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Der schwere Weg aus der Misere

Gutachter empfehlen drastische Schritte zur Rettung des Lüneburger Theaters — SPD und FDP fordern kompletten Erhalt

Unbeabsichtigt, aber passend: Das Plakat vorm Theater zeigt das ganze Problem der Spielstätte auf. Foto: LGheuteLüneburg, 02.09.2023 - Wie geht es mit dem Lüneburger Theater weiter? Seit Jahren laufen die Kosten für den Betrieb des Drei-Sparten-Hauses trotz zahlreicher eigener Bemühungen, vor allem aber wegen fehlender zusätzlicher Unterstützung des Landes immer weiter aus dem Ruder. Ein vor wenigen Monaten in Auftrag gegebenes externes Gutachten soll Lösungsmöglichkeiten aufzeigen. Nun liegen erste Ergebnisse vor — und stoßen in der Politik auf Widerstand.

Drei Szenarien hat das Beratungsunternehmen actori entworfen, das vom Aufsichtsrat des Theaters mit der Erstellung eines Gutachtens beauftragt worden war (LGheute berichtete). Am 29. August wurden die Szenarien dem Lenkungsausschuss zum Beratungsverfahren zur Zukunft des Theaters vorgestellt. Sie lauten:

  1. Verkleinerung des Orchesters um etwa ein Drittel
  2. Abschaffung des gesamten Orchesters bei Beibehaltung eines Spielbetriebs in der Sparte Musiktheater
  3. Komplette Schließung der Sparte Musiktheater

Alle drei vorgestellten Szenarien eine, dass Einsparungen in relevanten Größenordnungen nur über einen Personalabbau realisiert werden können, da das Theater bereits jetzt äußerst kosteneffizient arbeite und dies im Beratungsverfahren bestätigt wurde, teilten Landkreis und Stadt Lüneburg als gemeinsame Träger des Theaters nach der Sitzung des Lenkungsausschusses mit. Und: Auftrag von actori sei nicht nur gewesen, für diese Szenarien die finanziellen Auswirkungen auszuarbeiten, sondern die damit verbundenen Auswirkungen auf das kulturelle Angebot in der Region und die Risiken eines jeden Szenarios transparent darzustellen.

Politische Diskussion erst im vierten Quartal

Die drei Szenarien und die anschließende politische Diskussion — der Abschlussbericht des Gutachters werde erst in einigen Wochen vorliegen — sollen im vierten Quartal dieses Jahres erfolgen. Parallel dazu sollen die Mitarbeiter des Theaters "umfassend und detailliert" informiert werden. Erst am Ende dieses Prozesses werde "klar sein, ob es zu einer Umsetzung eines der Szenarien kommt und wenn ja, welches von den Gesellschaftern des Theaters, Landkreis und Hansestadt Lüneburg, gewählt werden wird, um das Theater wirtschaftlich zu stabilisieren und zukunftssicher aufzustellen", wie es in der gemeinsamen Erklärung der beiden Träger heißt. 

Kein "Tod auf Raten"

Bei SPD und FDP stoßen die vorgestellten Szenarien gleichermaßen auf Kritik. Das Theater mit seinen drei Sparten Musiktheater, Sprechtheater und Tanztheater müsse in seiner jetzigen Form erhalten bleiben, fordern beide Parteien.

"Das Lüneburger Theater wertet die Attraktivität Lüneburgs für alle hier Wohnenden auf. Sein Wert als Standortfaktor wird von Wirtschaftsleuten und Bildungsfachleuten immer wieder betont", so Finn van den Berg, FDP-Fraktionsvorsitzender im Lüneburger Kreistag. Und Frank Soldan, Chef der FDP-Stadratsfraktion, warnt:  "Ein Ende des Musiktheaters könnte den Tod auf Raten des Lüneburger Theaters einleiten."

Die SPD will sich überdies auch mit den drei vorgestellten Szenarien nicht abfinden und fordert ein viertes: "Ein Szenario fehlt gänzlich: Der Fortbestand des Orchesters in bisheriger Form. Das kritisieren wir", erklären die SPD-Fraktionsvorsitzenden Hiltrud Lotze und Uwe Nehring.

Kritik von beiden Parteien gibt es auch an dem vorgestellten Zeitplan. Die öffentliche Debatte über die Zukunft des Orchesters sei bereits voll entbrannt, eine wochenlange Hängepartie den Musikern, "die derzeit eine Phase größter beruflicher Unsicherheit erleben, nicht zuzumuten", so die SPD.

"Wir nehmen wahr, dass in der Lüneburger Bevölkerung bereits jetzt diskutiert wird. Und was soll sich in den kommenden  ein bis zwei Monaten tun? Die Theaterschaffenden — genauso wie die Bevölkerung — werden in der Luft hängen gelassen", kritisiert Frank Soldan.

Die SPD fordert, das Gutachten bereits in der nächsten Sitzung des Kulturausschusses sowie unter Beteiligung der Theatermitarbeiter zu behandeln. Auch müsse der Aufsichtsrat des Theaters jetzt "schnellstmöglich" den Wirtschaftsplan für die kommende Spielzeit aufstellen.

Lesen Sie hierzu auch den Kommentar.

 

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