10.10.2024 - Ick wunder mir über jarnischt mehr, würde Otto Reuter beim Blick auf Lüneburg vermutlich sagen und damit auch den Nagel auf den Kopf treffen. Denn angesichts der erneuten Verschiebung des Fertigstellungstermins der Avacon-Baustelle am Sande fasst man sich in der Tat an den Kopf und fragt sich, wer denn in den Planungsstuben der Avacon sitzt. Schließlich hat sie ja nicht zum ersten Mal in der Lüneburger Innenstadt gebuddelt und Kabel und Rohr verlegt. Aber auch die Stadtverwaltung hat sich nicht mit Ruhm bekleckert.
Es war Ulrich Mädge, Lüneburgs langjähriger Oberbürgermeister, der schon im Mai, also Wochen vor Beginn der Baumaßnahme ahnte, dass es nicht gutgehen wird. Sechs Monate, so seine Prognose damals, werden die Bauarbeiten dauern, nicht drei Monate, wie Lüneburgs Verkehrsdezernent Markus Moßmann den Lüneburgern versprach – drei Monate, in denen viele Tausend Lüneburger seitdem tagein, tagaus Beschwernisse hinnehmen müssen, weil der Platz am Sande wegen der Bauarbeiten nicht mehr von Linien-Bussen angefahren werden darf.
Mittlerweile sind aus den drei Monaten fünf geworden, und ob es am Ende nicht doch noch sechs oder gar sieben werden, kann heute keiner mit Gewissheit sagen. Zwar macht die Stadtverwaltung jetzt Druck – endlich! – und setzt Fristen, weil der Weihnachtsmarkt naht. Doch es stellt sich die Frage, warum sie sich überhaupt auf diesen unhaltbar knappen Zeit-Deal mit der Avacon eingelassen hat. Denn auch die Verwaltung weiß, welche Tücken unter dem Lüneburger Straßenpflaster schlummern.
Mädge, der lange genug im Amt war und Gefahren dieser Art nicht nur ahnte, sondern stets wie ein Suchhund aufspürte, hätte sich auf ein solches Unterfangen nie eingelassen und wenn doch, wenigstens Reserven eingeplant. Vermutlich aber hätte er ohnehin andere Wege gefunden, um den Lüneburgern und mit ihnen den Geschäftsleuten, Ärzten, Anwaltspraxen und Gastronomiebetrieben eine solche Zumutung zu ersparen.
Dass nun der Mobilitätsbeauftragte der Stadt, Jürgen Kipke, vorgeschickt wird, die schlechte Nachricht zu verkünden, spricht für sich. Dass die Verwaltung den Schwarzen Peter allein der Avacon zuspielen will, ebenfalls. Doch Kipkes Äußerung, er hoffe, dass die Avacon aus diesen Erfahrungen gelernt habe, weist auch in eine andere Richtung: ins Rathaus selbst. Doch von den Verantwortlichen dort hört man nichts.
Ein Kommentar von Ulf Stüwe
zum Beitrag "Fertigstellung nun erst Ende November"