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Das lange Warten

Der Landkreis soll ein eigenes Corona-Impfzentrum erhalten. Dennoch wird es Jahre dauern, bis alle geimpft sind

Beispiel für ein Corona-Impfzentrum in einer Zwei-Feld-Sporthalle, wie es dem Gesundheitsministerium in Hannover vorschwebt. Grüner Pfeil: Weg der zu impfenden Person. Grafik: Niedersächsisches GesundheitsministeriumLüneburg, 06.12.2020 - Der Landkreis Lüneburg soll ein eigenes Corona-Impfzentrum erhalten, eines von bis zu 60, die jetzt in ganz Niedersachsen entstehen sollen. Das verkündete jüngst das Gesundheitsministerium in Hannover. Die Kreisverwaltung machte sich daraufhin flink auf die Suche nach einer geeigneten Location und fand sie mit dem "Alcino-Tobeland" in Adendorf. Dachte man jedenfalls. Denn kaum war die Botschaft unter die Leute gebracht, musste sie wieder einkassiert werden. Der Betreiber habe es sich anders überlegt, man habe aber einen Ersatzkandidaten. Wer das ist, will man aber erst sagen, wenn alle einverstanden sind. Genial. Und: Zum 15. Dezember sei man in Lüneburg startklar. Super. Nur: Es wird Jahre brauchen, bis der Landkreis durchgeimpft ist.

"Die schnelle und kompetente Durchführung von Impfungen ist ein entscheidender Baustein in der Pandemiebekämpfung. Wir wollen das vor Ort mit Impfzentren und mobilen Teams in der Verantwortung der Kommunen absichern", ließ sich Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius kürzlich bei der Bekanntgabe der geplanten Impfzentren vernehmen. Auch er wollte nicht abseits stehen, wenn nun endlich Schwung in die Corona-Bekämpfung kommt. Und: Er hat Recht.

Doch ganz so flott, wie mit den Polit-Verlautbarungen gern suggeriert wird, dürfte es wohl nicht gehen. Wer die Vorgaben aus Hannover, die Bevölkerungszahl im Landkreis und die Arbeitszeiten im Öffentlichen Dienst miteinander verknüpft, reibt sich verwundert die Augen: Es braucht mehr als drei Jahre, bis die Impfungen abgeschlossen sind. Entscheidender Faktor hierbei: Die durchschnittliche Impfquote pro Stunde, die laut Kreisverwaltung bei 20 Personen liegen soll, sogenannte mobile Teams nicht mitgerechnet. 

Und so sieht das Rechenexempel aus: 20 Impfungen pro Stunde mal 8 Stunden mal fünf Tage macht zusammen 800 Impfungen pro Woche. Werden nun die 184.000 Bewohner des Landkreises Lüneburg genommen und davon geschätzt 34.000 abgezogen für Personen, die aus irgendwelchen Gründen nicht geimpft werden können oder dürfen, ergeben sich 150.000 zu impfende Personen. Teilt man diese Zahl nun durch die 800 Impfungen pro Woche, ergeben sich 187,5 Wochen, bis der Kreis durch ist. Von heute an gerechnet: Dezember 2023.

Es scheint also ratsam, die angehäuften Gesichtsmasken nicht zu schnell wieder zu entsorgen.

 

 

Kommentare  
Ich habe mal nachgerechnet: 4 Mio Impfdosen bekommen wir bis Ende Januar. 83 Mio Einwohner hat Deutschland, 183000 der Landkreis Lüneburg. Bei gleichmäßiger Verteilung erhalten wir im Landkreis also 88000 (4 Mio/83x183) Impfdosen. Da 2 mal innerhalb von 21 Tagen geimpft werden soll, reicht das für 4400 Menschen. Mit drei mobilen Impfteams können dann an 15 Tagen (2 Impfungen pro Monat) 98 Menschen pro Team geimpft werden. Ein Impfzentrum brauchen wir noch nicht. Und schon in gut 27 Monaten wären rund 65 Prozent der Niedersachsen geipmft.
Wie schön wäre es, wenn wir in einer führenden Industrienation leben würden.
Wo ist denn in der Berechnung erwähnt, dass man sich zweimal impfen lassen muss? Liegt dort nicht ein Rechenfehler vor?
Bei der Berechnung ist in der Tat nur von einer Einmal-Impfung ausgegangen worden, da noch nicht bekannt ist, welcher Impfstoff in welcher Dosierung eingesetzt wird.
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