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Kaltenmoor soll wieder in "Lüneburger Hände"

Mit einem Antrag will die SPD den Kauf der Vonovia-Wohnungen durch die Stadt auf den Weg bringen

Oft in beklagenswertem Zustand: die Vonovia-Wohnungen in Kaltenmoor. Foto: LGheuteLüneburg, 23.05.2024 - Ist Lüneburg bald Vonovia-frei? Vermutlich, denn der Wohnungskonzern will sich von seinen hiesigen Immobilien trennen, wie SPD-Politiker aus Lüneburg bei einem Gespräch in der Bochumer Konzernzentrale erfahren haben. Nun wollen sie verhindern, dass die rund 900 Vonovia-Wohnungen erneut an einen Immobilien-Investor gehen, der eher an hoher Rendite als an den Bedürfnissen der Mieter interessiert ist. Dazu haben sie einen weitreichenden Antrag für die kommende Ratssitzung eingebracht. Ziel ist der Erwerb der Immobilien durch die Stadt und Lüneburger Investoren. 

"Vonovia-Wohnungen in Lüneburger Hände" lautet der Antrag, mit dem die SPD-Stadtratsfraktion den Kauf der Immobilien auf den Weg bringen will. In acht Punkten wird dabei aufgelistet, wie sie sich den Erwerb vorstellt, angefangen von einem "Letter of Intent", also einer Absichtserklärung, bis hin zur Gründung einer Objektgesellschaft, für die die SPD-Politiker auch schon einen Namen haben: "Lüneburger Wohnen".

Mit der Absichtserklärung soll die Bereitschaft der Stadt zu ernsthaften Verkaufsverhandlungen unterstrichen werden, erläuterte Jakob Blankenburg das Vorhaben im Gespräch mit LGheute. Der Lüneburger Bundestagsabgeordnete war einer der vier SPD-Politiker, die am 30. April das Gespräch mit Vertretern des Vonovia-Vorstands in Bochum geführt haben. Mit dabei waren auch die beiden Fraktionsvorsitzenden im Lüneburger Stadtrat Hiltrud Lotze und Uwe Nehring sowie der frühere Oberbürgermeister Ulrich Mädge. 

◼︎ Einhundert Millionen Euro in der Diskussion 

Rund einhundert Millionen Euro könnten bei dem Eigentümerwechsel der rund 900 Wohnungen, 700 davon in Kaltenmoor, über den Tisch gehen. Zwar sind laut Blankenburg bei dem Gespräch noch keine genauen Zahlen genannt worden, doch Schätzungen zufolge dürfte ein dreistelliger Millionenbetrag schnell zusammenkommen, wenn ein Quadratmeterpreis von sieben bis acht Euro zugrundegelegt wird. Davon geht vermutlich auch Vonovia aus. Das Unternehmen habe bei dem Gespräch deutlich gemacht, als Kaufpreis-Orientierung den Buchwert zugrunde zu legen, wie Blankenburg ausführte. 

Ob diese Annahme realistisch ist, hänge von einem noch zu erstellenden Gutachten über den Zustand der bekanntlich nicht besonders gepflegten Immobilien ab, so Blankenburg. Um sich ein genaues Bild machen zu können, soll eine Verhandlungsgruppe aus externen Fachleuten für Finanzierungen und Immobilienbewertungen, Juristen und Immobilienmaklern eingerichtet werden. Allein hierfür sollen 500.000 Euro bereitgestellt werden, wie es in dem Antrag heißt. Ein Arbeitskreis aus Rat, Verwaltung, externen Fachleuten und einem Sanierungstreuhänder soll die Arbeitsgruppe begleiten.

◼︎ Mieten dürften vermutlich steigen

Weil die Stadt, die selbst auf einem 50 Millionen Euro Haushaltsdefizit sitzt, den Kauf allein nicht stemmen kann, sollen "regionale Kapitalbeteiligungen" mit ins Boot geholt werden. Gemeint sind damit private Investoren ebenso wie Sparkassen und Banken aus dem Lüneburger Raum. Außerdem sollen Bund und Land und die – noch in Planung befindliche – Landeswohnungsbaugesellschaft zur Finanzierung hinzugezogen werden.

Auch die Mieteinnahmen sollen für die Finanzierung eingesetzt werden, erklärt Blankenburg. Dass diese nach Kauf und erforderlicher Sanierung steigen werden, schloss der SPD-Politiker nicht aus. Sie würden sich aber in Grenzen halten, "schließlich sind unsere Rendite-Erwartungen anders als die von Investoren." Auch sei beabsichtigt, ein Drittel der Wohnungen als Sozialwohnungen auszuweisen. Dies sei derzeit nicht der Fall, da die Wohnungen inzwischen aus der Sozialbindung herausgefallen seien, wie Uwe Nehring ergänzte.

◼︎ Rathaus agiert "ambitionslos"

Warum sich die vier SPD-Politiker überhaupt auf den Weg nach Bochum gemacht haben, erklären sie mit dem "engen Zeitfenster", das noch für Verhandlungen zur Verfügung stehe. Denn 2027 laufe das Programm Sanierungsgebiet Kaltenmoor aus, das der Stadt nicht nur weitere Fördermittel bescheren könnte, sondern ihr auch Mitspracherechte und ein Vorkaufsrecht einräumt. Hinzu komme, dass die Stadtverwaltung in dieser Sache "sehr ambitionslos" agiere, beklagt Blankenburg. Zwar hatte Oberbürgermeisterin Claudia Kalisch (Grüne) vor einigen Monaten selbst noch Überlegungen zum Kauf der Wohnungen angestellt, doch nach einem anfänglichen Gespräch mit Vonovia war aus dem Rathaus dazu dann nichts mehr zu hören.

"Ziel ist es, die 'Never ending Story' um die Zustände in Kaltenmoor und den anderen Vonovia-Wohnungen endlich zu beenden", sagt Blankenburg mit Blick auf die teils problematischen Sanierungszustände in den Wohnungen und den laufenden Querelen um die überhöhten Heizkostenabrechngen (LGheute berichtete).

Der Rat der Stadt kommt am 30. Mai wieder zusammen. Ab 17 Uhr tagt er im Kulkturforum Wienebüttel. Ob der Antrag dann bereits behandelt wird, ist aufgrund des Umfangs der Tagesordnung eher unwahrscheinlich, da immer erst die Themen abgearbeitet werden, die in den vorangegangenen Sitzungen nicht behandelt wurden.

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