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Viele Antworten, keine Fragen

Die Live-Befragung der OB-Kandidaten fürs Lüneburger Rathaus fiel erstaunlich dünn aus

Marc Rath (l.) und Antje Blumenberg moderierten den OB-Talk bei den "Sonntagsperlen". Foto: ScreenshotLüneburg, 08.08.2021 - Puh! Wer sich nach knapp zwei Stunden Kandidaten-Befragung neue Erkenntnisse für seine Wahl des künftigen Oberbürgermeisters der Stadt Lüneburg erhofft hatte, fühlte sich nach der heute Abend veranstalteten Live-Diskussion mit der "Elefantenrunde" vermutlich so schlau wie zuvor. Sieben der acht OB-Kandidaten – der Bewerber Don William Kerber war nicht mit von der Partie – stellten sich den Fragen der Moderatoren. Doch diese fielen erstaunlich dünn aus. Ein Ergebnis gab es dennoch.

Kurz nach 18 Uhr startete am Abend auf Facebook die Diskussionsrunde, befragt wurden die OB-Kandidaten zu den Themen, die den Lüneburgern unter den Nägeln brennen: Mobilität oder wie viele Autos künftig noch in die Stadt dürfen; Wohnen oder wieviel Wohnraum jedem Einzelnen künftig noch zusteht, und – ja, das war es dann auch schon.

LZ-Chefredakteur Marc Rath und Antje Blumenberg von den Lüneburger Unternehmen Provinzperle und Amphire hatten die sieben Kandidaten um sich versammelt. Doch wer eine kontroverse Diskussion zu den strittigen Themen erwartet hatte, wurde enttäuscht. Ein Kandidat nach dem anderen durfte artig sein Statement abgeben, Nachfragen seitens der Moderatoren, noch dazu kritische, gab es nicht.

So verwunderte es nicht, dass letztlich alle Kandidaten in der gleichen Suppe rührten. Zum Thema Mobilität fiel den meisten nichts anderes ein, was auch der Vorgänger schon berichtet hatte, und auch dieser verwies auf Erkenntnisse, die längst andere vor ihm ausgebrütet hatten. Hier wäre es spannend gewesen zu erfahren, wie die Kandidaten ihre blumigen Vorstellungen umsetzen wollen und welche anderen Maßnahmen oder Projekte dafür gestrichen werden sollen: die Finanzierung des Theaters, der Sportvereine, die Sanierung der Schulen und Ausstattung der Klassen mit Luftreinigern gegen das Coronavirus? Doch nichts von dem kam zur Sprache.

Ähnlich beim Thema Wohnen. Dass alle Kandidaten sich für mehr sozialen Wohnungsbau einsetzen wollen, war absehbar. Wie aber genau soll das geschehen? Einzig Andreas Meihsies machte deutlich, dass es Grenzen gibt: der begrenzt vorhandene Grund und Boden. Dies aber gab er preis, ohne dazu befragt zu werden.

Unterm Strich bleibt eine Diskussionsrunde in Erinnerung, die zwar offenlegte, wer von den Kandidaten dem HSV zutraut, demnächst wieder in der ersten Bundesliga zu spielen, nicht aber, wer geeignet ist, eine Stadt zu führen, die als Oberzentrum Verantwortung nicht nur für die Lüneburger trägt. 

Eine – überflüssige weil nicht repräsentative – Umfrage gab es zum Schluss dann auch noch. Von den insgesamt 423 abgegebenen Online-Stimmen entfielen auf OB-Kandidatin Claudia Kalisch 166 Stimmen, ihr folgten Monika Scherf (80), Pia Steinrücke (74), Heiko Meyer (73), Andreas Meihsies (12), Michèl Pauly (10), Don William Kerber (8) und Ann Katrin Hoffmann (0). 

Einzig erfrischend an dem Abend war Mirko Heil, der mit seiner Band, darunter Thomas Conrad an der Gitarre, live für gutes Lüneburg-Feeling sorgte. 

Die Diskussionsrunde soll laut den Veranstaltern über die "sozialen Medien" abrufbar sein. Einen Link dazu hat die Redaktion aber trotz mehrfachen Bemühens nicht ausmachen können.

 

 

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