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Vor den Karren gespannt

12.09.2024 - Nun also doch. Als hätte man drauf warten können, kam kurz vor dem geplanten Ende der Baustelle in der Roten Straße das Eingeständnis aus dem Rathaus: Wir schaffen es nicht. Weil die Baustelle schwieriger sei als gedacht, werde es nun leider länger dauern. Schuld an allem ist die Avacon, sagt das Rathaus. Doch damit glaubt sie, sich einen schlanken Fuß machen zu können.

Wie auch immer die drei Monate Bauzeit zustande kamen, die Lüneburgs Verkehrsdezernent Markus Moßmann nicht müde wurde, als gesetzt und verbindlich anzukündigen, als es noch darum ging, die umstrittene Sperrung des Platzes Am Sande durchzusetzen: Sie sind nicht einzuhalten. Dass Moßmann, der auch Erster Stadtrat von Lüneburg ist, jegliche Verantwortung dafür von sich weist, überrascht nicht. Das ist Alltag im Nichtverantwortungsgerangel einer Verwaltung.

Der Punkt ist nur: Allein Moßmann ist dafür zuständig, dass funktioniert, was er nach draußen verkauft. Sein Fingerzeig auf die Avacon, die bereitwillig einräumt, die Dinge nicht richtig eingeschätzt zu haben, ist billig. Denn es ist sein Job, im Vorfeld zu prüfen, ob die Avacon-Ankündigungen zutreffend und verlässlich sind. Schließlich geht es hier nicht um irgendeine Baustelle. Mit der Sperrung des Platzes Am Sande geht es um Einschränkungen vieler Tausend Menschen, weil Busse nicht mehr wie gewohnt fahren. Täglich. Es geht um Berufstätige und Schüler und um Menschen, die ihren Arzt oder Rechtsanwalt aufsuchen oder auf einen Kaffee in die Stadt fahren wollen. Nicht mit dem Auto, das wird vom Grünen Rathaus ja nicht gern gesehen, sondern mit dem Bus.

Doch es geht auch um mehr. Nämlich um die vielen Geschäfte am Sande, wirtschaftliche Existenzen, die darauf angewiesen sind, dass Busse fahren und mit ihnen Kunden kommen. Dafür zahlen sie dort jeden Monat hohe Mieten, die, wenn der Umsatz ausbleibt, den Gewinn schmälert, der für die Existenzsicherung erforderlich ist – und für die Gewerbesteuer, die die Stadt trotz Bus-Sperre einfordert.

Unterm Strich bleibt übrig: Die Stadtverwaltung hat sich allem Anschein nach vor den Karren der Avacon spannen lassen. Warum sie es zugelassen hat, bleibt nachfragenswert.

Ein Kommentar von Ulf Stüwe
zum Beitrag "Platz Am Sande bleibt länger gesperrt"

 

 

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