Oberbürgermeisterin Kalisch bietet erstmals eine Bürger-Sprechstunde an – mit Barrieren
Lüneburg, 05.03.2022 - In Arztpraxen sind Sprechstunden in der Regel gut besucht, für eine Teilnahme an den Sprechstunden der Verwaltungschefs muss indes oft die Werbetrommel gerührt werden. Während Landrat Jens Böther dieses "bürgernahe" Angebot schon seit Amtsantritt bereithält, sucht nun auch Lüneburgs Oberbürgermeisterin Claudia Kalisch das Gespräch mit dem Bürger. Einfach mal anklopfen oder anrufen, um ein Anliegen vorzubringen, geht mit ihr aber trotzdem nicht.
Am Donnerstag, 10. März, bietet Oberbürgermeisterin Kalisch in der Zeit von 8 bis 9 Uhr eine telefonische Sprechstunde für Lüneburger an. Wer aber ein persönliches Anliegen oder Anregungen hat oder zu einem bestimmten Thema mit ihr sprechen möchte, muss sich zuvor anmelden, und das geht laut Stadtverwaltung nur per E-Mail unter
"Die Anmeldungen werden nach Reihenfolge ihres Eingangs berücksichtigt. Angesetzt werden rund zehnminütige Telefonate. Wer einen Termin erhalten hat, bekommt eine Rückmeldung per Mail mit einer ungefähren Uhrzeit, zu der Claudia Kalisch anruft", teilte die Pressestelle der Stadt dazu mit.
Dazu aber müssen gesprächsbereite Bürger "unbedingt" ihren Namen und ihre Telefonnummer angeben, so die Pressestelle. Warum die Oberbürgermeisterin nicht einfach angerufen werden kann, erläuterte die Stadtverwaltung nicht. Aus dem Rathaus gibt es lediglich einen O-Ton der Bürgermeisterin dazu: "Mir ist der Austausch mit den Bürger:innen dieser Stadt sehr wichtig, auch wenn er jetzt zunächst nur telefonisch erfolgt." Und weiter: "Umso mehr freue ich mich auf die ersten persönlichen Sprechstunden-Termine, wenn die Pandemie-Situation diese wieder guten Gewissens zulässt."
Und noch etwas: Diejenigen, die bei dieser Sprechstunde keinen Termin erhalten, können ihre Fragen an die genannte Mail-Adresse schicken. Die am häufigsten gestellten Fragen werden zeitnah in einem kurzen Video beantwortet.
Fazit:
Nach viel Bürgernähe klingt das alles nicht, eher nach organisierter Distanzhaltung. Denn das Rathaus dürfte wohl kaum von einer Frage-Flutwelle überschwemmt werden – die Menschen haben häufig Besseres zu tun. Und: Wer möchte schon mit seinem Anliegen in einer öffentlichen Videobotschaft der Oberbürgermeisterin namentlich erwähnt werden? Sollte es nicht ein persönliches Gespräch zwischen Zweien sein? Welchen Zweck aber haben dann die Videos?