Die Politik reagiert auf die dramatische Lage von Unternehmen in der Region
Lüneburg, 08.12.2024 - Die besorgniserregend anwachsenden Probleme des Wirtschaftsstandorts Deutschland kommen inzwischen mit Wucht auch in der Region Lüneburg an. Die Insolvenzen der Unternehmen Witte Barskamp und Focast Lüneburg und der drohende Stellenabbau bei Panasonic belegen dies deutlich. Doch was folgt daraus? Und was sagt die hiesige Politik dazu? Erste Reaktionen gibt es bereits.
Lüneburgs Oberbürgermeisterin Claudia Kalisch (Grüne):
"Für die Beschäftigten in den betroffenen Unternehmen und für unsere Stadt und ist diese Entwicklung sehr bedauerlich, die wir leider in vielen Orten beobachten müssen. Ich hoffe daher, dass alle, die jetzt und in Zukunft Verantwortung in Berlin tragen, rasch neue Impulse für die Wirtschaft setzen und damit nicht bis zum Antritt der neuen Bundesregierung warten. Es gilt jetzt, diese Verantwortung zu übernehmen."
Anna Bauseneick, CDU-Landtagsabgeordnete:
Die Lüneburger Landtagsabgeordnete fordert eine "sofortige und entschlossene politische Kehrtwende". Die Insolvenzanträge und geplanten Stellenstreichungen in der Region seien lediglich die "Spitze des Eisbergs einer systematischen Vernachlässigung des Mittelstands durch eine unzureichende Wirtschaftspolitik" und deuteten auf eine "gefährliche Zuspitzung" hin. Die seit einem Jahr zweistelligen Insolvenzraten und eine Auftragslage wie zuletzt während der Finanzkrise 2009 belegten dies. Die CDU-Politikerin sieht vor allem die Landes- und Bundespolitik in der Pflicht, den Unternehmen den Weg aus der Krise zu ebnen. Der Mittelstand dürfe nicht zum "Brennpunkt unserer Region" werden.
Felix Petersen, Kreisvorsitzender der CDU Lüneburg:
"Die jüngsten Entwicklungen in der Region sind ein Weckruf", befindet der CDU-Kreisvorsitzende. "Unsere Unternehmen kämpfen mit explodierenden Energiepreisen, einer überbordenden Bürokratie und zu hohen Steuern. Das sind hausgemachte Probleme, die die Politik dringend angehen muss." Petersen warnt: "Wenn wir die Wirtschaft nicht entlasten, drohen uns langfristig Standortverluste und ein Abbau von Arbeitsplätzen." Er ruft die politischen Entscheidungsträger auf, unverzüglich Maßnahmen zu ergreifen, um die Wettbewerbsfähigkeit der regionalen Wirtschaft zu stärken.
Cornelius Grimm, FDP-Vorsitzender Lüneburg:
"Die Gründe für diese Schieflage sind nicht nur externe Krisen oder globale Entwicklungen. Viele der Probleme sind hausgemacht: Hohe Energiepreise, lähmende Bürokratie und fehlende steuerliche Entlastungen schnüren unseren Unternehmen die Luft ab“, betont Cornelius Grimm. Es reiche nicht aus, diese Probleme nur zu benennen – "wir müssen endlich handeln". Dazu listet Grimm fünf Punkte auf: 1. Bezahlbare Energie für Unternehmen und Bürger, 2. Bürokratieabbau mit echter Entfesselung, 3. Steuerliche Entlastungen für die arbeitende Mitte und Unternehmen, 4. Gezielte Förderung von Innovation und Fachkräften und 5. Unterstützung statt Behinderung der Transformation der Industrie mit Förderprogrammen für neue Technologien.
Patrick Pietruck, Vorsitzender der Mittelstands- und Wirtschaftsunion Lüneburg:
"Wir brauchen eine wachsende Wirtschaft, keine schrumpfende. Dazu gehören geringere Energiepreise, weniger Bürokratie und endlich spürbare Entlastungen bei Steuern und Abgaben", fordert Pietruck und appelliert an die Politik, die Rahmenbedingungen für die Wirtschaft grundlegend zu verbessern. "Nur so kann verhindert werden, dass weitere Unternehmen ins Straucheln geraten und Arbeitsplätze in der Region verloren gehen. Jetzt ist der Zeitpunkt, klare Signale für Wachstum und Innovation zu setzen."
Keine Reaktionen
Landrat Jens Böther (CDU) reagierte auf eine LGheute-Anfrage nicht, von den übrigen politischen Parteien gingen bislang keine Stellungnahmen in der Redaktion ein.
Wie berichtet, hat die Focast Lüneburg GmbH, ein Traditionsunternehmen mit 120 Beschäftigten, Insolvenz angemeldet. Hohe Energiekosten und eine zurückhaltende Nachfrage haben das Unternehmen in die Schieflage gebracht. Ähnlich betroffen ist die Witte Barskamp GmbH & Co. KG in Barskamp. Bei dem Zulieferer der Automobilindustrie sind 187 Arbeitsplätze gefährdet. Auch bei Panasonic in Lüneburg könnten bis zu 100 Stellen wegfallen, da die Krise in der Automobilbranche auch bei diesem Unternehmen Auswirkungen zeigt.