Lüneburgs Ratsfrau Andrea Kabasci hat vor Monaten die Grünen verlassen, ohne es bekannt zu machen
Lüneburg, 13.10.2025 - Im Lüneburger Stadrat werden sich einige Mitglieder vermutlich vor Verwunderung die Augen gerieben haben, als sie kürzlich erfuhren, dass Andrea Kabasci schon seit längerer Zeit nicht mehr Mitglied der Grünen ist. Dass Politiker ihre Partei verlassen, ist zwar nichts Ungewöhnliches, wohl aber, es nicht öffentlich bekannt zu machen. Bei Frau Kabasci kommt sogar noch ein Weiteres hinzu: Sie ist weiterhin Mitglied der Fraktion der Grünen.
Seit dem 1. April ist Andrea Kabasci nicht mehr bei den Grünen. Doch dem Rat der Stadt teilte sie dies nicht mit. Im Gegenteil, denn Kabasci sitzt weiterhin dort, wo sie auch zuvor bei Ratssitzungen saß, nämlich im Kreis der Fraktion der Grünen.
Ihren Austritt aus der Partei der Grünen erklärt Kabasci mit der Politik der Bundes-Grünen, hier vor allem die Migrationspolitik. Gegen die Arbeit der Grünen in Lüneburg und im Rathaus der Stadt hingegen hat sie nichts einzuwenden. Deshalb habe sie sich auch entschieden, in der Fraktion weiterzuarbeiten, wie sie der "Landeszeitung" berichtete.
Ihren Schritt dem Rat der Stadt und zugleich auch der Öffentlichkeit mitzuteilen, dafür sah die Ex-Grüne bislang allerdings keinen Anlass. Ihr Austritt aus der Partei habe keinen Einfluss auf die Arbeit im Rat, sagt Kabasci.
Dies den Ratskollegen und der Öffentlichkeit vorzuenthalten, finden offenbar auch die Grünen-Fraktion und Oberbürgermeisterin Claudia Kalisch richtig. Zwar wurden beide über den Partei-Austritt informiert, doch sie behielten es ebenfalls für sich. Auch in dem vom Rathaus geführten öffentlichen Ratsinformationssystem wird weiterhin der Eindruck erweckt, Andrea Kabasci sei bis heute weiterhin Mitglied der Grünen.
◼︎ Fraktionen üben Kritik
In den Fraktionen der Stadt kommt dies nicht gut an. SPD-Fraktionschef Thomas Dißelmeyer findet, Kabascis Agieren sei "kein guter Stil", die gerade von den Grünen oft gepredigte Transparenz im politischen Handeln komme hier zu kurz. "Wir würden anders damit umgehen", sagt Dißelmeyer gegenüber LGheute.
Auch von der CDU kommt Kritik. "Meine Fraktion und ich finden das nicht sonderlich gut", sagt Wolfgang Goralczyk. "So klammheimlich bekommt Vertrauen einen Knacks weg, der nicht sein muss", ist der Fraktionsvorsitzende überzeugt. Offenheit und Transparenz würden immer von allen gefordert, "dies gilt offensichtlich nicht für Frau Kabasci".
Robin Gaberle, Fraktionsvorsitzender der AfD, wiederum misst dem Thema keine besondere Bedeutung bei: "Für mich persönlich als auch meine Fraktion und die Ratsarbeit ist es völlig belanglos, bei welcher extrem linken Gruppierung sich diese Frau aufhält."
Von den übrigen Fraktionen und Ratsmitgliedern gab es keine Stellungnahmen.
◼︎ Warum erklärt Kabasci sich ausgerechnet jetzt?
Dass Andrea Kabasci sich ein halbes Jahr nach ihrem Austritt nun doch plötzlich äußert, dürfte einen besonderen Grund haben. So soll das Online-Portal "Lüneburg aktuell" in der Sache recherchiert haben. Wider Erwarten habe dann aber die "Landeszeitung" darüber berichtet. An einen Zufall mag "Lüneburg aktuell"-Reporter Carlo Eggeling nicht glauben. Er vermutet, dass seine Recherchen für einige Aufregung in den Lüneburger Grünen-Kreisen und im Grünen Rathaus gesorgt haben. Zwar habe von diesen eine Veröffentlichung des heiklen Themas nicht verhindert werden können, doch wollte man – so die Vermutung – die Erstberichterstattung darüber lieber bei der "Landeszeitung" sehen.
Das Rathaus dementierte inzwischen, das Thema an die "Landeszeitung" durchgestochen zu haben.
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