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Sinneswandel

07.07.2022 - Nun also darf man radeln, wo es bislang stets verboten war. Letzteres übrigens aus gutem Grund, wie Verkehrsdezernent Markus Moßmann noch vor dem OB-Wechsel im Lüneburger Rathaus stets betonte und mit allerlei Paragraphen zu belegen wusste. Offenbar gelten diese nun nicht mehr oder die Straßenverkehrsordnung ist reine Auslegungssache, anders lässt sich der Sinneswandel kaum erklären. Wie auch immer: Die Freigabe des südlichen Teils des Kurparks für Radfahrer dürfte die Probleme eher verschärfen als lösen.

Schon vor der Freigabe wurde der südliche Abschnitt des Kurparks gern von Radfahrern genutzt, das Verbot kümmerte sie nur wenig. Doch es hatte einen entscheidenden Vorteil: Weil das Fahren dort verboten war, waren Umsicht und Rücksichtnahme auf Spaziergänger, Senioren, spielende Kinder und tobende Hunde entsprechend hoch. Schließlich wusste man, dass es nicht richtig war, dort zu fahren.

Das wird sich jetzt ändern. Mit dem neuen Recht auf unbeschwertes Radeln wird der Respekt vor denen, die zu Fuß unterwegs sind, deutlich abnehmen. Das ist schon jetzt überall dort zu sehen und zu erleben, wo Fußgänger und Radfahrer sich den ihnen zugewiesenen Raum teilen müssen. Man darf also davon ausgehen, dass Behinderungen, Pöbeleien, Drohungen, Beinahe-Unfälle oder gar tatsächliche Unfälle auch im südlichen Kurpark Einzug halten werden. Daran werden auch die frisch aufgestellten Schilder nichts ändern.  

Rührend ist auch das weiter geltende Verbot für das Befahren der Fußgängerbrücke hin zum Munstermannskamp. Anzunehmen, die Radfahrer werden wegen zwanzig Meter Brücke absteigen und schieben, ist naiv.

Ohnehin bleibt rätselhaft, warum die Stadtverwaltung gerade mit hohem Aufwand die Uelzener Straße fahrradtauglicher macht, während sie nahezu zeitgleich jetzt die Parallelführung durch den Kurpark erlaubt. Der Umbau wurde übrigens damit begründet, die Uelzener Straße sei Hauptverkehrsachse für Radfahrer zwischen Uni und Innenstadt. Oder galt das auch nur vor der OB-Wahl?

Ein Kommentar von Ulf Stüwe
zum Beitrag "Radelnd durch den halben Kurpark"

 

 

 

Kommentare  
Aus eigener Erfahrung habe ich das Miteinander von Radfahrern und Fußgängern im südlichen Kurpark als sehr rücksichtsvoll erlebt. Das ist natürlich nicht repräsentativ. Ich glaube aber nicht, dass die neue Regelung daran etwas ändern wird. Und wenn doch, wird die Verwaltung vermutlich nachregeln, oder?
Ganz richtig, Ulf Stüwe, gut geschrieben. Als gäbe es nicht für radfahrende genug Wege gen Süden aus der Stadt heraus. Da muss es doch echt nicht der gute "alte" Kurpark sein. Das Rad schieben und sich an der Umgebung freuen geht; aber nicht fahren! Mal wieder 'ne richtig blöde Entscheidung...
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