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Kosten für Elbbrücke schnellen nach oben

Landkreis geht von 58 Millionen Euro aus - Brücken-Gegner fordern Aus

Lüneburg, 20.04.2015 - Die geplante Elbbrücke bei Neu Darchau könnte deutlich teurer werden als ursprünglich angenommen. Das geht aus der Kostenermittlung hervor, die der Landkreis Lüneburg bei einem Hamburger Ingenieurbüro in Auftrag gegeben hat. Nach aktuellem Stand würden sich die Bau- und Planungskosten auf rund 58 Millionen Euro belaufen, davon müsste der Landkreis Lüneburg einen Eigenanteil von 22,25 Millionen Euro übernehmen, teilte der Landkreis heute mit. Bislang lag die Schätzung bei 45 Millionen Euro, das entsprach einem Eigenanteil von 9,25 Millionen Euro.

Vor allem die Baukosten sind laut Kostenermittlung in den letzten Jahren um rund zehn Prozent gestiegen. Da mit dem Baubeginn erst in einigen Jahren zu rechnen wäre, sei in diesem Bereich von weiter steigenden Kosten von jährlich zwei Prozent auszugehen. Daneben führe auch die Umstellung auf europaweit vereinheitlichte Regeln für Bemessungen im Bauwesen, die sogenannten Eurocodes, zu einem Kostenanstieg von drei Prozent. "In diesem Bereich sind wir bisher von einem stärkeren Kostenanstieg ausgegangen“, sagte der Erste Kreisrat Jürgen Krumböhmer.

Zusätzliche Kosten ergeben sich zudem aus der Richtlinie für passive Sicherheit. Und auch der Hochwasserschutz für Neu Darchau wird in der Kostenermittlung berücksichtigt: Der Deichbau macht linkselbisch eine längere Vorlandbrücke erforderlich, die rund drei Millionen Euro zusätzlich verursachen würde.

Getragen würden die Kosten für Planung und Bau der Brücke aus unterschiedlichen Töpfen. Nach aktueller Aussage könne das Land Niedersachsen 75 Prozent der ursprünglich geplanten Kosten von 45 Millionen Euro aus GVFG-Mitteln übernehmen, also 33,75 Millionen Euro. Daneben haben das Land Niedersachsen 1,3 Millionen Euro aus eigenen Mitteln und der Landkreis Lüchow-Dannenberg 700.000 Euro Förderung zugesagt. Für die restlichen Mittel müsste der Landkreis Lüneburg aufkommen.

Ende 2014 hatte der Landkreis Lüneburg das Ingenieurbüro mit der Kostenermittlung beauftragt. "Die Kostenermittlung durch das Ingenieurbüro beruht auf einer fundierten Nachberechnung, die dem Niveau einer Kostenschätzung nahe kommt“, sagte Krumböhmer, "eine weitergehende Kostenschätzung hätte deutlich höhere Planungskosten verursacht. Das vorliegende Ergebnis ist durchaus fundiert und belastbar.“

Die Kostenermittlung soll nun von der Niedersächsischen Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr (NLStBV) überprüft werden. "Danach werde ich mich mit den Fraktionsvorsitzenden im Lüneburger Kreistag zusammen setzen und die weitere Vorgehensweise besprechen“, sagt Landrat Manfred Nahrstedt.

"Planungen müssen eingestellt werden"

Eine erste Reaktion auf die jetzt veröffentlichte Kostenermittlung kam von der Bürgerinitiative "Ja zur Fähre - Nein zur Brücke“: "Nun ist klar: Der vom Landkreis Lüneburg zu tragende Eigenanteil läge bei Realisierung des Projekts mehr als doppelt so hoch wie von den Lüneburger Bürgern in der Befragung von Anfang Januar als gerade noch akzeptabel bewertet. Damals hatte knapp ein Viertel der Befragten einem Bau nur unter der Prämisse zugestimmt, dass der Eigenanteil nicht über 10 Millionen Euro liegt. Diese Grenze würde nun bei weitem überschritten. Zusammen mit dem weiteren guten Viertel, das Anfang 2013 grundsätzlich gegen den Bau gestimmt hatte, ist nun endlich klar, dass eine Mehrheit der Kreisbewohner die Elbbrücke nicht will. Wir gehen davon aus, dass Landrat Manfred Nahrstedt das Bürgervotum ernst nimmt und die Brückenpläne jetzt begräbt. Um weitere Kosten zu vermeiden, müssen die Planungen sofort eingestellt werden. Alles andere wäre unverantwortlich“, sagte BI-Sprecher Andreas Conradt.

Brückenbefürworter setzen auf den Bund 

Nicht berücksichtigt in die Kostenermittlung sind mögliche Einsparungen durch Zusammenlegung der Planungen für den Bau der Brücke und die derzeit laufenden Planungen für den Deichausbau in Neu Darchau. Der Förderkreis Brücken bauen aus Bleckede hatte kürzlich angeregt, die Planungen entsprechend zu vereinheitlichen. Zudem wollen die Brückenbefürworter mittels Petition den Bund bewegen, fehlende Mittel bereitzustellen (LGheute berichtete).

 

 

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