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Die falschen Signale

27.06.2022 - Dass Lüneburgs Ratsmitglieder von unangenehmem Grummeln befallen werden, sobald die Sprache auf das "DOS" kommt, ist verständlich. Schließlich ist die Kaufkraft, die das Designer Outlet Soltau an seinen künstlichen Einkaufsstandort zieht, nicht von Pappe. Sein Einzugsgebiet umfasst weite Teile von Nord-Niedersachsen und darüber hinaus. Die Resolution, die der Rat jetzt verabschiedete, ist dennoch nicht mehr als ein Ausdruck der Hilflosigkeit. Jetzt wären andere Entscheidungen angesagt. 

Schon 2017 hatte die Unternehmensberatung Dr. Lademann & Partner aus Hamburg ein Gutachten zur Situation des DOS und dessen Erweiterungspläne vorgelegt, vor zwei Jahren wurde es aktualisiert. Das Ergebnis der Gutachter ist eindeutig: Das DOS steht in einem sich verschärfenden Wettbewerb mit anderen Outlet Centern, die fast alle größer sind.

Die Gutachter sind überzeugt, "dass sich die ohnehin schon intensive Wettbewerbssituation für das DOS mit den Entwicklungen in Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen noch weiter verschärfen wird. Wenn das Outlet-Center in Wittenburg realisiert werden sollte, gäbe es ein weiteres Outlet-Center im 90-Fahrminuten-Radius des DOS – und es wäre das dritte Outlet Center, was von Hamburg aus in weniger als einer Stunde erreicht werden kann. Zum Vergleich: Rund um Berlin gibt es nur ein Outlet Center."

Ohne die geplante Erweiterung dürfte das DOS langfristig also kaum Überlebenschancen haben. Die Landesregierung wird also genau abwägen, ob sie dem Antrag auf Erweiterung zustimmen oder sich die Kunden von den Nachbarbundesländern abjagen lassen will. 

Wenn Politik und Verwaltung nun per Resolution der Landesregierung zu Leibe rücken, ist das sicher nicht das Signal, das Hannover sich von den Lüneburgern erhofft. Vor allem, wenn zugleich Signale ausgesendet werden, die Autofahrern deutlich machen, im "Kaufhaus Lüneburg" unerwünscht zu sein, wie die Diskussion um die Abschaffung von Parkraum und der geplante Ausbau zur "Fahrradstadt" zeigt. 

Lüneburg, will es den Anschluss nicht verpassen und ein langsames Sterben seiner Innenstadt-Geschäfte verhindern, muss andere Signale setzen. Zum Beispiel die Schaffung von kostenlosen Parkplätzen am Stadtrand in Kombination mit einem Bus-Shuttle, der die Kaufwilligen im Zehn-Minuten-Takt in die Innenstadt bringt. Einkaufsvergnügen statt Einkaufsstress. Dann, aber auch erst dann, kann man immer noch über weniger Parkraum in der Innenstadt nachdenken. 

Es wird Zeit, dass wieder mehr im "Sowohl als auch" statt im "Entweder oder" gedacht und die Augen nicht vor der Realität verschlossen werden. Fahrradgetriebene Ideologie-Debatten helfen nicht weiter.

Ein Kommentar von Ulf Stüwe
zum Beitrag "Kein Verständnis für Erweiterung"

 

 

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