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Bäume fallen für den Sonnenanbeter

Göhrde, 08.10.2012 - In den Wäldern des Carrenziener Dünenzuges zwischen Kaarßen und Neuhaus waren kürzlich ungewöhnliche Naturschutzmaßnahmen zu beobachten. Die vor Jahrzehnten mühsam in den armen Sandboden gepflanzten Kiefern wurden von Forstwirten des Niedersächsischen Forstamtes Göhrde abgesägt und zu Industrieholz und Hackschnitzeln verarbeitet. Die abgesägten Bäume wurden - teilweise mit Rückepferden - von der Fläche gezogen. Ziel dieser Maßnahmen ist die Freistellung langfristig offener Sandbereiche als Lebensraum für seltene "Sonnenanbeter".

Offene Sandbiotope zeichnen sich durch geringe Nährstoffgehalte, hohe Trockenheit und Wärme aus. Viele seltene Pflanzen- und Tierarten wie Flechten, Ameisenlöwe, Wiedehopf und Brachpieper sind auf solche Lebensräume angewiesen.

"Die von Natur aus ärmsten Böden unserer Region, die Carrenziener  Dünen, sind  Rückzugsgebiete für in Niedersachsen seltene oder vom Aussterben bedrohte Arten. Dazu gehören auch die Blauflügelige Ödlandschrecke, die Kleine Rostbinde und der Ziegenmelker. Eine dauerhafte Offenhaltung von Flächen unterschiedlicher Größe wird diesen Wärme liebenden Sonnenanbetern ihr Überleben sichern", erklärt Hans-Jürgen Kelm, Förster für Waldnaturschutz im Forstamt Göhrde.

Für den Naturschutz sind diese Flächen von besonderer Bedeutung: Offen-Binnendünen und Flechten-Kiefernwälder gehören zu den europaweit schutzbedürftigen Lebensraumtypen mit hoch spezialisierten Arten. Sie sollen gemäß der europäischen Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie im Rahmen des Schutzgebietssystems Natura 2000 langfristig gesichert werden. "Auch im hiesigen Biosphärenreservat ist die Erhaltung von Binnendünen mit Magerrasen und Flechten ein wesentliches Entwicklungsziel", erläutert Hans-Jürgen Kelm.

In den Wäldern der Carrenziener Dünen hat der zuständige Förster bereits seit einigen Jahren Erfahrungen auf diesem Gebiet sammeln können. Die freigestellten Dünen bringen  neben der Bedeutung für den Naturschutz auch landschaftliche Abwechslung in das weitläufige Kiefernrevier. Biotop- und Artenschutzmaßnahmen wie diese in der Revierförsterei Falkenhof stellen in den Niedersächsischen Landesforsten einen wichtigen Teil der naturnahen Waldbewirtschaftung dar.

Finanziert wurden die Maßnahmen vom Forstamt Göhrde und vom Niedersächsischen Umweltministerium. Einzelprojekte sind als Kompensationsmaßnahmen für Bauvorhaben der Niedersächsischen Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr durchgeführt worden.

 

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