17.05.2024 - Jede Stadt, oder besser: Jede Stadtverwaltung setzt ihre eigenen Prioritäten. So auch das Grün-geführte Lüneburg. Welche Prioritäten es in der Hansestadt sind, machte Oberbürgermeisterin Claudia Kalisch schon vor ihrem Amtsantritt klar: Lüneburg soll Fahrradstadt werden. Dass sie mit dieser Ansage tatsächlich das Rathaus erobern konnte, ist wohl weniger dem Tatendrang der Oberbürgermeisterin als vielmehr den Wunschvorstellungen Lastenfahrrad-beseelter Lüneburger zu verdanken. Nun aber schaltet und waltet die Rathauschefin und bemüht sich offenkundig inständig um Anerkennung bei ihren Steigbügelhaltern. Radfahrer stehen deshalb bei ihr weiter hoch im Kurs, auch wenn sie das bisweilen zu verschleiern versucht wie bei dem jetzt angekündigten Straßenausbesserungsprogramm. Dafür sprechen die Zahlen.
Knapp elf Millionen Euro will die Stadtverwaltung in die Sanierung oder besser in den provisorischen Erhalt der schwer angeschlagenen Lüneburger Straßen investieren. Auf den ersten Blick klingt das nach viel Geld. Bei näherer Betrachtung aber wird deutlich, dass die Rathaus-Prioritäten weiterhin klar für den Radwegeausbau gewichtet sind. Besonders deutlich wird dies an zwei Punkten:
Da ist zum einen der geplante "fahrradfreundliche Ausbau" der Sternkreuzung. Rund vier Millionen Euro will die Stadtverwaltung dafür ausgeben, dass Radfahrer die Kreuzung am Kurmittelzentrum möglichst ungestört und ungehemmt mit hoher Geschwindigkeit passieren können. Denn anders ist der geplante Ausbau der Kreuzung, die aktuell selbst für extrovertierte Elektro-Radler bei umsichtiger Fahrweise passierbar ist, nicht zu erklären. Und dann ist da noch der geplante "Premium-Radweg", für den die Stadtverwaltung knapp fünf Millionen Euro locker machen will. Allein diese beiden Fahrradprojekte bringen es auf rund neun Millionen Euro.
Dem gegenüber stehen jetzt die elf Millionen Euro für kaputte Straßen, gestreckt über fünf Jahre. Mit diesem Betrag können gerade einmal die ärgsten Probleme beseitigt werden. Mehr aber ist offenbar nicht gewollt im Grün-radlernden Rathaus.
Dass das Geld jetzt trotzdem ausgegeben wird, dient nur der Absicherung, im Schadensfall als Stadt nicht belangt werden zu können. Ob Kalisch bereit ist, dafür sogar die Anwohner zur Kasse zu bitten, ist die nächste spannende und noch offene Frage.
Ein Kommentar von Ulf Stüwe
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