der Demokratie geht, gern ganz weit vorn – zumindest, wenn man Petitionen der Kommunalparlamente, Bürger-Demonstrationen gegen angebliche Massen-Deportationen oder Mahnplakate von "Omas gegen Rechts" als Bewertungsmaßstab nimmt. Doch das ist nur die eine Seite, wie eine Veranstaltung der Volksinititiave vor zwei Tagen in der Leuphana zeigte. Ihre Veranstaltung gegen das Gendern konnte sie nur mit Hilfe massiver Unterstützung der Polizei durchführen.
"Wir sind für Sprachfrieden", sagt Jens Urban, der am Mittwoch mit fünf weiteren Mitgliedern der Volksinitiative die Leuphana aufsuchte, um dort für ein Ende des Gender-Zwangs einzutreten. Denn einen solchen Zwang sehen die Gender-Gegner in Verwaltungen und Behörden, aber auch an Schulen und Universitäten. "Natürlich gibt es kein offzielles Gender-Diktat, aber wer sich nicht daran hält, muss mit Konsequenzen rechnen", sagt der Lüneburger. Er habe Belege dafür, wie Studenten angehalten werden, in ihren Seminar- und Bachelor-Arbeiten zu gendern, gegen ihren Willen. "Und deshalb sind wir heute hier, um dies anzuprangern." Wer gendern möchte, so Urban, könne dies natürlich tun, "aber einen Zwang, auch indirekten, darf es nicht geben. Schon gar nicht von öffentlichen Einrichtungen".
Auf offene Ohren stießen sie dabei nicht. Im Gegenteil. Rund 50 Personen waren ihnen entgegengetreten, die versuchten, jeglichen Austausch mit lautstarkem Gegröle im Keim zu ersticken. "Sprache entwickelt sich - und ihr?" war auf einem ihrer Plakate zu lesen. Nur: Das von ihnen vorgegebene "entwickelt sich" ist in der Bevölkerung nicht nur nicht wahrnehmbar, es ist von ihr auch nicht gewollt: Mehr als 70 Prozent sind gegen das Gendern. Doch darüber setzen sich Behörden und Verwaltungen selbstherrlich hinweg.
◼︎ Poizei musste einschreiten
Bei verbalen Auseinandersetzungen allein blieb es am Mittwoch allerdings nicht. Eine schwarzbekleidete Gruppe von fünf bis sechs jungen Männern bedrängte die angemeldete Veranstaltung der Volksinitiative so sehr, dass die Polizei mit mehreren Kräften einschreiten musste. "Wir wurden massiv daran gehindert, unsere Veranstaltung wie geplant durchzuführen", berichtet Urban. Er sei froh, dass die Lüneburger Polizei mit ausreichend Personal vor Ort war. "Es war nicht schön, was wir hier erlebt haben, aber es reiht sich ein in unsere Erfahrungen an anderen Orten." In Osnabrück etwa waren es 16 Polizisten, die aufgerufen waren, die Veranstaltung zu schützen. Und in Hannover musste die Polizei herbeigerufen werden, um Schlimmeres zu verhindern, wie Urban berichtet.
Es ist auch nicht das erste Mal, dass die Volksinitiative Lüneburg aufgesucht hat. Beim Versuch, im April dieses Jahres einen Veranstaltungsort in einem der Lüneburger Lokale zu finden, wurden sie massiv behindert. "Nicht nur wir, sondern vor allem die Wirte wurden so sehr attackiert, dass sie sich nicht mehr trauten, uns ihre Räume zur Verfügung zu stellen." Und beim "Tag der Demokratie" am 23. Mai wurde den Gender-Gegnern sogar verwehrt, mit einem Stand dabei zu sein. Wortführer hier: Lüneburgs DGB-Gewerkschafter Matthias Richter-Steinke (LGheute berichtete). "Wo bleibt hier eigentlich unser Demokratie-Verständnis? Sind abweichende Meinungen, noch dazu die einer übergroßen Mehrheit, nicht mehr erlaubt?", fragt sich Jens Urban.
◼︎ "Wir leben in einem System der Angst"
Seit März des Jahres ist die niedersächsische Volksinitiative "Stoppt Gendern in Niedersachsen" im Land unterwegs. Ihr Ziel: den zunehmenden Zwang zur Verwendung von Gendersprache zu unterbinden, vor allem die Verwendung von Sonderzeichen wie Sternchen, Doppelpunkt oder anderes inmitten eines Wortes. Sie treten damit ein für das, was auch der Rat für deutsche Rechtschreibung zuletzt im Juli 2024 als nicht zulässig erklärte – und damit der Rat, dessen Vorgaben maßgebend sind für die Verwendung der Amtssprache in deutschen Behörden und öffentlichen Einrichtungen.
Warum nicht nur Behörden und Kommunen, sondern immer mehr auch Privatunternehmen wie die Deutsche Bahn, wie Sparkassen, Versicherungen und andere sich dem Gender-Zwang unterwerfen, erklärt Urban so: "Wir leben offenbar in einem System der Angst. Der Druck, der von wenigen Akteuren aufgebaut wird, ist offenbar so groß, dass man sich dem lieber beugt."
◼︎ In Lüneburg wieder am 20. und 27. November
Die Volksinitiative "Stoppt Gendern in Niedersachen" beugt sich diesem Druck nicht. Sie sammelt Unterschriften, um in Niedersachsen ein Volksbegehren durchführen zu können. Dafür brauchen sie bis zum 7. März 2025 70.000 Unterschriften. In Lüneburg sind die Sprach-Retter wieder mit einem Stand in der Bäckerstraße am 20. und 27. November vertreten. Dort liegen Unterschriftslisten bereit. Mehr zur Volksinititiative gibt es unter stoppt-gendern-in-niedersachsen.de.