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Kampfplatz Sande

Oberbürgermeisterin Kalisch kritisiert CDU-Abgeordnete und räumt Fehler ein

Problem oder Lösung? Die umstrittenen Lüneburger Stadtmöbel und ihre ideelle Schirmherrin Oberbürgermeisterin Claudia Kalisch sind in die Kritik geraten. Foto: Stadt LüneburgLüneburg, 04.06.2025 - Die für Viele zunehmend bedrohlich wirkende Trinker- und Drogenszene am Platz am Sande hat nun auch das Rathaus der Stadt erreicht. In einer am Abend veröffentlichten Pressemitteilung der Stadtverwaltung räumt Oberbürgermeisterin Claudia Kalisch "wachsendes Unsicherheitsgefühl" in Teilen der Bevölkerung ein. Zugleich kritisiert sie Äußerungen der CDU-Ratsfrau und Landtagsabgeordneten Anna Bauseneick, die angesichts der Zustände am Sande vor einem "Ort des Gegeneinander" warnt (LGheute berichtete). 

"Wenn die CDU-Landtagsabgeordnete Anna Bauseneick in einer Pressemitteilung davor warnt, dass aus einem lebendigen Zentrum ein Ort des Gegeneinanders zu werden drohe, ist das kontraproduktiv und schürt genau dieses Gegeneinander", kritisiert Oberbürgermeisterin Kalisch, die zum Beweis auf "erschrockene Reaktionen auf diese Äußerungen" verweist, die sie angeblich erhalten hat. Ihre Antwort auf die Bauseneick-Kritik: "Solche Äußerungen schaden der Stadt und helfen nicht weiter." 

Wirksame Hilfe gibt es aus Sicht der Oberbürgermeisterin – "wir nehmen die Sorgen ernst" –, dadurch, indem Ordnungsdienst, Sozialarbeit sowie die vorhandenen Beratungsangebote weiter aufgestockt werden sollen. Das Thema habe bei ihr "höchste Priorität", das belege die bereits im vergangenen Jahr erfolgte Einführung des Kommunalen Ordnungsdienstes.  

◼︎ Wo ist der KOD?

Das Problem: Von dem Kommunalen Ordnungsdienst (KOD) ist bislang meist nur wenig zu sehen. Das jedenfalls beklagt CDU-Politikerin Bauseneick. Kalisch räumt das auch indirekt ein, indem sie darauf verweist, dass dieser Dienst derzeit nur zwei Personen umfasse. Er soll deshalb, wenn es nach dem Willen der Oberbürgermeisterin geht, sukzessive anwachsen und in voller Stärke 13 Stellen umfassen – wofür zuallererst die Zustimmung des Rats der Stadt benötigt wird, die ihr finanzielles Limit bekanntlich längst um ein Vielfaches überschritten hat.

Im Übrigen setzt Kalisch auf Althergebrachtes, wohl wissend, die problematischen Zustände damit nicht lösen zu können: "Wir brauchen hier präventive und deeskalierende Maßnahmen und die Begleitung der Menschen durch professionelle Streetworker." Nur: Die angeblich "deutliche Erweiterung" des Umfang des Streetworks in Lüneburg, die Kalisch in diesem Zusammenhang für sich reklamiert, hat die erhofften Erfolge offenbar nicht gebracht. 

◼︎ Problematische Stadtmöbel

Und was ist mit den umstrittenen "Stadtmöbeln", den Sitzgelegenheiten aus Stahl und Holz, die am Sande aufgestellt wurden und inzwischen auch von der Trinker- und Drogenszene in Anspruch genommen werden? Sind sie Teil der Lösung oder Teil des Problems der Zustände, die aktuell beklagt werden?

Aus dem Rathaus kommt dazu nur dies: Mehrere Teilnehmer eines Treffens von Polizei, PKL, Lebenshilfe und anderen Akteuren hätten geschildert, dass die zusätzlichen Bänke am Sande helfen, die Situation im Innenstadtgebiet "insgesamt zu entzerren und so die Buswartehäuschen zumindest bei gutem Wetter wieder für die Fahrgäste zur Verfügung zu stellen".

◼︎ Doch kein friedliches "Miteinander"

Auch würden Polizei und Streetworking von einem "grundsätzlich friedlichen Miteinander" berichten und darüber, dass an den Bänken am Sande tagtäglich auch Menschen aus Szene, Innenstadtbesuchern und Touristen aufeinandertreffen, ohne dass es zu Vorfällen komme. Von diesem "friedlichen Miteinander", auf das sich auch die Stadtverwaltung in einer Pressemitteilung bezogen hatte, rudert das Rathaus nun aber zurück: "Vielleicht war darin der verwendete Begriff des 'Miteinanders' an den Bankstandorten nicht ganz glücklich", so Kalisch. Im Kontext aber sei die Aussage richtig gewesen, nicht zuletzt, weil mit einem Rückbau der Bänke die "Rückverlagerung der Szene in die Bushaltestellen und Hauseingänge" die Folge sein könnte.

 

 

Kommentare  
Schönes Polikerdeusch. Erstmal schön alles kleinreden und ein paar halbherzige Dinge in den Raum stellen. Klar ist, um eine solche Szene machen Normalbürger einen großen Bogen und das schmälert die Attraktivität vor Ort enorm. Klar ist auch, es gibt hier keine ganz einfachen Lösungen. Man muss sich aber schon gut überlegen, ob man diese Szene an diesem Ort tolerieren möchte. Zumindest mit einem Alkoholverbot außerhalb der Gastro am Platz könnte man versuchen gegenzusteuern und die Szene zu verlagern.
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