Der "Spiegel" fordert den Rücktritt von Annalena Baerbock
10.06.2021 - Es hat etwas gedauert, dafür aber kommt die Abrechnung des "Spiegel" mit Annalena Baerbock nun umso heftiger. "Das war's" schreibt Spiegel-Kolumnistin Bettina Gaus heute und lässt damit das politische Fallbeil für die grüne Kanzlerkandidatin mit geschöntem Lebenslauf nach unten rauschen. Nur noch Wunder könnten den nicht nur von den Grünen herbeigesehnten Shooting-Star retten. Doch daran glaubt inzwischen noch nicht einmal mehr der "Spiegel".
Nicht das "Aufhübschen" ihres Lebenslaufs habe Baerbock letztlich das Genick gebrochen, sondern der selbst herbeigeführte Verlust ihrer Glaubwürdigkeit, schreibt Gaus. Und sie zieht daraus den Schluss: "Die nächste deutsche Bundeskanzlerin wird nicht Annalena Baerbock heißen."
Diese Feststellung muss den Machern des "Spiegel" richtig weh getan haben. Über Monate war das Wochenmagazin an vorderster Front dabei, den weiblich-grünen oder grün-weiblichen Hoffnungsträger ins Kanzleramt zu schreiben. Und er hielt selbst dann noch daran fest, als andere bundesdeutsche Medien nach Baerbocks Nebeneinkünfte-Fehltritt die liebgewonnene Nähe zu ihr lieber mieden.
Doch der "Spiegel" wäre nicht der "Spiegel", wenn er nicht einen Grund für das Baerbock'sche Scheitern ausgemacht hätte: Klar, die Sache mit den Nebeneinkünften und dem getürkten Lebenslauf war dumm. Ihren "Niedergang" sieht Gaus aber auch im "Ergebnis von niederträchtiger Berichterstattung" – also der journalistischen Kategorie, die der "Spiegel" wie kaum ein anderer beherrscht.
Ärgerlich aus "Spiegel"-Sicht ist nur, dass das Wochenmagazin im Fall Annalena offenkundig auf die falsche Karte gesetzt hat. Um jetzt nicht ganz dumm dazustehen, geht Gaus auch gleich voll in die Offensive: Sie fordert den Rücktritt von Annalena Baerbock. Nur so könne sie sich retten und im Folgenden zur strahlenden "Ikone" der Grünen werden – glaubt zumindest Frau Gaus.
In einerm hat die Kolumnistin aber Recht wenn sie schreibt: "Mit Frauenfeindlichkeit hat all das übrigens nichts zu tun. Wenn Robert Habeck seinen Lebenslauf geschönt hätte, müsste er sich ebenfalls Nachfragen gefallen lassen. Der Kampf für Gleichberechtigung kann nicht bedeuten, dass Frauen keinerlei Kritik aushalten müssen." Diese Bemerkung ging gegen Katrin Göring-Eckardt, die sich tatsächlich zu der Bemerkung verstieg, die Kritik an den verspäteten Nebeneinkünften und den Aufschneidereien in Annalena Baerbocks Lebenslauf sei nicht gerechtfertigt, schließlich sei sie ja eine Frau.