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Pikante Personalie wirft viele Fragen auf

Frühere Langeooger Bürgermeisterin wird neue Leiterin des Kultur- und Sportamts

Seite an Seite: Heike Horn und Oberbürgermeisterin Claudia Kalisch am 12. September in Lüneburg. Foto: Stadt LüneburgLüneburg, 12.12.2024 - Warum gerade sie? Diese Frage stellen sich aktuell vermutlich viele in Lüneburg, seit bekannt wurde, dass die ehemalige Langeooger Bürgermeisterin Heike Horn neue Leiterin des Kultur- und Sportamts der Stadt wird. Warum eine Frau, die beruflich bislang eher wenig mit dem Kulturbereich zu tun hatte und die sich gerade erst aus persönlichen und gesundheitlichen Gründen aus ihrem Bürgermeisteramt hat abwählen lassen, wie ein spannender Bericht auf "Lüneburg aktuell" ergeben hat. Und warum fiel die Wahl auf Heike Horn, obwohl die Bewerbungsfrist längst abgelaufen war und andere Kandidaten bereitstanden? Und es gibt noch mehr Fragen.

Erst im November soll die Bewerbung von Heike Horn im Rathaus eingegangen sein, drei Monate nach Ende der Bewerbungsfrist, die das Rathaus gesetzt hatte. 26 Personen hatten sich laut Angaben des Rathauses beworben, doch am Ende wurde es die frühere Bürgermeisterin der Nordseeinsel. Die Entscheidung für Heike Horn hatte eine Rathaus-interne Auswahlkommission getroffen, bestehend aus Mitarbeitern der Verwaltung, Vertretern des Personalrats, der Gleichstellungsbeauftragten und dem Dezernat I, das Oberbürgermeisterin Claudia Kalisch zugeordnet ist, und dem Dezernat II, das von Stadtkämmerer Matthias Rink geführt wird. Zu seinem Dezernat gehört der Fachbereich Kultur und Sport, den Heike Horn am kommenden Montag, 16. Dezember, übernimmt. 

Dass die Verantwortlichen im Rathaus sich für die Ex-Langeoogerin entschieden haben, überrascht. Denn Medienberichten zufolge soll Heike Horn auf der Insel nicht sonderlich beliebt gewesen sein. Eine Bürgerinitiative hatte der 59-Jährigen vorgeworfen, schlecht zu wirtschaften und zu wenig anwesend zu sein. 

◼︎ Wurden dem Verwaltungsausschuss Informationen vorenthalten?

Im Verwaltungsausschuss, der wie üblich über wichtige Personalien in Kenntnis gesetzt wird und auch über die Anstellung von Heike Horn informiert wurde, soll von all dem nichts zur Sprache gekommen sein, obwohl das Rathaus über die Abwahl Horns als Bürgermeisterin informiert war, wie die Pressestelle bestätigte. Dort soll lediglich ihr Lebenslauf "sehr positiv" dargestellt worden sein, wie Carlo Eggeling, der die Affaire vor einigen Tagen auf "Lüneburg aktuell" ins Rollen gebracht hat, berichtet. Inzwischen hat auch der NDR das Thema aufgegriffen und auch die "Landeszeitung" schloss sich heute an. 

Dass der Verwaltungsausschuss sich offenbar mit den Angaben der Verwaltung begnügte, verwundert Eggeling: "Man muss ja nur mal den Namen im Internet eingeben und schon findet man alles", sagt der langjährige LZ-Chefreporter, der dort nicht nur den beruflichen Werdegang Horns gefunden hat, sondern auch mit Journalisten von der Nordseeküste sprach. Pikante Randnotiz: Die Seiten mit den persönlichen Angaben von Heike Horn im Internet sind inzwischen verschwunden. 

◼︎ Stadtkämmerer für Einstellung verantwortlich

Ebenfalls interessant ist, dass Heike Horn bereits im September Kontakt mit Oberbürgermeisterin Claudia Kalisch hatte. Beide, so heißt es, hätten sich bei dem Bürgermeisterinnen-Treffen kennengelernt, zu dem Kalisch nach Lüneburg eingeladen hatte. Sind hier bereits die Weichen für die Einstellung gestellt worden? Das Rathaus weist das zurück, an den Auswahlgesprächen habe die Oberbürgermeisterin nicht teilgenommen.

Nur: Auf wessen Empfehlung ist Frau Horn dann in die Auswahl einbezogen worden, noch dazu mit Verspätung? Die Antwort des Rathauses: "Die Entscheidung über die Auswahl der einzuladenden Bewerber obliegt nach der formalen und fachlichen Prüfung der Bewerber wie bei jedem anderen Auswahlverfahren den verantwortlichen Führungskräften in Abstimmung mit dem Personalbereich." Die verantwortliche Führungskraft ist in diesem Fall Stadtkämmerer Matthias Rink.

◼︎ Headhunter-Frage gibt Rätsel auf 

Dass er sich bei der Auswahl einer Personalberatung nicht bediente, die Bewerber bekanntlich vor einer Präsentation kräftig durchleuchten, um Fehlentscheidungen möglichst auszuschließen, könnte ihm vielleicht noch auf die Füße fallen. Im Rathaus hielt man ein solches Vorgehen jedenfalls nicht für erforderlich, "weil das bei der Besetzung von Fachbereichsleitungen überhaupt nicht üblich und auch nicht notwendig ist, da es ausreichend Bewerbungen auf die Stelle gab", wie auf Nachfrage mitgeteilt wurde. Warum aber die "Landeszeitung" berichtet, "von den 25 (!) Bewerbern hatte ein Headhunter drei geeignete Kandidaten zu einem Gespräch nach Lüneburg eingeladen", hinterlässt weitere Fragen. 

Die FDP-Stadtratsfraktion hat unterdessen Akteneinsicht beantragt, um sich einen "objektiven Überblick über das Einstellungsverfahren zu machen". Das Thema dürfte Lüneburg also weiter beschäftigen.

 

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