03.01.2018 - Die Öffentlich-Rechtlichen kamen bei der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) noch nie gut weg. Kein Wunder, werden Erstere doch auf Kosten des Steuerzahlers finanziert, während die andere sich am Markt, sprich bei den Lesern behaupten muss. Nun aber beklagt die FAZ auch noch schlechten Journalismus der "Tagesschau", und das ausgerechnet an ihrem 40. Geburtstag. Vordergründig geht es um die Nicht-Berichterstattung des Senders über den Mord an der fünfzehnjährigen Mia aus Kandel, der mutmaßliche Täter: ein junger Asylbewerber aus Afghanistan. Der eigentliche Vorwurf der FAZ aber lautet viel schlimmer: Der Sender fragt nicht aus Angst vor den Antworten.
Es gelte, so schreibt FAZ-Autor Michael Hanfeld, wie bei den Übergriffen auf Frauen am Silvesterabend in Köln vor zwei Jahren und dem Attentat auf dem Breitscheidplatz in Berlin vor Weihnachten 2016, den Blick auf Versäumnisse zu lenken und diese zu benennen. "Sonst denkt man am Ende, es hätten jene recht, die auch mit Blick auf die Medien als vermeintlicher 'vierter Gewalt' so gerne von einem kompletten 'Staatsversagen' sprechen."
Weil die "Tagesschau" aber gerade nicht hinschaue und Fragen bewusst nicht stelle, wirft FAZ-Autor Michael Hanfeld dem Sender "Täterschutz der linksliberalen Öffentlichkeit" vor. Der setze immer dann ein und stelle die Verhältnisse auf den Kopf, "sobald Kriminalität, Herkunft, Flüchtlingszuzug und die Sozialisation in zutiefst patriarchalisch geprägten Gesellschaften in einen Zusammenhang gestellt werden. Denn das, so die Argumentation, sei Hetze und nutze nur den Rechten. Also werden, was den Journalismus angeht, Hilfsargumente angeführt, um möglichst gar nicht zu berichten, es werden entlastende, fragwürdige Angaben sofort übernommen (fünfzehnjährige Jugendliche, Beziehungstat) und es wird – zu Recht – auf Ausbrüche von Fremdenhass und Tiraden im Netz verwiesen".
Dies aber, so Hanfeld, führe zum genauen Gegenteil dessen, was durch das Verdrehen, Verschweigen, Ausblenden oder Ignorieren von Fakten gerade vermieden werden soll. Der FAZ-Autor spricht deshalb von einer "Berichterstattung, die mehr mit Aktivismus denn mit Journalismus zu tun hat und mit ihrer vermeintlichen Volkspädagogik immer weiter Sturzbäche auf die Mühlen derjenigen leitet, die zu bekämpfen sie vorgibt".
Was Hanfeld nicht explizit ausspricht: Als Staatssender – und nichts anderes ist die von Landespolitikern gelenkte ARD – hat der öffentlich-rechtliche Sender genau diesen Auftrag: "Volkspädagogik". Nebenbei: Klagen in der "Tagesschau" wegen zu starker politischer Einflussnahme auf Medien in der Türkei sind deshalb nicht nur unter diesem Blickwinkel pure Heuchelei.