header

Die große Angst vorm Schweinefleisch

Die Samtgemeinde Gellersen hält sich auffällig bedeckt bei der Beantwortung einer Anfrage der AfD

Reppenstedt, 29.12.2017 - Wer auf den Speiseplan der Kindertagesstätten und Kindergärten der Samtgemeinde Gellersen schaut, wird eines nicht finden: Schweinefleisch. Diese Tatsache hat nun zu einer handfesten Auseinandersetzung zwischen Samtgemeindebürgermeister Josef Röttgers und dem AfD-Fraktionsmitglied im Rat der Samtgemeinde, Harald Subke, geführt. Der wollte wissen, was es mit dem Verschwinden dieses Grundnahrungsmittels vom Speiseplan in den örtlichen Kitas auf sich hat. Doch die Antworten waren offenbar so brisant, dass die Mehrheitsgruppe aus CDU und SPD sie vorsichtshalber als "nichtöffentlich" deklarierte. 

"Es kann nicht sein, dass Antworten auf Anfragen ohne plausible Begründung als nichtöffentlich eingestuft werden. Das Anfragrecht der gewählten Ratsmitglieder wird hierdurch massiv eingeschränkt", beklagt Harald Subke das Verhalten des Rates. Subke hatte, angeregt durch Anfragen von Kita-Eltern, im August Samtgemeindebürgermeister Josef Röttgers um Aufklärung zum plötzlichen Verschwinden des Schweinefleischs aus den Kantinen der Kitas gebeten. Zwar bestätigte Röttgers das Faktum als solches, lehnte aber eine Begründung mit dem Hinweis auf den "nichtöffentlichen" Charakter der Angelegenheit ab. 

Josef Röttgers: "Kinder mögen kein Schweinefleisch"

Einer erneuter Versuch, eine für die Öffentlichkeit nachvollziehbare Antwort zu erhalten, scheiterte an der CDU/SPD-Mehrheitsgruppe. Immerhin war der Samtgemeindebürgermeister dazu bereit, das öffentliche Schweigen zu erklären: Man wolle der Verunsicherung der Bürger entgegenwirken. Das bekräftigte Röttgers auch auf Nachfrage von LGheute: "Wir haben keine Politisierung des Themas gewollt." 

Doch genau das scheint nun eingetreten zu sein. Denn nun sieht sich nicht nur die Mehrheitsgruppe in der misslichen Situation, Dinge zu erklären, die offenbar ohne Not auch viel früher hätten kommuniziert werden können. Auch Röttgers selbst kommt in Erklärungsnot: "Mir waren durch die Entscheidung im Rat die Hände gebunden", sagt der parteilose Verwaltungschef. Und er verwahrt sich gegen den Verdacht, hier hätten möglicherweise Rücksichtnahmen auf Belange von Flüchtlings- oder Migrationskindern in den Kitas eine Rolle gespielt: "Die Entscheidung, auf Schweinefleisch zu verzichten, stammt bereits aus dem Jahr 2013." Damals hätten die Kita-Leiterinnen im Rahmen des Ausschreibungsverfahrens für die Kita-Essen für einen Verzicht plädiert, "zum einen unter Bezug auf entsprechende Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung, zum anderen, weil Kinder Schweinefleisch gar nicht so sehr mögen." Dass die Deutsche Gesellschaft für Ernährung eine solche Erklärung aber gar nicht aus ernährungswissenschaftlichen Gründen abgegeben hat, ist Röttgers offenbar nicht bekannt. Und auch der Gedanke, im Vorfeld die Eltern der Kinder mit einzubinden, scheint ihm absurd: "Hätten wir denn 500 Eltern dazu befragen sollen?" 

Kita-Leiterinnen entscheiden, was auf dem Speiseplan steht

"Wir haben als Verwaltung korrekt gehandelt", bekäftigt Röttgers. Warum er aber gegenüber LGheute die Gründe für den Verzicht auf Schweinefleisch darlegt, nicht aber gegenüber einem gewählten Ratsmitglied, verwundert dennoch.

Harald Subke jedenfalls ist nicht bereit, dieses Verhalten des Samtgemeinderats einfach hinzunehmen, er wolle sich an die Kommunalaufsicht, sprich den Landkreis, wenden. Doch der – SPD-geführt – winkt ab, das Thema sei "nicht schwerwiegend genug", wie die "Landeszeitung" Pressesprecherin Katrin Holzmann zitiert. Die AfD will sich davon jedenfalls nicht beeindrucken lassen, sie erklärte, sich eine Klage gegenüber dem Verwaltungsgericht Lüneburg vorzubehalten.

Unterstützung in dieser Sache gibt es auch von der "Parteilosen Fraktion Gellersen". Deren Fraktionsvorsitzender Svend Schmidt bringt es auf den Punkt: ""Die Tatsache, dass offenbar einige wenige Entscheidungsträger in der Samtgemeinde Gellersen darüber entscheiden, was unsere Kinder in den Kindergärten und zukünftig auch in den Ganztagsgrundschulen essen dürfen und was nicht, kann man durchaus als Bevormundung empfinden. Das Verhalten und die Entscheidung der Mehrheitsgruppe CDU/SPD lässt, auch angesichts der derzeitigen Diskussionen um die Weihnachtsfeiern in Schulen, leider unnötigen Raum für Spekulationen.
Wir finden, ein sehr unglückliches Verhalten, und fordern ebenfalls die Veröffentlichung. Die Bürger sind mündig. Wir trauen dem Bürger zu, sich eine eigene ausgewogene Meinung zu bilden."

 

 

Kommentare  
Ja. Da ist es wieder passiert,Herrn Glodzei und die übliche Reaktion der Grünen. Was nicht sein darf kann auch nicht sein.Meinungen die nicht ihrem Weltbild entsprechen gehören scheinbar nicht veröffentlicht oder vielleicht sogar ganz verboten.Vertreter dieser Meinungen werden verbal schwerst angegangen, teils ausgegrenzt oder deren Kompetenz in Frage gestellt.Die Bürger zu bevormunden ist scheinbar Rot-Grünes Gebot.Nicht nur bei diesem Thema.Ein Tipp Herr GLODZEI: Versuchen sie doch den Artikel über Herrn MAAS und sein NetzDG aus dem Netz zu entfernen.Es ist schon sehr einfältig und primitiv immer nur die "Fremdenhasskeule" zu schwingen.Die Grünen hatten doch angekündigt sich argumentativ auseinandersetzen zu wollen.Bisher allerdings Fehlanzeige, auch zu diesem Thema wurde bisher Zurückhaltung geübt.Man könnte meinen der eine oder andere Grüne hat Probleme mit der Meinungsvielfalt- und freiheit, auch weil es an eigenen Argumenten vielleicht fehlt?
Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll, so lächerlich ist das Ganze. Wer seinen Kindern gerne Schweinefleisch zu essen gibt, kann dies doch gerne tun, zuhause, an der Bratwurstbude, wo auch immer.. Bei Gemüse werden auch nicht 500 Eltern gefragt, wie sie es gerne hätten. So durchschaubar diese Stimmungsmache der AFD ist, so traurig ist es zu sehen, wie der gemeine Troll hier im Chor einstimmt...als ginge es hier um die Gesundheit des eigenen Kindes - echt jetzt? Schwein als Grundnahrungsmittel? Im Ernst? Unersetzbar und so eine Diskussion wert? Wirklich? Eure Sorgen möchte ich gerne haben.
Als Ratsfrau im Samtgemeinde Gellersen kann ich nicht nachvollziehen, weshalb ein Nahrungsmittel, welches wir seit Jahrhunderten ohne Einschränkungen konsumieren, vom Speiseplan verschwindet. Die Begründung der Verwaltung, welche ich kenne, ist mehr als dünn. Alles in Maßen, dazu gehört selbstverständlich auch der Verzehr von Fleisch jeglicher Art. Vielen Dank für Ihren Mut, dieses Thema in die Öffentlichkeit zu transportieren! Sehr guter Artikel!!!
Bravo, Herr Stüwe. Schön abgetippt den Pressetext der AfD. Hatten Sie keine Zeit, die alternativen Fakten darin zu hinterfragen?
Da wird Schweinefleisch mal eben zum Grundnahrungsmittel. Da muss auch nicht erwähnt werden, dass die "Parteilosen" vor ein paar Wochen noch zur AfD-Fraktion gehörten und die Anfrage selbst unterschrieben haben. Da wird -in Parenthese- der Kommunalaufsicht unterstellt, politischen Vorgaben zu folgen.
Da sieht sich der Samtgemeindebürgermeister dem "Verdacht" gegenüber, er hätte Rücksicht auf Flüchtlingskinder genommen (schreckliche Untat!), doch die Frage nach der Motivation der AfD für diese befremdliche Anfrage stellen Sie gar nicht erst. Kleiner Tipp: Dumpfer, tief sitzender Fremdenhass spielt hier möglicherweise keine Nebenrolle.
Ein peinlicher Artikel! Das können Sie besser. Mein Vorschlag: Löschen, neu schreiben.
Die Grünen sind Sozialromantiker und haben wohl ein Demokrtie Problem. Kann doch nicht sein das Fragen wie im Beispiel Schweinefleisch gleich mit der rechten Keule beantwortet werden. Kritische Fragen sind ein Teil der Demokratie. Auch dann wenn sie vom Politischen Gegner kommt. Dann gibt es noch einen Fall in Reppenstedt. Da werden gleich zwei Menschen im Stich gelassen. Ein Somalier und ein Helfender. Da hätten die Grünen im Integrations Ausschuss der Samtgemeinde Gellersen konkret helfen können. Keine Chance. Ich habe dort als Sachkundiger Bürger diese Geschichte vorgetragen und bat um Hilfe. Die Grünen stellten einen Antrag zur Verbesserung der Lebensqualität für Menschen aus anderen Ländern. Herr Glodzei und seine Grünen haben nach meinem Vortrag nicht reagiert. Doppelmoral vom feinsten.
Das ist schon deprimierend zu lesen, wie die Demokratie den Bach runtergeht.
Closed shops und PC, wohin man sieht.
Aber ja doch: auch diese Volksvertreter wurden doch alle gewählt, bitte nicht beschweren, wenn das Ergebnis hinterher nicht paßt!
Wir alle sollten dem tapferen Josef Röttgers gegenüber Verständnis zeigen. Er mag, scheint's, keine Currywurst. Wie anders ist sonst der Satz, daß Kinder kein Schweinefleisch mögen, zu verstehen? Röttgers beißt die Zähne zusammen. Wer nun einwendet, daß der Gehalt an sus scrofa domesticus innerhalb eines C-Wurst-Darmes gegen Null tendiert, hat die unappetitlich schleimigen Beweggründe eines Samtgemeindebürgermeisters Röttgers nicht verstanden. Guten Appetit, ihr schusseligen Samtgemeindebürgermeisterwähler!
Kommentar schreiben