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Auf dem falschen Weg

ALA kritisiert Fehlentwicklungen beim Denkmalschutz in Lüneburg

Unverständlich, wie diese Neubauten in der Neuen Straße inmitten Lüneburgs historischer Altstadt genehmigt werden konnten. Foto: privatLüneburg, 04.08.2024 - Wer in Lüneburgs historischer Altstadt sein Haus renovieren will, bekommt es schnell mit dem Denkmalschutz zu tun. Zu recht, denn die Altstadt ist ein kulturhistorisches Juwel, das auch nachfolgenden Generationen erhalten bleiben soll. Umso unverständlicher ist es daher, dass inmitten der denkmalgeschützten Altstadt ein Neubau genehmigt wurde, der an einfallsloser Schlichtheit kaum zu überbieten ist. Dagegen regt sich nun, leider zu spät, Kritik des Arbeitskreises Lüneburger Altstadt (ALA). Der Verein beklagt aber noch weitere Missstände in Lüneburg. 

Wie seelenlose Augen starren die dunkelrahmigen, sprossenlosen Fenster auf die Neue Straße, ihr Anblick verstärkt noch den trostlosen Ausdruck, den der Neubau mit seinen hellgrauen Klinkersteinen beim Betrachter hinterlässt. Die Fassade ohne jede Gliederungsstruktur wirkt kalt und abweisend, einzig eine nachgebildete Utlucht, ein kleiner baulicher Vorsprung im Erdgeschoss, ist die einzige Anlehnung an die mittelalterliche Umgebung, die Architekt und Bauherr den Nachbarn und der Altstadt zubilligten.

Nicht viel anders das zweite Gebäude, nur dass hier wenigstens der Versuch unternommen wurde, für die Fassade Klinker zu verwenden, die sich mit ihren natürlicheren Farbtönen zumindest annähernd in das Gesamtbild dieser Straße einfügen. 

Warum dies von der Unteren Denkmalschutzbehörde des Landkreises Lüneburg und der Denkmalpflege der Stadt Lüneburg zugelassen wurde, ist schleierhaft. Denn sie selbst haben vorgegeben, dass eine Genehmigung erforderlich ist, wenn "in der Umgebung eines Baudenkmals Anlagen errichtet, geändert oder beseitigt werden sollen, die das Erscheinungsbild des Denkmals beeinflussen", wie es auf der Internetseite des Landkreises heißt. Und Denkmal ist auch die Altstadt als Gesamtdenkmal.

◼︎ Nicht im Einklang mit der Gestaltungssatzung

Verärgert über den misslungenen Neubau zeigt sich auch der Arbeitskreis Lüneburger Altstadt (ALA). "Was uns mit großer Sorge erfüllt, sind Neubauten oder auch die geplanten Umbauten, die mit der Gestaltungssatzung nicht im Einklang stehen, als Fremdkörper das historische Stadtbild stören und beschädigen", sagt Reiner Netwall, zweiter Vorsitzender des ALA. Neben den geplanten Umbauten der Fassade der Sparkasse An der Münze und des Karstadtgebäudes am Markt, aber auch des IHK-Gebäudes zwischen Grapengießerstraße und Heiligengeiststraße spricht er damit auch den Neubau in der Neuen Straße an.

Was Netwall besonders stört, ist, dass sich die Stadt an ihre eigenen Vorgaben nicht hält: "In einem mehrjährigen Prozess und unter Beteiligung verschiedener Fachleute, Vereine, Verbände und politischen Gremien wurde eine neue Gestaltungssatzung erarbeitet, die seit dem 3. Januar 2014 gültig ist. Ein Regelwerk für bauliche oder technische Veränderungen an Häusern in der Altstadt. Hier ist unter anderem festgelegt, dass sich Neubauten oder auch Umbauten 'bereichstypisch und an historischen Gegebenheiten orientieren müssen'." 

◼︎ Kein Verständnis für Sitzmöbel am Markt

Kritik vom ALA gibt es auch bei den neu aufgestellten Sitzmöbeln in der Lüneburger Innenstadt, ideologisch verklärt als "Grüne Oasen 2.0". Im jüngsten Infobrief des ALA heißt es dazu: "Wir begrüßen Sitzmöbel in der Stadt, um auszuruhen und die schönen Gebäude auf uns wirken zu lassen. Aber vor dem Brunnen und unserem schönen Rathaus, auf dem historischen Marktplatz fest installiert – nein, danke! Da haben wir nicht zugestimmt! Mehr normale Bänke am Rande des Platzes im Schatten unter den Bäumen wären völlig ausreichend gewesen. Hier wird ein historisches Gesamtkunstwerk und auch ein beliebtes Fotomotiv zerstört."

Des Weiteren stellt sich der ALA gegen die Installation von Photovoltaik-Anlagen auf den Dächern der Lüneburger Altstadt. Diese müsse als "historisches Gesamtkunstwerk in seiner Schönheit erhalten bleiben". Ohnehin seien hiervon nur fünf bis sechs Prozent der gesamten Dachflächen von Lüneburg betroffen. "Starten wir doch erstmal mit den 94 Prozent, die sich nicht in der historischen Altstadt befinden", sagt ALA-Vorsitzende Inga Whiton. 

◼︎ Denkmalschutz immer wieder in der Kritik 

Es ist übrigens nicht das erste Mal, dass die Lüneburger Stadtverwaltung beim Thema Denkmalschutz in die Kritik gerät. Besonders spektakulär war der genehmigte Abriss eines Teils der denkmalgeschützten Villa Heyn an der Altenbrückertorstraße – widerrechtlich, wie es sich im Nachhinein herausstellte. Hier hatte der ALA nachgewiesen, dass Angaben von Stadbaurätin Heike Gundermann nicht zutrafen. Sie hatte behauptet, der abgerissene Wintergarten sei erst nachträglich angebaut worden. Der Lüneburger Dr. Werner Preuß hatte im ALA-Heft "Aufrisse" wiederum nachweisen können, dass dies nicht stimmt. LGheute hatte das Thema in mehreren Beiträgen politisch aufgearbeitet.

 

 

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