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Lüneburg hat ein Raumproblem

01.11.2024 - Braucht die Stadtverwaltung neue Räume, noch dazu dort, wo die Immobilienpreise am höchsten sind? Natürlich nicht, würden wohl die meisten sagen – und hätten Recht damit. Doch Verwaltung und die übergroße Mehrheit im Lüneburger Stadtrat sehen das anders und beschlossen – hinter verschlossenen Türen – den Kauf der ehemaligen "Lünebuch"-Immobilie. Dabei wäre dies eine passende Gelegenheit gewesen, einmal ein Zeichen zu setzen, das auch die Bürger der Stadt überzeugt: das für Sparsamkeit und Effizienz. 

Wer unternehmerisch, also kostensparend denkt, um wettbewerbsfähig zu bleiben, hätte mit hoher Wahrscheinlichkeit einen anderen Standort gewählt. Die "Landeszeitung" hat diesen Schritt kürzlich vollzogen, als sie beschloss, ihre Redaktion vom Platz am Sande ins Lüneburger Industriegebiet umzusiedeln. 

Nicht so die Stadtverwaltung. Sie entscheidet sich, an einem der teuersten Standorte in Lüneburgs Innenstadt eine Immobilie zu erwerben, um dort ihre Mitarbeiter unterzubringen. Nichts gegen Mitarbeiter-Wertschätzung. Aber muss es neben einer 20.000 Euro teuren Betriebsfeier auf Kosten der Steuerzahler nun auch noch ein Arbeitsplatz gleich neben der Haupt-Einkaufsmeile sein? Und wie sieht es mit Alternativen aus? Wurden die überhaupt mal geprüft? Von der Verwaltung hört man dazu nichts.

Und auch der Rat wirkt wieder wieder einmal enttäuschend blass. Hätte er das Thema aus dem verdächtig kungelhaften Zwielicht nichtöffentlicher Sitzungen nicht besser ins Licht der Öffentlichkeit ziehen müssen? Klar, privatrechtliche Verträge der Stadt mit Dritten unterliegen dem Datenschutz. Das aber darf kein Freibrief sein für jedwede Art von Verpflichtungen, die von der Stadt eingegangen werden. Der Bürger muss ein Recht darauf haben zu erfahren, ob mit seinen Steuergeldern sinnvoll umgegangen wird. Das ist in diesem Fall nicht zu erkennen.

Nicht also neue Räume, sondern mehr Effizienz in der Verwaltung ist deshalb das Gebot der Stunde. Nicht neue Räume, sondern eine durchdigitalisierte Verwaltung, in der die Verlängerung des Personalausweises innerhalb von fünf Minuten problemlos online möglich ist, braucht die Stadt. Nicht noch mehr Räume deshalb für eine Verwaltung, deren ureigenstes Anliegen es ist, sich nur nicht selbst abzuschaffen. Stattdessen endlich mehr Raum für weniger Bürokratie und Aktenordner. Und mehr Raum für einen Rat, dem dies wichtiger ist als die Reduzierung des Stammumfangs in der Lüneburger Baumschutzsatzung.

Ein Kommentar von Ulf Stüwe
zum Beitrag "Akten statt Kunden"

 

 

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