2021 war spannend, 2022 wird es ganz bestimmt, da ist sich die LGheute-Redaktion sicher. Hier der satirische Blick voraus
31.12.2021 - Das zuende gehende Jahr noch einmal Revue passieren zu lassen, ist etwas für Langweiler. Viel spannender ist es, nach vorn zu schauen. Was erwartet uns 2022? Die LGheute-Redaktion hat erneut den Blick nach vorn gewagt und schon mal die Highlights des kommenden Jahres zusammengefasst. Viel Spaß bei der Lektüre und kommen Sie gut durchs neue Jahr!
Januar
Ein Großaufgebot der Polizei durchkämmt zu Jahresbeginn das Lüneburger Rathaus. Die Suche gilt Lüneburgs neuer Oberbürgermeisterin, die seit ihrem Amtsantritt außerhalb ihres Büros nicht mehr gesichtet wurde. Zahlreiche Bürger hatten sich zuvor mehrfach im Rathaus besorgt nach dem neuen Stadtoberhaupt erkundigt, von Mitarbeitern aber nur ausweichende Antworten erhalten. Der Blick auf ihren Dienstkalender brachte schließlich die Erklärung: die Verwaltungschefin war seit Wochen mit Fahrer und Dienstwagen in Süddeutschland unterwegs.
Initiatoren des Lüneburger Radentscheids blockieren am 15. Januar die Zufahrt zum Parkplatz der "Landeszeitung" in der Kalandstraße. Sie wollen damit einen Bericht über bislang unveröffentlichte Miteigentümeranteile eines der Initiatoren an einem der Lüneburger Taxi-Unternehmern verhindern. Der Protest hatte Erfolg, wegen des blockierten Parkplatzes konnte die "LZ" über mehrere Tage nicht erscheinen. Erst nachdem die Verleger erklärten, auf eine kritische Berichterstattung zu verzichten, wurde der Parkplatz wieder freigegeben.
Februar
Ungewohnte Geräusche lassen am 7. Februar Anwohner des Schnellenberger Wegs aufhorchen. Die Erklärung überraschte: Unweit des neu eingerichteten Micro-Depots wurden drei Maulesel gesichtet, die in einer Umzäunung gehalten wurden. Der Betreiber des Micro-Depots, Lüneburgs Einzelhandels-Sprecher Heiko Meyer, sagte dazu: "Aus Gründen der Nachhaltigkeit haben wir uns entschieden, auf Lastenfahrräder zu verzichten und die Waren mit Maulesel und Wagen in die Innenstadt zu bringen."
Am Tag darauf waren 25 Vertreter der Tierschutzorganisation PETA vor Ort und demonstrierten gegen die unwürdige Unterbringung der Tiere. Heiko Meyer sah sich daraufhin genötigt, die Tiere vorübergehend in seine Obhut zu nehmen. Von einem erneuten Einsatz der Lastenfahrräder aber nahm der Einzelhandels-Sprecher Abstand: "Die lang anhaltenden Schneefälle und niedrigen Temperaturen lassen dies leider nicht zu." Das Micro-Depot wurde daraufhin bis Ende März geschlossen.
März
In seiner zweiten Sitzung in diesem Jahr beschloss der Lüneburger Kreistag mit den Stimmen von SPD, Grünen und Linken, künftig jedem Kreistagsmitglied, das sich im vergangenen Jahr für eine Spende des Landkreises für das Flüchtlings-Suchschiff "Ocean Viking" ausgesprochen hatte, eine Spende in gleicher Höhe auszuzahlen. SPD-Fraktionssprecher Franz-Josef Kamp begründete den Antrag so: "Wer sich für das Richtige einsetzt, darf nicht benachteiligt werden. Wir Sozialdemokraten stehen dafür, dass das Engagement von Minderheiten auch finanziell gewürdigt wird." Wie berichtet, hatte der Landkreis bis zu 100.000 Euro als Spenden für die Kreuzfahrten der "Ocean Viking" im Mittelmeer bereitgestellt.
April
Das Oberverwaltungsgericht in Lüneburg (OVG) gab einem Eilantrag Lüneburger Klima-Aktivisten statt, die eine sofortige Beendigung des Rückbaus der Lüneburger Ostumgehung gefordert hatten. Hintergrund ist eine Entscheidung der Landesstraßenbaubehörde, die eine "Freimachung" der Strecke angeordnet hatte, nachdem dort wegen der weiter gestiegenen Spritpreise kaum noch Autos gesichtet werden. Nachdem die Behörde zu Beginn des Monats mit schwerem Gerät zur Renaturierung der Ostumgehung angetreten war, hatte es zunächst Blockaden seitens der Klima-Aktivisten gegeben. Letztere begründeten ihren Protest mit den "nun nicht mehr durchführbaren Protestaktionen", die von den Aktivisten bis Ende 2028 geplant seien. "Wir haben unsere Seminare und Klausuren auf diesen Zeitraum abgestimmt. Dass das jetzt plötzlich geändert wird, ist behördliche Willkür", sagte einer der Aktivist:Innen. Das Gericht folgte mit seiner Entscheidung letztlich dem Antrag der Antragsteller. Im Sinne einer "verlässlichen Demokratie" sei es nicht zulässig, Entscheidungen per Verwaltungsakt ad hoc vorzunehmen, so das OVG. Das Recht der Bürger auf gewohnt langwierige Entscheidungen der Verwaltungseinrichtungen überwögen vor der Sinnhaftigkeit von Einzelentscheidungen der Exekutive. Der Beschluss sei unanfechtbar.
Mai
Oberbürgermeisterin Claudia Kalisch wird erstmals von Bürgern der Stadt gesichtet. Auf der von ihr angekündigten 100-Orte-Tour durch Lüneburg wurde sie gleich von mehreren Lüneburgern freudig auf dem Parkdeck des Parkhauses Vierorten begrüßt. Leider fiel der Kontakt zu den Bürgern nur kurz aus. Kalisch begründete ihre Unpässlichkeit und Abreise mit einem Termin auf dem Sande, wo sie für die Übergabe von Unterschriften gegen die Lüneburger Parkhäuser eingeladen worden sei. Die Anti-Parkhaus-Aktivisten wollten damit ein Zeichen für mehr Klimaschutz setzen, erklärte Kalisch und begab sich mit ihrem Auto direkt dorthin.
Juni
Hoher Besuch in Embsen. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach stattete am 2. Juni dem Impfzentrum des Landkreises Lüneburg einen Kurzvisite ab. Er wolle damit "stellvertretend für alle" die Arbeit der vielen ehrenamtlichen Helfer würdigen, die sich "tagein, tagaus für das Wohl der Gesellschaft opfern", wie der Minister erklärte. Große Besorgnis dann am Nachmittag: Lauterbach musste ins Klinikum eingeliefert werden, nachdem der Minister wegen ungewohnter Sprachstörungen aufgefallen war. Ein Test ergab, dass er sich mit einem noch wenig verbreiteten Virus angesteckt hate. Die Ärzte gehen davon aus, dass es sich um eine unangenehme, aber nicht gesundheitsgefährdende Infektion durch einen speziellen Maulesel-Virus handelt. Lauterbach hatte kurz vor dem Besuch des Impfzentrums den Sprecher des Lüneburger Einzelhandels und Micro-Depot-Organisator Heiko Meyer aufgesucht.
Juli
Wendisch Evern bekommt eine Arena. Einstimmig beschloss der Gemeinderat in seiner jünsten Sitzung den Bau einer Großsportanlage vor den Türen Lüneburgs. Die Bauarbeiten dazu sollen noch im Herbst beginnen, die Verträge seien bereits unter Dach und Fach, erklärte Bürgermeister Rainer Leppel. Die rund 10.000 Personen fassende Arena soll für rund 4,8 Millionen Euro per PPP-Verfahren errichtet werden, Fertigstellungstermin ist der 31. Dezember. Anfragen des Landkreises und der SVG Lüneburg zu möglichen Nutzungen der Halle stehe man offen gegenüber, erklärte Leppel. Allerdings seien nicht mehr viele Termine verfügbar, "wir sind für 2023 schon fast ausgebucht", so der Bürgermeister. Highlight sei das Rolling-Stones-Konzert im Juni. Wie er sich die Super-Band gesichert habe? "Wir haben hier ausreichend Parkplätze. Schade nur, dass Charlie Watts nicht mehr dabei ist", sagte der bekennende Rock'n'Roller, der selbst mehrmals mit dem kürzlich verstorbenen Stones-Drummer zusammengekommen war. "Ich habe viel von Charlie gelernt, er aber auch von mir", verriet Leppel.
August
Das legendäre Mälzer-Brauhaus in Lüneburg stellt zum Jahresende überraschend seinen Betrieb ein. Als Grund nannte Inhaber Holger Klemz die anhaltenden Proteste der Lüneburger Wasser-Aktivisten "Unser Wasser". "Die stehen seit Tagen vor unserer Tür und protestieren gegen unseren Wasserverbrauch", klagt Klemz. Wie aber Bier ohne Wasser gebraut werden soll, sei ihm ein Rätsel. Die Wasser-Retter, die sich ursprünglich gegen den Bau eines dritten Brunnens von Coca-Cola formiert hatten, interessiert das wenig: "Hier wird kostbares Nass verbraucht, das wir dringend für unsere Toilettenspülung benötigen", erwiderte eine der Initiatorinnen.
Die angekündigte Schließung des "Mälzer" löste bei Lüneburgs Gastro-Freunden eine Schockwelle aus. Spontan kamen kurz nach der Ankündigung mehrere Hundert Demonstranten vor dem Gastronomiebetrieb in der Heiligengeiststraße zusammen und traten für den Erhalt des alteingesessenen Unternehmens ein. "Wenn das Mälzer fällt, fällt die Stadt", kündigte einer der Demonstranten an. Die Protestler von "Unser Wasser" verzogen sich daraufhin, kündigten aber weitere Proteste vor dem Salü an.
September
Der Platz Am Sande ist wieder für den allgemeinen Straßenverkehr freigegeben. "Wir freuen uns, diesen Platz wieder zu dem zu machen, was er schon immer war: ein Ort des nachhaltigen Handels, des Austauschs und Miteinanders und der Begegnung der Kulturen", erklärte Oberbürgermeisterin Claudia Kalisch bei der Übergabe. Zugleich freue sie sich, dass mit den nun kürzeren Verbindungen deutlich weniger CO2 emittiert werde. "Das ist ein wichtiger Schritt in Richtung Mobilitätswende", erklärte die Oberbürgermeisterin. Noch während ihrer Ansprache hatten sich mehrere Initiativgruppen und Aktivisten-Formationen der Leuphana unter die Anwesenden gemischt, um gegen die Freigabe zu demonstrieren. Dabei trafen sie auf hupende Fahrer schwarzer Limousinen und SUVs, die den Platz schon seit längerem für sich reklamieren. Die Polizei sprach anschließend von einem "harmonischen Zusammentreffen der Kulturen". Vier Personen erhielten wegen unerlaubten Schusswaffenbesitzes, Drogenhandels und Fahrens ohne Führschein eine mündliche Verwarnung, zwei Studentinnen (vermutlich; Anm. d. Red.) wurden wegen Entblößens ihrer Gesäße mit einem Ordnungsgeld bedacht.
Oktober
Der SPD-Kreistagsabgeordnete Franz-Josef Kamp wurde Anfang des Monats von der libyschen Polizei an der Küste des Landes aufgegriffen. Die Behörden erklärten, Kamp habe versucht, ausbleibende Flüchtlingsboote auf dem Mittelmeer durch gesetzeswidrige Aktionen zu neuen Fahrten zu animieren. Kamp erwartet nun ein Prozess wegen Unterstützung illegalen Schleppertums. Der Dahlenburger erklärte, er sei nur zufällig während seines Urlaubs an dem Hafen vorbeigekommen. Die bei ihm gefundenen Utensilien mit dem Schriftzug der "Ocean Viking", darunter mehrere Schwimmwesten, Überlebensrationen auf See sowie Seekarten der Küstenregion Libyens und Italiens seien "noch lange kein Beweis", so Kamp. Der SPD-Politiker war einer der Antragsteller für die umtrittene "Ocean Viking"-Spende des Landkreises. Die Opposition im Kreistag warf ihm nach der Festnahme "Geschäftemacherei in eigener Sache" vor.
November
Die "Landeszeitung" sieht sich erneut Blockaden ihres Parkplatzes an der Kalandstraße durch Fahrrad-Aktivisten ausgesetzt. Die Radler begründeten ihre Aktion mit dem Vorwurf, wonach die LZ "widerrechtlich" die verkehrstechnisch wichtige Verbindung zwischen der Kalandstraße und dem Sande verhindere. "Das ist eine zentrale Verkehrsachse, die nicht durch privatrechtliche Privilegien ausgehebelt werden darf", so die Aktivisten. Die "LZ" reagierte darauf mit einem mehrwöchigen Streik der Redaktion. Erst das Einschreiten von Oberbürgermeisterin Claudia Kalisch konnte die Kombattanten besänftigen und die gewohnt zuverlässliche Berichterstattung durch die LZ wieder sicherstellen.
Dezember
Kurz vor Heiligabend sorgten Grill-Aktivisten an Lüneburgs Amüsiermeile "Stint" für einen größeren Menschenauflauf. Mehrere Dutzend Barbecuer hatten dort ihre Grills aufgebaut und neben reichlich Beef auch für ausreichend Getränke gesorgt. Schon nach kurzer Zeit war der Stint von Hunderten begeisterter Grillfans erobert. Bis in die Nacht wurde dort ausgiebig gefeiert und getrunken, die Polizei schaute wohlwollend vorbei. "Das war nach der langen Pandemie mal wieder ein schöner Tag", sagte einer der Griller.