header

Kik oder Kultur?

07.04.2025 - Macht- und hilflos – so wirken nicht nur die Verantwortlichen in Politik und Verwaltung angesichts der zunehmenden Leerstände in Lüneburg, so wirken auch deren Vorschläge und Konzepte gegen den anhaltenden Attraktivitätsverlust der Lüneburger Innenstadt. Verzweifelt bemüht man sich seit Jahren, den drohenden Kaufkraftverlust durch allerlei billige Aktionen zu stoppen, am liebsten mit Bier-, Bratwurst- und Mitgrölveranstaltungen wie dem Stadtfest. Das lockt zwar kurzfristig einige Tausend Trinkfreudige an, hebt aber nicht das Image der Stadt, die durchaus anderes zu bieten hat.

Wenn Orte wie Uelzen oder Soltau zu Festivals und anderen Trinkgelagen einladen, mag man dies verstehen, schließlich ist es ihnen nicht vergönnt, mit Schätzen wie Lüneburg zu glänzen. Denn hier gibt es Kultur, und zwar mehr, als manch einem bewusst ist. Schließlich verfügt Lüneburg nicht nur über architekturhistorisch wertvolle und vielbeachtete Bausubstanz, hier gibt es auch eine Vielzahl lohnenswerter Kulturorte, sei es das Deutsche Salzmuseum, sei es das Ostpreußische Landesmuseum, sei es das Drei-Sparten-Theater, sei es die Kulturbäckerei, sei es die Musikschule, sei es der Libeskind-Neubau für die Leuphana, der für Konzertveranstaltungen ebenso wie für größere Vorträge bereitsteht, sei es die LKH-Arena und die damit verbundene starke Sogwirkung der SVG-Volleyballer und ganz besonders: sei es die künftige Kant-Ausstellung, die Lüneburg zum dokumentarischen Zentrum der deutschen Aufklärung machen könnte.

Könnte, wohlgemerkt. Denn die Lüneburger scheinen von diesem Schatz, der ihnen quasi kostenlos vor die Füße gelegt wurde, noch nicht so recht Kenntnis genommen zu haben. Ganz besonders trifft dies auf die Marketing-Truppe zu, die immer noch glaubt, mit historischen Stadtführungen und bierseligen Veranstaltungen einen Blumentopf im Beliebtheitsranking der bundesdeutschen Städte gewinnen zu können.

Doch man täusche sich nicht: Die Städte, große wie kleine, stehen allesamt in einem harten Wettbewerb untereinander und müssen sich dabei teils auch ausländischer Konkurrenz stellen. Im grünen Rathaus, das die Mehrheit in der Marketing GmbH stellt und damit auch Haupt-Geldgeber ist, scheint das noch nicht angekommen zu sein. Hier begnügt man sich weiter damit, ein paar Sitzmöbel in der Innenstadt aufzustellen und Leerstände mit potemkinschen Bild-Attrappen zu kaschieren. 

Auf Dauer wird eine solche fahrlässige Verwahrlosung des auf bürgerlichen Miteinanders angewiesenen Innenstadtlebens nicht folgenlos bleiben. Wer auf Sitzmöbel und Blumenkübel statt auf Kultur setzt und Masse Klasse vorzieht, darf sich nicht wundern, wenn am Ende nur noch Kik übrigbleibt.

Ein Kommentar von Ulf Stüwe
zum Beitrag "Der Leerstand nimmt weiter zu"

 

 

 

Kommentar schreiben