Landkreis schickt Gutachter nach Alt Garge - Zweifel der Bürgerinitiative
Lüneburg, 07.02.2013 - Nachdem Mitte Dezember letzten Jahres bei den Deichbauarbeiten in Alt Garge stark schadtstoffbelasteter Boden mit hohen Arsenwerten gefunden wurde, hat der Landkreis Lüneburg jetzt erste Proben genommen. Die Ergebnisse der Untersuchungen sollen voraussichtlich Mitte Februar vorliegen. Die Kreisverwaltung begründet die verzögerte Klärung mit Schnee und Bodenfrost zu Beginn des Jahres. Die "Bürgerinitiative Altlastenfreies Elbtal" aus Bleckede ist indes skeptisch, ob die entnommen Proben wirklich aussagekräftig sind.
Wie der Landkreis heute mitteilte, seien von einem Gutachter am 30. Januar im Rahmen einer sogenannten Ad-hoc-Beprobung insgesamt sieben Proben an verschiedenen Punkten bis in 150 Zentimeter Tiefe genommen worden. Drei Proben wurden im Zwischenlager "Im Haken" und vier Proben am ehemaligen Bodenabbau südwestlich des Kraftwerkstandortes genommen. Die Proben würden nun auf Schwermetalle, Arsen, bestimmte organische Verbindungen sowie Dioxine untersucht.
|| Landkreis sah bislang keinen Grund zu handeln ||
Die Schadstoffe in Alt Garge waren bereits Thema im Landtag in Hannover und hatten auch mit Beginn der Deicharbeiten im Sommer 2011 den damaligen Umweltminister Hans-Heinrich Sander beschäftigt. Dieser hatte den Landkreis aufgefordert, sich des Problems anzunehmen. Doch geschehen ist bis zu den aktuellen neuen Bodenfunden im vergangenen Dezember nichts. Der Landkreis sah dazu auch keine Veranlassung und begründete dies mit der Bewertungszahl 46 von 100 möglichen Punkten auf der Schadstoff-Bewertungsskala (LGheute berichtete).
Das Zustandekommen dieser Zahl aber wird von der "Bürgerinitiative Altlastenfreies Elbtal" aus Bleckede kritisiert, da ihre Festsetzung nach zuvor 71 Punkten mit dem Hinweis auf das Erlöschen von Rechten an Trinkwasserbrunnen begründet wurde. "Das ist insofern absurd, als das Erlöschen von Rechten ja noch lange nicht die Schadstoffprobleme im Boden selber löst", so Werner Schulze von der Bürgerinitiative (BI). Er ist davon überzeugt, dass spätestens mit Auffinden arsenbelasteter Flugasche an den jetzt untersuchten Stellen die Schadstoffbewertung wieder deutlich nach oben korrigiert werden müsse.
Um die genaue Ausdehnung und Menge der Flugasche-Ablagerungen festzustellen, will der Landkreis in einem weiteren Schritt ein Profil der beiden Orte erstellen lassen. Für den dritten Ort, den Arsen-Fundort an der Deichbaustelle auf dem Werksgelände des ehemaligen Porenbetonwerks, liegt bereits das Baugrundgutachten von Dezember 2012 mit aussagekräftigen Messwerten vor.
|| BI zweifelt an Aussagekraft der genommenen Proben ||
"Auf Grundlage der Probeergebnisse werden Gutachter und Landkreis dann gemeinsam über weitere Untersuchungsschritte und Maßnahmen entscheiden", heißt es in der Mitteilung des Landkreises. Die Kosten für die Erkundung schätzt der Landkreis derzeit auf 15.000 Euro, davon entfallen etwa 5.000 Euro auf die ersten Erkundungen und Probenahmen.
BI-Mitglied Schulze bezweifelt allerdings, dass die entnommenen Proben auch tatsächlich aussagekräftig sind. "Ich war zufällig vor Ort, als Herr Reiskies vom Landkreis und der Gutachter im Zwischenlager bohrten", berichtet der Bleckeder. Er hatte die drei offenen Bohrlöcher nachgemessen und dabei Tiefen von maximal 50 bis 60 Zentimeter festgestellt. "Bei diesen geringen Tiefen wird man nicht auf all das stoßen, was da noch im Boden enthalten ist", so Schulze. Er vermutet, dass die Behörden dies auch gar nicht so genau wissen wollen. Denn nach Einschätzung der BI gingen die Kosten für eine Entsorgung der vergifteten Böden in Alt Garge schnell in die Millionen - Geld, das der Landkreis Lüneburg nicht hat.