header

Aufgelesen: Nicht verdient

Die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes an Alena Buyx ist nicht gerechtfertigt, findet die NZZ

Foto: LGheute02.10.2024 - In den meisten deutschen Medien ist davon heute nichts zu lesen, und wenn doch, dann als Nachricht am Rande. Es geht um die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes an Alena Buyx. Von 2020 bis April dieses Jahres war sie Vorsitzende des Deutschen Ethikrats, genau in der Zeit also, als in Deutschland während der Corona-Pandemie zahlreiche Grundrechte von der Politik einkassiert wurden. Buyx habe dabei kein gutes Bild abgegeben und deshalb die Auszeichnung nicht verdient, meint die "NZZ".

"Alena Buyx, ehemalige Chefin des Deutschen Ethikrats, ist nie mit unangenehmen Fragen aufgefallen. Stattdessen hat sie in der Corona-Pandemie das Lied der Mächtigen gesungen." Jonas Hermann, Journalist der "Neuen Zürcher Zeitung" (NZZ), redet Klartext in seinem Kommentar zur Verleihung des Bundesverdienstkreuzes an Alena Buyx, die Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (SPD) heute persönlich vornahm.

Buyx und ihr Gremium seien während der Pandemie stets auf "Regierungslinie" gewesen, "mit Ethik hatte das alles nichts zu tun", kritisiert Hermann. Fest macht er das unter anderem an den Einlassungen der Ethik-Chefin zur Entscheidung des Fußballspielers Joshua Kimmich, der Bedenken wegen möglicher Langzeit-Folgen geäußert hatte und deshalb eine Impfung zunächst abgelehnt hatte – und von Buyx daraufhin gemaßregelt wurde. Kimmich sei Falschinformationen aufgesessen, Langzeitfolgen gebe es nicht, so die Ethik-Professorin. Was inzwischen als widerlegt gilt.

Buyx, so sieht es der NZZ-Journalist, habe "im Chor der Mächtigen" gestanden, zu denen er eine ganze Reihe von Wissenschaftlern, Journalisten und Politikern zählt. Sie alle seien "als Einheitsfront" wahrgenommen worden. Dazu zählt Hermann auch den Virologen Christian Drosten und die ARD- und ZDF-Moderatorin Mai Thi Nguyen-Kim. Auch sie wurden mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Was Hermann so kommentiert: "Der Staat ehrt also seine Verbündeten in der Pandemie, verweigert aber eine offizielle Aufarbeitung dieser schwierigen Episode."

Seine Bilanz: Während die deutsche Regierung schwerste Grundrechtseinschränkungen beschloss, sei ihr der Ethikrat "treu ergeben" gewesen. Das aber habe keinen Mut erfordert, "und deshalb hat seine Chefin diese Auszeichnung nicht verdient".

 

Kommentar schreiben