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Die Tücken der Transformation

04.09.2025 - Das Gute vorweg: Es ist lobenswert, dass die Lüneburger SPD sich eines Themas annimmt, das vielen zunehmend auf den Magen drückt: die schwindende Attraktivität Lüneburgs als Wirtschaftsstandort. Für einige, die in den zahlreichen Behörden in Lüneburg beschäftigt sind – seien es städtische oder Landes-Behörden oder Gerichte –, mag das nicht so wichtig sein, sie bekommen ihr Geld auch so. Doch es gibt immer noch Menschen, die ihre berufliche Zukunft in einem Unternehmen und nicht in Verwaltungsstuben sehen. Auch die Stadt selbst sollte ein erhebliches Interesse an Betrieben und Unternehmen haben, schließlich machen die Einnahmen aus der Gewerbesteuer einen Großteil im städtischen Haushalt aus. Doch was hat das mit Transformation zu tun? 

Es gelte, die Unternehmen bei der Transformation nicht allein zu lassen, lässt Lüneburgs SPD-Bundestagsabgeordneter Jakob Blankenburg wissen. Sein Signal: Man steht an der Seite der Betriebe und ihrer Beschäftigten. Nur: Was heißt eigentlich Transformation? Wer soll transformiert werden und von wo nach wo? Und ist die "Transformation" überhaupt Kern des Problems? Und wie kann die Lüneburger Politik dabei unterstützend wirken und nimmt sie den Mund da nicht vielleicht etwas zu voll?

Wer heute von "Transformation" spricht und diese als unabwendbare Aufgabe für andere definiert, muss sich meist nicht weiter erklären, auch wenn viele zumeist gänzlich Unterschiedliches darunter verstehen. Macht nix, der Begriff ist in seiner Vieldeutigkeit einfach zu passend, um ihn nicht für eigene Zwecke zu nutzen. Nicht umsonst taucht er immer dann auf, wenn der Blick sich weg vom Konkreten hin ins Allgemeine richtet – mit dem Vorteil, selbst nie konkret werden zu müssen.

In seiner Ungenauigkeit lauert aber nicht nur seine Verlockung, sondern auch seine Gefahr. Denn wer von Transformation spricht, nicht aber sagt, was genau er damit meint, läuft nicht nur Gefahr, falsch verstanden zu werden, sondern das eigentliche Problem womöglich gar nicht erkannt zu haben. Die Diskussion um fehlende Gewerbeflächen und Fachkräfte zeigt es: Mit Transformation haben beide nichts zu tun, sondern mit konkretem politischen Handeln vor Ort.

Statt Unternehmen also großzügig Unterstützung bei der Transformation anzubieten, würde es völlig ausreichen, dafür zu sorgen, dass mehr Gewerbeflächen angeboten werden. Und wenn die Politik dann auch noch auf Bürgerräte, Leihfahrräder, queere Ampelfiguren oder andere kostspielige Aktivitäten verzichtet, könnte sie jede Menge Geld sparen und stattdessen die Gewerbesteuer senken. Dann kommt vielleicht der eine oder andere Betrieb auch mal wieder nach Lüneburg und schafft sogar Arbeitsplätze.

Wenn aber das nicht gelingt, wird Lüneburg sich früher oder später immer tiefer ins Abseits transformieren. 

Ein Kommentar von Ulf Stüwe
zum Thema "Große Fragen, wenig Antworten

 

 

 

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