02.04.2022 - Der Kirche stehen harte Zeiten bevor. Denn die Wirtschaft, die zuletzt noch für sprudelnde Steuereinnahmen und damit automatisch auch für Mehreinnahmen durch die Kirchensteuer sorgte, schwächelt. Krieg und Krisen trüben den Blick in die Zukunft. Doch während genau dies über Jahrhunderte stets für volle Kirchen und Kassen sorgte, scheint das altbewährte Geschäftsmodell erheblich an Zugkraft eingebüßt zu haben. Nun soll das Heil durch durch Umorganisation und Umverteilung gesucht werden. Dass dies reicht, darf bezweifelt werden.
Die evangelische Kirche hatte sich eingerichtet. Für ungehemmten Zufluss von Steuergeldern in die Kirchenkassen war nach 1945 dank Kirchenverträgen mit dem Staat gesorgt, dem ungehinderten Weg zu Mahnungen und Appellen stand seitdem nichts mehr im Wege. Als moralische Instanz nahm sie in den 1980er Jahren Partei für die Friedensbewegung und gegen die Atomenergie und gipfelte zuletzt in der Anschaffung eines Bootes, das im Mittelmeer Schlauchboot-Schiffbrüchige aufsammelte.
Mehr Zuspruch hat es ihr offenkundig nicht eingebracht. Nicht nur ihre Kassen, auch ihre Kirchenhäuser werden zusehends leerer. Nun sollen "Zukunftsgemeinschaften" korrigieren, was die Kirchenoberen durch ihre Politik in den vergangenen Jahren versemmelt haben. Denn nicht eine bessere Politik erwarten Gläubige von ihrer Kirche, sondern Halt und Orientierung in Glaubensfragen, vor allem in schwierigen Zeiten. Das aber scheint der evangelischen Kirche abhanden gekommen zu sein: die Fähigkeit, die Menschen dort anzusprechen, wo Politik nichts zu suchen hat.
Interessant hierbei: Auf das vermeintlich sichere Terrain der Moral rettet sich die Politik immer dann, wenn sie keine Antworten auf die anstehenden Probleme hat. Es wird Zeit, dass Kirche und Politik ihre Rollen wieder tauschen.
Ein Kommentar von Ulf Stüwe
zum Beitrag "Planspiele für die Zukunft"