05.04.2022 - Dass der Krieg in der Ukraine Auswirkungen auch auf die heimischen Betriebe hat, verwundert angesichts der zumeist energieintensiven Arbeitsprozesse im Handwerk nicht. Die Forderung der Kammer nach Senkung der Energiesteuern, deren Höhe viele Betriebe schon seit langem beklagen, war insofern absehbar. Gerechtfertigt scheinen sie angesichts der übervollen Auftragsbücher dennoch nicht.
Seit Jahren steigen die Umsätze im deutschen Handwerk, allein in den letzten 15 Jahren sind sie von 456 Milliarden Euro in 2005 auf 650 Milliarden Euro in 2020 geklettert. Besonders stark war der Zuwachs in den letzten Jahren vor allem im Bauhauptgewerbe und im Ausbaugewerbe, wie das Marktforschungsinstitut Statista ermittelt hat.
Zwar ist Umsatz nicht gleich Gewinn, doch höhere Produktionskosten etwa für Vorprodukte oder Energie, unter deren Last die Betriebe gern stöhnen, werden in der Regel ohne größere Abschläge an den Kunden weitergegeben. Die seit Jahren steigenden Kosten allein im Bau sind dafür ein eindeutiges Indiz.
Dass deshalb die Nachfrage nach Handwerksleistungen sinkt, ist zumindest bislang nicht zu erkennen. Wer heute einen Handwerker braucht, etwa weil die Heizung streikt oder das Dach vom letzten Sturm halb abgedeckt wurde, kann von Glück reden, wenn dieser sich überhaupt noch meldet, um den Schaden wenigstens in Augenschein zu nehmen.
Hieran ist der Krieg in der Ukraine allerdings nicht schuld, denn die Auftragsbücher sind nicht zuletzt wegen der fehlenden Fachkräfte prall gefüllt. Gäbe es davon mehr, wären die Umsätze nochmals höher als ohnehin schon. Das Klagen der Handwerksbetriebe und deren Forderung nach Entlastung ist daher Klagen auf ziemlich hohem Niveau.
Ein Kommentar von Ulf Stüwe
zum Beitrag "Ukraine-Krieg belastet Handwerk"