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Aufgelesen: Populismus mit Gottes Segen

Der EKD-Ratsvorsitzende fordert eine Sonder-Abgabe der Vermögenden

Foto: LGheute20.06.2021 - War es die übliche Naivität oder nur beifallhaschender Populismus? Besonders klug war es jedenfalls nicht, dass sich der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche Deutschlands (EKD) für eine Sonder-Abgabe von Vermögenden zur Bewältigung der Corona-Folgen einsetzt. Wie der "Spiegel" berichtet, fordert Heinrich Bedford-Strohm eine "gerechte Verteilung" der Corona-Kosten und einen "besonderen Beitrag von Vermögenden und Profiteuren der Pandemie". Dies aus dem Mund eines Vorsitzenden einer Kirche zu hören, die sich seit Jahrzehnten hemmungslos bei Steuerzahlern bedient, macht mehr als nur nachdenklich.

Die beiden großen Kirchen in Deutschland haben 2018 und 2019 so viel Kirchensteuer erhalten wie nie. Trotz sinkender Mitgliederzahlen erreichten diese Einnahmen mit insgesamt rund 25,1 Milliarden Euro zwei Jahre hintereinander Rekordhochs. Davon erhielt die katholische Kirche 13,4 Milliarden Euro und die evangelische 11,74 Milliarden Euro. Grund für die wundersame Geldvermehrung: Die Kirchensteuer ist an das Einkommen der Beschäftigten gekoppelt. Verdienen diese mehr, bekommen auch die Kirchen mehr.  

Von einer "Kirchen-Sonderabgabe" zugunsten des Ausbaus von Schulen, Kindergärten oder Krankenhäusern war von Heinrich Bedford-Strohm weder 2018 noch 2019 etwas zu hören. Doch nicht nur da hinkt die EKD ihren eigenen hohen moralischen Ansprüchen hinterher. Gern nimmt sie auch die Arbeit tausender Ehrenamtlicher in Anspruch, denen sie oftmals nicht einmal die Kosten für ihren Einsatz erstattet. Ein selbstgefälliges "Vergelt's Gott" muss da reichen. 

Vielleicht hätte Heinrich Bedford-Strohm doch besser vorher einmal in die prall gefüllten EKD-Kassen schauen sollen, als er jetzt einforderte, dass "diejenigen, die besonders profitiert haben und mit Wohlstand besonders gesegnet sind, auch in besonderer Weise an den Kosten der Pandemie beteiligt werden".

Wer jetzt aber glaubt, die EKD wird aus ihrem überhöhten Selbstverständnis heraus schon ein paar Millionen locker machen, dürfte sich vermutlich getäuscht sehen. Eher andersrum wird ein Schuh draus: Bedford-Strohm wird vermutlich über die dramatischen Verluste klagen, die seiner Kirche während der Pandemie entstanden sind und den Staat, also die Beschäftigten, um Erstattung der entgangenen Einnahmen bitten.

 

 

Kommentare  
Hier geht es um einen Betrag im Mannheimer Morgen. Vielleicht sollte man den Beitrag, also die Originalquelle überhaupt erstmal lesen, bevor man anfängt sich aufzuregen. Außerdem ist die Kirche nicht die GEZ, Sie haben hier nämlich jederzeit die Möglichkeit auszutreten, wenn Ihnen das Programm nicht passt.
Sie wollen damit also sagen, dass es nicht stimmt, was der Spiegel geschrieben hat?
Da kann man Ulf Stüwe nur zustimmen. Der Umgang der Kirchenverwaltung mit ihrem Geld und ihren Ressourcen ist skandalös. Warum muss eigentlich die Kirche nicht wie jede andere Kapitalgesellschaft ihr Zahlenwerk zum Beispiel im Bundesanzeiger veröffentlichten? Wenn man weiß, dass Kirchenfürsten unserer Landeskirche Dienstreisen zum Papst und zur Partnergemeinde nach Südafrika unternehmen, dann kann man das sicher unter dem Motto"Arbeiten wo Andere Urlaub machen" verbuchen. Es kann aber auch Veruntreuung von Firmengeldern sein. Auf der anderen Seite werden ehrenamtlichen Mitarbeitern nicht mal Fahrtkosten erstattet. Ich bedaure jedenfalls zutiefst jahrzehntelang Kirchensteuern bezahlt zu haben. Mit dem Geld hätte man viel Gutes tun können.
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