Verwaltung scheitert im Rat mit Streichplänen – Verbände begrüßen den Beschluss
Lüneburg, 21.07.2022 - Zu der Streichung von 125 Parkplätzen in Lüneburgs Innenstadt kommt es vorerst nicht. Ein entsprechendes Vorhaben der Stadtverwaltung wurde in der jüngsten Ratssitzung mehrheitlich abgelehnt. Zunächst solle ein bereits beauftragtes Gutachten zur Parkraumbewirtschaftung abgewartet werden. Die lokale Wirtschaft begrüßt die Entscheidung.
"Das ist eine gute Nachricht für die Innenstadtwirtschaft", kommentierte Michael Zeinert, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Lüneburg-Wolfsburg (IHKLW), den Beschluss des Rates. Er zeuge von einem "zukunftsorientierten Agieren der Ratsmitglieder. Aufenthaltsqualität und Erreichbarkeit stünden in einem Spannungsfeld, das behutsam ausgeglichen werden müsse, so Zeinert. "Wir alle wollen eine Aufwertung der Innenstadt und mehr Aufenthaltsqualität. Im Wettbewerb der Standorte ist die innerstädtische Wirtschaft aber auch auf eine möglichst problemlose äußere Erreichbarkeit angewiesen."
Wie berichtet, hatte die Stadtverwaltung ihre Streichungspläne im nicht öffentlich tagenden Verwaltungsrat der Stadt vorgestellt und dort auch Zustimmung erfahren. Allerdings wurde das Thema dann überraschend von der Tagesordnung der darauffolgenden Ratssitzung genommen. Oberbürgermeisterin Claudia Kalisch ahnte vermutlich, für ihre Pläne keine ausreichende Ratsmehrheit zu erhalten.
◼︎ CDU und SPD stellten sich quer
Die Kritik an der Streichung der Parkplätze nahm dennoch weiter zu, die CDU organisierte sogar eine Online-Petition. In einem gemeinsamen Antrag zur jüngsten Ratssitzung schließlich hatten sich CDU und SPD dafür eingesetzt, zunächst das Ergebnis des laufenden Gutachtens zur Parkraumbewirtschaftung abzuwarten. Sie konnten sich im Rat mit knapper Mehrheit durchsetzen.
Die IHKLW hatte sich gemeinsam mit DEHOGA-Bezirksverband Lüneburg, Handelsverband Harz-Heide e.V., Lüneburger Citymanagement e.V. (LCM) und dem Verein der Lüneburger Gastronomen bereits Anfang Mai für eine entsprechende Verschiebung ausgesprochen. Alle fünf Wirtschaftsvereinigungen hatten ein umfassenderes Konzept gefordert, das auch und gerade die Kunden aus der Region berücksichtigt und diesen auch in Zukunft eine gute Innenstadterreichbarkeit ermöglicht.
"Wir freuen uns sehr, dass wir mit unseren Argumenten bei SPD und CDU auf offene Ohren gestoßen sind und beide Parteien sich jetzt mit ihrem Antrag im Rat durchsetzen konnten", so Zeinert. Als Oberzentrum für vier Landkreise sei es für die Hansestadt Lüneburg bedeutend, Kunden aus dem Umland und Touristen bei Mobilitätskonzepten mitzudenken. Auch ältere oder eingeschränkte Personen seien auch in Zukunft auf Parkmöglichkeiten im Innenstadtkern angewiesen. Und gerade nach der Corona-Pandemie sei eine gute Erreichbarkeit auch für die Innenstadtwirtschaft wichtig.
◼︎ Umfrage: 73 Prozent kommen mit dem Auto
Eine gemeinsam von allen Wirtschaftsvereinigungen durchgeführte Umfrage unter der Lüneburger Innenstadtwirtschaft verdeutlicht dabei die Relevanz des Autoverkehrs. Danach ist für 94 Prozent der Betriebe die Erreichbarkeit des Standortes wichtig bis sehr wichtig für den Geschäftserfolg, 73 Prozent der Innenstadtkunden kommen mit dem Auto. Das Auto ist damit mit großem Abstand das wichtigste Verkehrsmittel. 74 Prozent des Umsatzes der Lüneburger Innenstadt sind auf Kunden aus dem Umland oder auf Touristen zurückzuführen. Unter dem Strich erwarten 80 Prozent der befragten Betriebe negative Auswirkungen durch die spürbare Reduzierung von innenstadtnahen Parkplätzen und lehnen die Pläne der Lüneburger Verwaltung deshalb ab.