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Ein heikles Unterfangen

Der Landkreis will für 500.000 Euro die Digitaliserung anschieben – Ein lukrativer Auftrag für Externe 

Das Kreishaus in Lüneburg. Foto: LGheuteLüneburg, 09.03.2023 - Sie trägt einen harmlos wirkenden Verwaltungs-Titel, doch die Vorlage "Einführung eines Prozessmanagements beim Landkreis Lüneburg" hat es in sich. Es geht dabei um die Beauftragung eines externen Dienstleisters durch den Landkreis, der die Digitalisierung in der Kreisverwaltung voranbringen soll. Der Knackpunkt: Das Konzept dafür stammt genau von dem Unternehmen, das beim Landkreis bereits mit eigener Software einen Fuß in der Tür hat. Und noch Weiteres lässt aufhorchen.

Der Finanzausschuss zeigte sich spendabel: Einstimmig folgten die Ausschussmitglieder in ihrer gestrigen Sitzung dem Wunsch der Kreisverwaltung, einen externen Dienstleister als Begleiter für die anstehende Digitalisierung der zahlreichen Verwaltungsprozesse zu beauftragen – immerhin ein Auftragsvolumen von einer halben Million Euro zuzüglich weiterer 40.000 Euro für die "Umsetzung" dieser Maßnahme. 

Bemerkenswert an dem Vorgang: Das Konzept zur Einführung des Prozessmanagements stammt von der Picture GmbH, einem Unternehmen aus Münster, das beim Landkreis bereits gut bekannt ist. Der Kreis erstand im vergangenen Jahr eine Software des Unternehmens zur Dokumentation und Optimierung von Prozessen, die aktuell im Fachdienst Gesundheit eingesetzt wird. 

Und: Die Picture GmbH wurde zudem mit einer sogenannten Potentialanalyse beauftragt, einer Untersuchung also, die feststellen soll, ob die Einrichtung eines Prozessmanagements beim Landkreis sinnvoll ist. Wohlgemerkt: Eine Untersuchung durchgeführt von einem Unternehmen, das sich selbst als "ersten Ansprechpartner für Organisationsgestaltung und Prozessemanagement im öffentlichen Sektor" bezeichnet. Der Geschäftsführer der Picture GmbH, Dr. Lars Algermissen, der die Ergebnisse seiner Potentialanalyse in der Sitzung vorstellte, kam daher auch zu einem wenig überraschenden Ergebnis: Es macht Sinn.

◼︎ Kritische Nachfragen gab es nicht

Doch kritische Nachfragen, ob die Picture GmbH sich damit nicht womöglich selbst ein gefälliges Untersuchungsergebnis ausgestellt hat – schließlich lockt ein 500.000 Euro Auftrag –, gab es seitens der Ausschussmitglieder nicht, wie aus dem Teilnehmerkreis zu hören war.

Ob das Unternehmen letztlich zum Zuge kommt, wird die Ausschreibung ergeben, die der Landkreis nun durchführen muss. Die Chancen stehen offenbar nicht schlecht, wie aus der Antwort von Franziska Welz, Fachbereichsleiterin Zentrale Dienste, zu hören war. In der Sitzung soll sie gesagt haben, das Unternehmen habe ein "Alleinstellungsmerkmal". 

Kreistagsmitglied Stephan Bothe (AfD), der an der Sitzung nicht teilnahm, kündigte jedenfalls an, "die Ausschreibung im Auge zu behalten". 

 

 

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