18.05.2021 - Die "alten weißen Männer" als gern gebrauchtes abschreckendes Beispiel vermeintlich Aufgeklärter für eine angeblich verbohrte, sexistische, egoistische und integrationsunwillige Gruppe, die gibt es schon. Nun aber wird das nächste Stigma produziert: "Die Älteren". Sie nämlich sollen es sein, die den Jüngeren den Impfstoff klauen und ihnen damit das Recht auf ein Corona-zwangsbefreites Leben nehmen. Das ist nicht nur eine unzulässige Pauschalisierung, sie lässt auch Erinnerungen an dunkle Zeiten deutscher Geschichte hochkommen.
Es ist und war immer schon ganz einfach: Es sind die ... – die Folgen einer solchen Stigmatisierung sind aus der jüngeren deutschen Geschichte weithin bekannt. Inzwischen scheint dies aber wieder hoffähig zu sein. Jüngstes Beispiel: die ARD-Sendung "hart aber fair". Dort waren "die Älteren" Zielscheibe einer Diskussion, in der es darum ging, wie eine "Impfgerechtigkeit" möglich sei. Dass aus der Gruppe der Älteren kein Vertreter mit am Tisch saß, störte dort offenbar niemanden.
Das mag inzwischen medialer Konsens zu sein. Das Gefährliche daran: Wenn gesellschaftliche Gruppen ungeschützt pauschal diskriminiert werden dürfen, wird ein Tor geöffnet, das schon einmal in Deutschland fatale Folgen hatte. Das sollten Medienvertreter nicht nur wissen, dem sollten sie sich auch mit aller Deutlichkeit entgegenstellen. Dass sie es immer häufiger nicht tun, zeigt zweierlei auf: deren Unbekümmertheit über die Folgen ihres Tuns und/oder deren Unfähigkeit, dem Druck der Jungen stichhaltige Argumente (siehe oben) entgegenzusetzen.
Ihre Unfähigkeit und/oder ihr Nichtstun macht die jugendorientierten Medien in den Augen der Jüngeren aber genau zu dem, was sie gerade nicht sein wollen: autoritätsunfähig. Denn sie sind nicht imstande, ihre ihnen qua Alter und Erfahrung zugesprochene und von den Jüngeren herausgeforderte Autorität anzuwenden, geweige denn zu erkennen. Damit aber offenbaren sie sich zugleich als autoritätsabhängig von eben dieser Generation, die ihnen vorgeben soll, wie sie zu denken haben.
Dass viele der älteren Journalisten, die in den Redaktionen heute den Ton angeben oder in den Chefredaktionen Platz genommen haben, sich dennoch zum Geist der "68er" zählen, ist für diese Generation wahrlich kein Gütesiegel.