header

Auf ein Neues!

2024 hatte was, 2025 aber wird richtig spannend – wie, sagt die LGheute-Redaktion in ihrer (satirischen) Jahresvorschau

Frohes neues Jahr! Foto: LGheute01.01.2025 - Kaum ist 2024 Geschichte, werfen die Nachrichten und Affairen des neuen Jahres ihre Schatten schon voraus. Das ausschließlich und garantiert mit Männern und Frauen besetzte zwölfköpfige Redaktionsteam von LGheute hat wieder vorrecherchiert und dabei jede Menge Skandalträchtiges zu Tage gefördert. Aber Achtung: Die Lektüre ist nichts für schwache Nerven und Politikanfänger. Trotzdem und gedade deshalb: Kommen Sie gut durchs neue Jahr!

 

Januar

Mit erschreckenden Nachrichten macht Lüneburg gleich zu Beginn des neuen Jahres bundesweit Schlagzeilen. Vom 2. auf den 3. Januar wurde in der Stadt die bislang dunkelste Nacht seit Beginn der Dunkelmessung im Jahr 1895 gemessen. In der nach oben offenen Kruse-Skala wurde ein Wert von 8,3 ermittelt, zuletzt betrug er 6,9, ermittelt 1936 im Osewoldter Koog in Nordfriesland. Herbeigeeilte Wissenschaftler des Potsdam Instituts für Klimafolgenforschung kündigten an, ihre Klima-Prognosen drastisch anzupassen. Die zunehmende Dunkelheit in Deutschland werde alles bisher Befürchtete auf den Kopf stellen, so die Wissenschaftler. Noch seien die Folgen nicht abschätzbar. Oberbürgermeisterin Claudia Kalisch zeigte sich irritiert von dem Messergebnis: "Wir werden uns genau anschauen, wie das passieren konnte. Unterstellungen, dies liege an der Vielzahl der zuletzt geschlossenen Geschäfte, weisen wir entschieden zurück." Sie stelle sich vor ihre Mitarbeitenden. Kurz nach Bekanntwerden der Ergebnisse wurde bundesweit ein massiver Ansturm auf die Kerzenbestände in Drogierie- und Fachgeschäftten gemeldet. Eine Filialleiterin sprach von "ungewohnten Hamsterkäufen".


Februar

Lüneburgs Stadtverwaltung stellt bis auf Weiteres die Arbeit ein. Grund ist ein ausgedehntes Hochdruckgebiet über Nordeuropa, das seit Tagen für Hochnebelfelder über Norddeutschland und komplette Windstille bis nach Süd-Skandinavien sorgt. Die daraus resultierende Dunkelflaute habe dazu geführt, dass die komplett auf Wind- und Solarenergie eingerichteten Rechnersysteme der Stadt heruntergefahren werden mussten, um dauerhafte Datenverluste zu vermeiden, teilte das Rathaus auf Nachfrage mit. Ein Vorschlag der AfD-Stadtratsfraktion, das Lüneburger StadtRad-System durch Muskelkraft der Angestellten für eine mechanische Stromerzeugung zu nutzen, wurde im Rat nicht aufgegriffen. Die Stadtbevölkerung selbst reagierte gelassen auf die eingetretene Arbeitsniederlegung. "Uns ist das noch gar nicht aufgefallen", sagte ein Lüneburger, der namentlich nicht genannt werden wollte.


März

Gute Nachrichten aus Hannover: Das von Miriam Staudte (Grüne) geführte Landwirtschaftsministerium kündigte an, das ursprünglich nur für Neu Darchau vorgesehene neue Fährkonzept auch auf Lauenburg anwenden zu wollen. Statt des geplanten Brückenneubaus sollen auch dort künftig Elbfähren zum Einsatz kommen. Das Ministerium spricht von Kosten-Einsparungen in Höhe von mehreren Millionen Euro, die durch den "Systemwechsel" erzielt werden könnten. Zugleich würde ein größerer Fähren-Pool entstehen, der auch den anfälligen Fährverbindungen in Bleckede und Neu Darchau zugute käme. Befürchtungen, wonach bei Niedrigwasser oder Eisgang womöglich keine ortsnahe Elbüberquerung mehr möglich sei, wischte Hannover zur Seite. Das Klima zeige ja, so das Ministerium, dass es ausreichend Niederschläge gebe und die steigenden Temperaturen einen Eisgang für die Zukunft ausschlössen.


April

In Berlin steht nach den Wahlen im Februar und kurzen Verhandlungen der Koalitionspartner die neue Bundesregierung. Die frisch formierte Koalition bekräftigt, das Land wieder nach vorn bringen zu wollen. "Wir haben dafür die Weichen gestellt", sagte dazu einer der Koalitionspartner im Interview mit LGheute. In Lüneburg ist man allerings noch nicht so weit. Hier wird im Rat der Stadt über einen Vorschlag debattiert, statt der kostspieligen Bürgerräte nicht vielleicht doch besser Expertenräte einzuberufen. Der Antrag wurde mehrheitlich mit dem Hinweis abgelehnt, Politik dürfe populistischen Forderungen nicht nachgeben. 


Mai

Die Umgestaltung des Marienplatzes in Lüneburg von einem Parkplatz hin zu einem Erlebnis- und Begegnungs-Spielplatz für Erwachsene mit Sonnensegel ist kurz vor ihrer Vollendung. Vor einer Entscheidung zur endgültigen Zweckbestimmung soll es nach einer Empfehlung des Kulturausschusses der Stadt aber noch einmal eine Befragung aller Lüneburger geben. Weil sich dies angesichts der desolaten Haushaltslage der Stadt aber als zu kostspielig erweist, soll die Stimmungslage durch sechs Bürgerbeteiligungs-Formate ermittelt werden. 2030 soll dann entschieden werden. 


Juni

Zu Beginn des Monats gibt die Stadtverwaltung bekannt, dass die Dunkelflaute über Norddeutschland nachgelassen und die Verwaltung ihre Arbeit wieder in gewohnter Manier aufgenommen habe. Zugleich wurde mitgeteilt, dass im Zusammenhang mit der Neufassung des Gesetzes zur Vereinfachung der Mitteilungen von Verwaltungen kommunaler Körperschaften und angegliederter Ordnungsorganisationen bekanntgegeben wird, dass künftig nur noch die Wochenenden angezeigt werden, in denen es nicht zu Einschränkungen des öffentlichen Verkehrs durch Demonstrationen oder Kundgebungen auf den Straßen der Stadt durch Interessengruppen der Fahrrad-Gemeinschaften in Lüneburg komme. Die Ankündigung führte zu Protesten seitens des ADFC, VDC und angegliederten Gruppierungen. Sie fühlten sich durch die Nichterwähnung ihrer geplanten Demonstrationen massiv diskreditiert, teilte ein Sprecher einer der Organisationen mit.


Juli

Lüneburg wird diverser. Gleich an mehreren Stellen der Stadt wurden in der vergangenen Woche Tampon-Automaten aufgestellt, deren Inhalte kostenlos erhältlich sind. Die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Lüneburg erklärte, man wolle damit dem nachvollziehbaren Bedürfnis einer Notlage bei einer echten oder gefühlten Menstruation nachkommen. "Wir dürfen hier niemanden ausschließen", sagte die Beauftragte. Ein 15-Jähriger, der sich an einem der vor der IHK-Geschäftsstelle am Sande aufgestellten Automaten versuchte, zeigte sich nach erfolgreichem Zugriff indes ratlos: "Und wohin soll ich das jetzt stecken?" fragte er das ihn begleitende Recherche-Team von "Lüne-Correctiv", das seine Arbeit daraufhin auf das geplante Bürgerforum für den Marienplatz konzentrierte. 


August

Die Gehölzschutz-Satzung der Stadt Lüneburg geht in die nächste Runde. Nachdem der Rat der Stadt bereits festgelegt hatte, dass selbst Bäume, die noch keine sind, nicht mehr gefällt werden dürfen, soll sich der Blick nun auf die tieferen Ebenen der Gärten und begrünten Freiflächen richten. So sollen Rasenflächen, deren Bewuchs höher als zwei Zentimeter ist, künftig nicht mehr geschnitten werden dürfen. "Wir wollen damit verhindern, dass unschuldige Lebewesen wie Igel oder Kreuzottern Opfer martialischer Hinrichtungen gefühlloser Gartenbesitzer werden," sagte ein Vertreter der Tierschutzorganisation Peta gegenüber LGheute. Im Rat stimmte man nach anderthalbstündiger Debatte mehrheitlich der Vorlage der Verwaltung zu. 


September

Empörung bei den Lüneburgern. Die Stadtverwaltung erklärt, das beliebte Sülfmeisterfest doch nicht wie ursprünglich geplant Anfang Oktober durchführen zu können. "Wir haben es uns mit der Entscheidung nicht leicht gemacht, aber manche Dinge gehen heute einfach nicht mehr", erklärt Oberbürgermeisterin Claudia Kalisch in einer eilig einberufenen Pressekonferenz, der ersten in ihrer bis dato vierjährigen Amtszeit. Weil es hier um kulturelle Aneignung gehe, sehe sich die Stadt veranlasst, Grenzen zu ziehen. "Unser Lüneburger Salz ist nicht nur nach Lübeck gebracht worden, sondern mit den gepökelten Fischen von dort auch in ferne, uns kulturfremde Länder. Wir wissen nicht, was dies dort mit den Menschen gemacht hat und dürfen uns an diesem frevelhaften Kultur-Export nicht auch noch nachträglich schuldig machen", so die Oberbürgermeisterin. Der Rat der Stadt stimmte mit großer Mehrheit zu und unterband Sülfmeisterfeste für die nächsten hundert Jahre. 


Oktober

Lüneburg hat eine Universität. Allerdings eine, die über das intellektuelle Niveau einer Pädagogischen Hochschule nie hinausgekommen ist, auch wenn zahlreiche Preise und Hochschul-Spitzenrankings anderes vortäuschen. Der Beweis? Nicht einmal der Öffentlich-Rechtliche Rundfunk von ARD bis Phoenix will von den Leuphana-Wissenschaftlern wissen, was sie von der tagesaktuellen Politik oder angrenzenden Themen halten. Nun aber kommt die Leuphana doch noch ins Rennen. Sie schlägt vor, endlich auch die weiblichen Namen zu gendern, so wie es in Russland seit langem gang und gäbe ist. Oberbürgermeisterin Claudia Kalischkaja nahm die Anregung zustimmend auf.


November

Investigativer Journalismus at its best: Ein vierköpfiges Team des under-cover Portals "Lüne-Correctiv" hat nach monatelanger Recherche handfeste Belege für einen Polit-Skandal unglaublichen Ausmaßes vorgelegt. Wie aus den der LGheute-Redaktion vorliegenden Unterlagen hervorgeht, soll es im März ein Geheimtreffen von Grünen-Politikern im berüchtigten Restaurant "Anno 1900" in der Lüneburger Altstadt gegeben haben – dem Ort, der nach Nazi-Vorstellungen zum auserlesenen Gau-Zentrum für Parade-Aufmärsche in Norddeutschland dienen sollte. Die Grünen dort nun mittenmang? Bei dem Geheimtreffen soll, so belegen es inzwischen versehentlich gelöschte Ton-Dokumente, mehrfach die Worte "Gender-Gegner" und "massenweise Rückführung" gefallen sein. Der Vorsitzende der Grünen-Stadtratsfraktion, Ulrich B., der bei dem Geheimtreffen gesichtet worden sein soll, weist jegliche Unterstellung zurück: "Niemand hat die Absicht, Gender-Gegner außer Landes zu schaffen." Die Lüneburger "Omas gegen Rechts" versammelten sich kurz darauf zu einer fünfminütigen Mahnwache. 


Dezember

Aufruhr und Erlösung im Rat der Stadt Lüneburg. Die Fraktion der Grünen hatte die Absetzung der Oberbürgermeisterin beantragt und von ihr wegen Nichterfüllung von Wahlkampfversprechen gefordert, die Vertrauensfrage zu stellen. Auf den Hinweis von LGheute, dass ein solches Verfahren im Niedersächsischen Kommunalverfassungsgesetz nicht vorgesehen sei, erklärte der immer noch amtierende Fraktionschef Ulrich Blanck, dass er die Frage zuvor mit dem Innenministerium in Hannover erörtert und von dort grünes Licht bekommen habe. In der geheimen Abstimmung mussten die Grünen dann allerdings eine herbe Niederlage einstecken. Wie sich im Nachhinein bei der Stimmenauszählung herausstellte, hatten außer den Grünen alle anderen Fraktionen der Oberbürgermeisterin ihr Vertrauen ausgesprochen. Während die AfD erklärte, man habe da wohl irgendwas nicht richtig verstanden, beglückwünschte die CDU Kalisch zu ihrem Erfolg. "Eine bessere Oberbürgermeisterin, sag ich mal, können wir uns kaum wünschen", freute sich der CDU-Fraktionsvorsitzende Wolfgang Goralczyk, als er gemeinsam mit Jens-Peter Schultz (SPD) den Blumenstrauß überreichte.

 

 

Kommentar schreiben